Denkmale und Gedenkorte der Napoleonischen Kriege in Braunschweig
Im Braunschweiger Stadtgebiet erinnern nicht weniger als sieben Denkmäler an die Zeit der Napoleonischen Kriege, in der das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel zeitweilig in das Königreich Westphalen eingegliedert war. Sie sind dem Gedenken an bestimmte Ereignisse und Protagonisten gewidmet. Allen voran dem Gedenken an den „Schwarzen Herzog“ Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, der am 16. Juni 1815, zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo, in Quatre-Bras gefallen war. Die Denkmäler, von denen einige in der städtischen Umgebung kaum auffallen, während andere als weithin sichtbare Monumente den Stadtraum prägen, sind nicht aufgrund einheitlicher Planung entstanden. Vielmehr wurden sie nach und nach – meist auf bürgerschaftliche Initiative hin – aufgestellt. Je nach Intention und Aussage markieren sie entweder Orte, die wegen der Ereignisse, die dort standgefunden haben, für bedeutsam gehalten wurden, oder sie wurden mit Blick auf ein städtebauliches Umfeld aufgestellt, das neu zu gestalten war.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig und dem daraus resultierenden Verfolgungsfeldzug der Alliierten konnten am 31. März 1814 die Siegermächte in Paris einmarschieren, Napoleon dankte als französischer Kaiser ab. In Paris sahen sich die deutschen Truppen und die mitreisenden Berichterstatter mit den von Napoleon aufgestellten Monumenten konfrontiert, die seine militärischen Erfolge in ganz Europa feiern: Die Colonne Vendôme sowie der Triumphbogen der Großen Armee auf dem Place du Carrousel lösten Empörung und Verachtung aus. Zugleich wurde der Einzug in Paris journalistisch begleitet und man stellte die Frage zur Diskussion, wie man in Deutschland den Sieg über Napoleon feiern soll.
Zu dieser Zeit befand sich die deutsche Bildhauerei in der Krise. Durch die durch Napoleon eingeführte Säkularisation im Jahre 1803 wurde die Kirche mittellos und fiel als Auftraggeber weitestgehend weg. Die durch die Kriege gebeutelten Fürsten und Könige blickten auf erschöpfte wirtschaftliche Grundlagen, sodass aufwendige Aufträge an Künstler ausblieben. Daher verwundert es nicht, dass die ersten Denkmalsetzungen der Befreiungskriege mit bürgerlichen Spenden finanziert wurden, was als Teil des gesellschaftlichen Prozesses bürgerlicher Ermächtigung und politischer Anteilnahme gesehen werden kann. In der Euphorie über den siegreichen Ausgang werden bereits in den Jahren 1813-1815 erste Vorschläge für Denkmalsetzungen in Wochenzeitungen publiziert, zumeist aus der Feder etablierter Künstler oder einflussreicher Persönlichkeiten. Ernst Moritz Arndt oder Johann Heinrich Dannecker z.B. veröffentlichten ihre Vorschläge zu einem „Siegesdenkmal“ auf dem Schlachtfeld bei Leipzig, August von Kotzebue schlug die Translozierung einer römischen Säule aus dem Odenwald nach Leipzig vor, um das vermeintliche römische Siegesmal über die Germanen zum Zeichen der gelungenen Revanche umzudeuten. Ein Dom in gotischen Stilformen wurde von Karl Friedrich Schinkel als erster Entwurf für ein Nationaldenkmal in Berlin im Auftrag des Preußischen Königs vorgelegt.
Der Löwenwall (1823)
Ein Aufruf, für ein Denkmal zu Ehren der beiden in den Befreiungskriegen gefallenen Braunschweiger Herzöge zu spenden, wurde in den „Braunschweigischen Anzeigen“ im Jahre 1815 publiziert. Es sollte jedoch bis 1823 andauern, bis das Monument nach Plänen von Peter Joseph Krahe (1758-1840) errichtet wurde. Krahe hatte schon zuvor Ehrenmäler im Dienste der französischen Armee errichtet und sich dabei am Formenkanon antiker Grabdenkmäler orientiert: Das Grabdenkmal für General Marceau in Lützel bei Koblenz (1797) sowie das Grabdenkmal für General Hoche in Weißenthurm (1797/1798), die beide in Form von Obelisken in erhöhter Position an einer weithin sichtbaren Stelle errichtet wurden. Hierbei wurde das aktuelle politische Geschehen nicht nur durch die rezipierten architektonischen sowie bildhaften Elemente erfasst, sondern es handelte sich vor allem um das Setzen imperialer bzw. herrschaftlicher Symbole.
