MehrWert Denkmalpflege – Eine Image Kampagne für die Denkmalpflege

Von Doris Olbeter

 

Die Imagekampagne MehrWert  räumt mit den landläufig bekannten Klischees auf und zeigt, welchen gesellschaftlichen Mehrwert Denkmalpflege für uns alle hat. Das Jubiläumsjahr 2025 feiert 50 Jahre Europäisches Denkmalschutzjahr und lädt mit mutigen, selbstkritischen und provokanten Fragen ein, bestehende Positionierungen zu überdenken und neue Perspektiven zu entdecken.

Wozu braucht man heutzutage noch dieses ganze alte Zeug? Denkmalpflege ist mehr als altes Zeug bewahren – sie ist aktiver Klimaschutz, nachhaltige Stadtentwicklung und ein Spiegel unserer Gesellschaft. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung wird sie häufig nur auf bürokratische Hürden und vermeintliche Verhinderungen reduziert. Mit neuen Kommunikationskonzepten wird der gesellschaftliche Wert von Denkmälern stärker in den Mittelpunkt gerückt. Denkmalpflege. MehrWert – als du denkst.

Die Vereinigung der Denkmalfachämter (VDL) ist die gemeinsame Stimme aller Denkmalfachämter in Deutschland und hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Perspektivwechsel einzuleiten. „Die Denkmalpflege hat viel mehr zu bieten als oft angenommen“, sagt Prof. Dr. Markus Harzenetter, Vorsitzender der VDL. „Denkmalpflege ist Problemlöserin, Forscherin, Vermittlerin und Innovationstreiberin. Das wollen wir mit ,MehrWert‘ in die öffentliche Wahrnehmung rücken.“ Dr. Christina Krafczyk, Präsidentin des Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, ergänzt: „Wir müssen die Erfolge von 1975 nach 50 Jahren wieder neu beleben und den Wert unseres kulturellen Erbes vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart wie Klimawandel und gesellschaftlicher Zusammenhalt aktualisieren.“

Wäre die Kohle in einen neuen Kindergarten nicht sinnvoller investiert? In Deutschland stehen weniger als 3 Prozent der Gebäude unter Denkmalschutz – doch ihr Einfluss reicht weit über diese Zahl hinaus.

Sollten wir nicht besser über unsere Zukunft nachdenken? Denkmale sind klimaschonend, sie erhalten bestehende Ressourcen, sie vermeiden CO₂-intensive Neubauten und ihre Pflege und ihr Erhalt ist das Vorbild für eine neu zu bewegende Reparaturgesellschaft.

Und mal ehrlich: Was hab‘ ich am Ende davon? Denkmale sind wirtschaftlich wertvoll, da sie Städte und Regionen attraktiver machen und Arbeitsplätze schaffen. Und sie sind gesellschaftlich relevant, weil sie Identität und Heimat für alle Menschen bieten.

Kernstück der Kampagne ist das Magazin MehrWert. Jetzt erschienen, kann es beim NLD angefragt oder unter https://denkmalpflege.niedersachsen.de heruntergeladen werden. Aus diesem Magazin entwickeln sich alle weiteren Formate vom Aufkleber über Plakat bis zu Social Media. Der Podcast des NLD - denkmal.debatten - https://ressource-kulturerbe.de/debatten, wird sich im Juni dem MehrWert widmen. Flankierend gibt es bundesweit zahlreiche Veranstaltungen, die sich gezielt an ein breites Publikum richten – von Politik bis zur Zivilgesellschaft. Viele sind gelistet unter https://www.vdl-denkmalpflege.de/mehrwert. In dem hochwertigen Magazin MehrWert selbst zeigen sich die fotogensten Denkmäler aus Deutschland. Die Denkmalfachbehörden aus den Bundesländern präsentieren je ein exklusives Objekt. Diese erzählen ihre emotionalen und ungewöhnlichen Geschichten in einer Zeitreise vom Mittelalter bis in die heutige Zeit und geben den Blick frei auf die unterschiedlichsten Denkmalkategorien. Extrem hochwertige Bilder und inspirierende Geschichten eröffnen einen ganz neuen Blick auf Denkmäler. Die Denkmale stellen mit starken Wörtern ihre Begrifflichkeit vor und wecken mit unbekannten Zahlen das Interesse, sich genauer mit dem Denkmal auseinanderzusetzen.

Niedersachsen öffnet die Türen ins Sanatorium Dr. Barner - gelegen im gesunden Klima des Harzes oberhalb von Braunlage - vor 1900 eröffnet als „Rekonvaleszentenheim für bessere Stände“. Halb Klinik. Halb Grandhotel. Ein Sanatorium. Nimmt sich der Beschwerden der neuen Leiden aus Stress und Migräne an. Dr. Friedrich Barner steht für „Behutsamkeit“, er gilt als Pionier, prägt die moderne Medizin: die ganzheitliche und behutsame Behandlung von Körper und Seele. So ist auch diese Anlage entstanden: im Einklang zwischen Bauherrn und Architekt. Der Architekt