Auch in Deutschland waren Obelisken schon länger als Denkmäler gesetzt worden: Der Rheinsberger Obelisk aus dem Jahre 1790 ist ein im Park des Schlosses gelegenes „Heldendenkmal“, welches nicht nur dem im Siebenjährigen Krieg gefallenen Prinzen August Wilhelm von Preußen galt, sondern auch jedem der beteiligten Offiziere. Ungefähr gleichzeitig mit Krahe konzipierte Karl Friedrich Schinkel das 1819 aufgestellte Ehrenmal für den in Bunzlau gestorbenen Generalfeldmarschall Fürst Michail Kutusow, der als Oberbefehlshaber des russischen Heeres Napoleon in Russland besiegt hatte: Ein 12 Meter hoher Obelisk aus dunklem Gusseisen mit goldunterlegten mehrsprachigen Inschriften, auf einem Treppenpostament, flankiert von vier gusseisernen Löwen, entworfen vom Bildhauer Johann Gottfried Schadow und gegossen in der königlichen Eisengießerei in Berlin. Krahe entwarf für Braunschweig ein ganz ähnliches Denkmal, das er mit einem „Denkmal-Direktorium“ aus Mäzenen, bedeutenden Stadtbürgern und Geheimräten abstimmte. Die bereits ab 1802 angelaufenen und von Krahe koordinierten Planierungsarbeiten am Wall wurden nach 1815 wieder aufgenommen, so dass in sukzessiver Fortführung eines städtebaulichen Grundplanes sich Gelegenheiten boten, neue Akzente zu setzen. Als Standort für das Ehrenmal wurde das ehemalige Wilhelmsbollwerk ausgewählt und als „Monumentplatz“ umgestaltet. Hier war von Krahe bereits 1805 ein Palais für den Prinzen Friedrich Wilhelm begonnen worden, das als „Bauruine“ abgerissen wurde. Schon vor dem Entwurfskonzept von 1815 hatte Krahe auf dem Gelände des Wilhelmsbollwerks die Anlage eines öffentlichen Platzes angeregt, jedoch zunächst mit unkonkreten Plänen eines champs de Mars. Nun entstand ein lang gestreckter, im Grundriss antik-römischen Hippodromen nachgeformter Platz mit einer umlaufenden Allee. Sie umschließt die Platzfläche, in deren Mitte sich der Obelisk auf einem gestuften, von Löwen eingefassten Unterbau erhebt. Auch Krahe ließ Obelisk und Löwen aus Gusseisen fertigen.
Das Olfermann-Denkmal auf dem Nußberg (1832)
Den Nußberg hatten Braunschweiger Bürger bereits 1815 als Standort eines Monuments für die so genannten Befreiungskriege ins Auge gefasst, auch wenn damals noch keine konkreten Gestaltungsvorschläge gemacht wurden. Das Denkmal sollte allerdings „von kolossaler Art“ sein und aus langlebigen Materialien bestehen. Als höchste Erhebung im Vorfeld der Stadt und als natürliche Barriere für den von Braunschweig in Richtung Riddagshausen schweifenden Blick bot sich der Nußberg als Aufstellungsort an. An seinem zehnten Todestag am 18. Oktober 1832 ehrten die ehemaligen Offizierskameraden Generalmajor Johann Elias Olfermann (1776-1822), den Kommandanten der Braunschweigischen Truppen in der Schlacht bei Waterloo, indem sie ihm ein Säulenmonument am westlichen Rand des Nußbergplateaus errichteten. Vor der Anlage des Prinz-Albrecht-Parks (ab 1895) diente die Fläche westlich des Nußbergs als Exerzierplatz; das Olfermann-Denkmal erhob sich also über einer militärischen Anlage und richtete sich in erster Linie an die Soldaten der Braunschweiger Garnison. Entwerfer und ausführender Bildhauer sind nicht überliefert. Die Säule, die durch die Bekrönung mit Waffentrophäen zu einer Siegessäule wurde, stammte aus dem barocken Braunschweiger Residenzschloss, das beim Volksaufstand gegen Herzog Karl II. 1830 niedergebrannt wurde.
Das Schill-Denkmal (1837)
Das Schill-Denkmal bildet eine Gedenkstätte im engeren Sinne, da es am Ort der Hinrichtung von 14 Schillschen Freikorps-Kämpfern errichtet wurde. Jérôme Bonaparte hatte die öffentliche Hinrichtung der 1809 in Stralsund gefangen genommenen Soldaten in Braunschweig zur gezielten Abschreckung angeordnet, denn Major von Schill und seine sogenannten Schillschen Jäger führten während der Koalitionskriege nicht nur einen bis dato erfolgreichen Guerrillakampf gegen die französischen Besatzungsmächte, sondern schafften es auch, die Bevölkerung zum Widerstand zu animieren und somit Aufstände in Brandenburg und Mecklenburg zu entfachen. In der schillernden und als Volksheld gefeierten Person Schills manifestierte sich der Gedanke der nationalen Erhebung. Es bestand die Gefahr, dass sich die Braunschweiger Bürger den Truppen Schills anschlossen, und um das zu verhindern, fand am 31. Mai 1809 der Schauprozess statt. Der Platz, an dem das heutige Grabdenkmal steht, entspricht der historischen Hinrichtungsstätte, die sich außerhalb des Wallringes östlich der ehemaligen Augusttorkaserne befand, in der die Soldaten gefangen gehalten wurden. Auf Anregung des bekennenden Patrioten Karl von Vechelde, des Stadtadels und der Bürger wurden die Gebeine der Soldaten im Jahre 1836 in einer Gruft bestattet, zu der später der Kopf des Majors von Schill hinzugebettet wurde. Der Gruft wurde ein von Kanonenrohren umfasstes Grabmonument mit einem Eisernen Kreuz aufgesetzt, wohl nach Entwurf von Otto Uhlmann. Als Teil der Anlage entstand auch ein Wachhaus, in dem heute ein Gedenk- und Informationsort für die Opfer eines Außenlagers des Konzentrationslagers Neuengamme, das auf dem Nachbargrundstück bestand, und für die weiteren Opfer des Nationalsozialismus in Braunschweig eingerichtet ist. Das Gestaltungskonzept des Schill-Denkmals hat einen Vorgänger im Eisernen Kreuz in Iserlohn, welches 1816 als eines der ersten dieser Art errichtet wurde, um den Wiedereinzug der Preußen in der Grafschaft Mark zu feiern. Der Ursprung des Motivs des Eisernen Kreuzes stammt von Schinkel, der es als Auszeichnung konzipierte, die der preußische König Friedrich Wilhelm III. 1813 für Verdienste in den Befreiungskriegen gestiftet hatte. Neben der Denkmalsetzung wurden das Opfer und der Einsatz des Schillschen Freikorps mit dem preußischen Verdienstorden geehrt.
Der Obelisk von Ölper (1843) und die Friedrich-Wilhelm-Eiche (1850)
Zwei Denkmäler, der Obelisk von Ölper und die Friedrich-Wilhelm-Eiche, markieren Braunschweigische Erinnerungsorte, die mit dem Zug des Herzogs Friedrich Wilhelm und seiner „Schar“ im Sommer 1809 durch Norddeutschland zusammenhängen. 1843, als der gusseiserne Obelisk an der Celler Heerstraße aufgestellt wurde, lagen zwischen Braunschweig und Ölper nur Felder und Weiden. Auch wenn er mit seinen sechs Metern nur die halbe Höhe des Obelisken auf dem Löwenwall erreicht, konnte der außerhalb bebauten Gebietes südlich von Ölper aufgerichtete Obelisk bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Fernwirkung entfalten. Hier hatte am 1. August 1809 das „Gefecht von Ölper“ stattgefunden, nach dem das Braunschweigische Freikorps mit dem Herzog nach Norden ziehen und nach England übersetzen konnte.
Als Standort des Obelisken fiel die Wahl auf den Hügel, weil er als einziger aus der Niederung zwischen Oker und Schölke herausragte und dem Denkmal einen Platz bot, der vor Überschwemmungen sicher war. Das Denkmal, entworfen von Koch, wurde am 15. Oktober 1843, dem dreißigsten Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, eingeweiht. Die Wahl des Termins macht deutlich, dass man den Zug der Schwarzen Schar 1809 in Braunschweig als wichtigen Beitrag zur Befreiung der deutschen Fürstentümer von der Napoleonischen Herrschaft verstand.
Während seines kurzen Aufenthalts in Braunschweig hatte Friedrich Wilhelm zwar offiziell seinen Anspruch auf das Braunschweiger Herzogtum proklamiert, von einer Übernachtung im Residenzschloss am Bohlweg jedoch abgesehen. Stattdessen verbrachte er die Nacht vor dem Gefecht bei Ölper unter freiem Himmel am Petritor. Nach Schleifung der barocken Wallanlagen 1802/1803 hatte Peter Joseph Krahe die Esplanade am Petritor als breite, von Alleen gesäumte Platzanlage gestaltet. Unter einer der jungen Akazien, die an der Ostseite des Platzes gepflanzt worden waren, soll sich der Herzog in der Nacht zum 1. August 1809 ein Strohlager bereitet haben. Ein Aquatintablatt von Eberhard Siegfried Henne rekonstruiert die Situation.
Als Friedrich Wilhelm nach dem Sieg über Napoleon aus dem englischen Exil zurückkehrte und am 22. Dezember 1813 mit militärischen Ehren in Braunschweig empfangen wurde, zog er durch das Petritor in die Stadt ein, das mit einer Festarchitektur geschmückt wurde. Die Stelle, an der er 1809 biwakiert hatte, blieb allgemein in Erinnerung. 1850 ließ der Braunschweiger Kriegerbund im Zuge des 35. Waterloo-Jubiläums, eine Eiche pflanzen. Dass die Wahl auf eine Eiche fiel, lag an der patriotischen Symbolik, die der Eiche im Gedenken an die Befreiungskriege zugeschrieben wurde. Rund zehn Jahre später wurde ein gusseisernes Gitter um die Gedenkeiche aufgestellt, dessen sprechende Gestaltung mit Kanonenrohren den militärischen Kontext aufscheinen lässt, in dem die herzogliche Übernachtung von 1809 einzuordnen ist.
Die Reiterstandbilder der Braunschweiger Herzöge (1874)
Einen gewissen Schlusspunkt der Denkmalsetzungen zur Erinnerung an die nationale „Befreiung“ im 19. Jahrhundert in Braunschweig setzen die Reiterstandbilder der Herzöge Friedrich Wilhelm und Karl Wilhelm Ferdinand. Zwar war der Obelisk auf dem Löwenwall beider Andenken gewidmet, aber es gab noch keine öffentlichen Standbilder. So wurde in den Jahren 1862/1863 angeregt, für die im Kampf gegen den „Erzfeind“ Frankreich gefallenen Herzöge je ein Reiterstandbild vor dem 1838 fertig gestellten neuen Residenzschloss zu errichten. Interessant hierbei ist, dass dieser Gedanke mit der Errichtung der Quadriga auf dem Portikus des Braunschweiger Schlosses zusammenfällt und als Ergänzung des Figurenprogramms im näheren Schlossumfeld gewertet werden kann. Auch hier wurde zunächst ein Denkmal-Komitee gegründet, welches die Spenden sammeln sowie die ausführenden Künstler bestimmen sollte. Rund die Hälfte der Kosten übernahm der Braunschweiger Landtag. Am 10. November 1874, dem Todestag Herzog Karl Wilhelm Ferdinands, wurden die Reiterstandbilder feierlich enthüllt, begleitet von Kanonensalven und einer festlichen Militärparade. Nach der Zerstörung des Schlosses im Zweiten Weltkrieg waren die Reiterstandbilder lange am südlichen Sporn des Löwenwalls aufgestellt. Seit der Rekonstruktion der Schlossfassade (2007) befinden sie sich wieder an ihrem ungefähren ursprünglichen Standort.
Den Archetyp des Reiterstandbildes bildet die antike Statue des römischen Kaisers Mark Aurel. Obwohl ursprünglich im 13. und 14. Jahrhundert in den ober- und mittelitalienischen Kommunen verdiente Beamte und insbesondere besoldete Feldherren durch solche Standbilder geehrt wurden, so blieb das eherne Reiterstandbild seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein ausschließlich souveränen Fürsten vorbehalten. Während in Frankreich kurz davor, nämlich 1870, im Zuge republikanischer Aufstände die Reiterstatuen Napoleons III. gestürzt wurden, feierte Braunschweig die Ausrufung des deutschen Kaiserreiches 1871, die durch genau solche Denkmalsetzungen politisch untermauert wurde. Als gefeierte volkstümliche Helden bilden die Reiterstandbilder der Herzöge gemeinsam mit der Quadriga der Brunonia eine allegorische Darstellung der Geschichte und der Identität des Herzogtums Braunschweig – als historistisches, nationalromantisches Sinnbild im Formenkanon der Neorenaissance.
Die Braunschweiger Denkmäler und Gedächtnisorte für die napoleonischen Kriege sind ideell stark aufgeladen: Einerseits dokumentieren sie den Beginn der deutschen Befreiungskriege, zunächst im Willen eines patriotischen Einheitsbestrebens, andererseits auch eine Befreiung aus älteren Strukturen. Bereits innerhalb der Vormundschaftsregierung des Herzogtums Braunschweig, die bis 1822 währte, war es das aufstrebende Bürgertum, welches an der Gestaltung des öffentlichen Stadtbildes, wie auch des politischen Körpers und Wertekanons partizipierte. Auch das Niederlegen des Wallrings und die städtebaulichen Neugestaltungen sind als Ausbruch aus einem veralteten, hin zu einem modernen städtischen Modell zu werten. Die Denkmäler wurden locker als architektonische Höhepunkte zur Gestaltung von öffentlichen Grünanlagen oder in der außerstädtischen Landschaft gesetzt, ganz im Kontrast zum eng bebauten Gefüge der Altstadt. Die einzelnen Objektbiografien verdeutlichen die Instrumentalisierung von gewollt gesetzten Denkmälern als Politikum der Emanzipation aus absolutistischen Herrschaftsstrukturen mit dem Ziel, das Gesellschaftsmodell und den Gesetzeskanon zu liberalisieren. Die Restauration nach dem Sieg über Napoleon konterkarierte jedoch die bürgerlichen Bestrebungen. Stehen die frühen, aus der Bürgerschaft initiierten Denkmale also für einen Aufbruch in eine bürgerliche Gesellschaft? Oder verkörpern sie allein die Rückkehr zur alten Herrschaft? – Zumindest sind sie nur in ihrer Ambivalenz zu deuten, ebenso wie der Patriotismus, der sich mit ihnen verknüpft. Mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 veränderte sich die europäische politische Landschaft. Mit dem Wilhelminischen Kaiserreich entstand erstmals ein deutscher Nationalstaat, jedoch verstärkte sich zeitgleich ein Nationalismus, der später zwei Weltkriegen den Weg ebnen sollte.
Literatur:
Ulrich Bischoff: Denkmäler der Befreiungskriege in Deutschland 1813-1815 (Teil I und II), Phil. Diss. Berlin 1977.
Louis Ferdinand Spehr: Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Oels, Braunschweig 1861.
Reinhard Bein: Vom Schilldenkmal zur Gedenkstätte Schillstraße, Braunschweig 2012.
Gerd Biegel (Hrsg.): Auf dem Weg nach Waterloo…, Der Schwarze Herzog - Für Braunschweig gegen Napoleon, Göttingen 2015.
Ulrich Knufinke: Das Grabmal in der Landschaft als politisches Denkmal in der Epoche der Napoleonischen Kriege: Die Projekte Peter Joseph Krahes am Rhein und in Braunschweig; in: Tod-Gedächtnis-Landschaft (Hrsg. Norbert Fischer und Markwart Herzog), Ilseer Dialoge, Bd. 21, Stuttgart 2018, S. 93-107.
Simon Paulus, Ulrich Knufinke: Der Braunschweiger Wallring, Braunschweig 2011.
Gerd Spies (Hrsg.): Der Braunschweiger Löwenwall, Braunschweig 1997.
Volker Hunecke: Fürstliche Reiterstandbilder in Europa (16.-19. Jh.); in: Die Inszenierung der heroischen Monarchie - Frühneuzeitliches Königtum zwischen ritterlichem Erbe und militärischer Herausforderung (Hrsg. Martin Wrede), Historische Zeitschrift, Beiheft 62, München 2014.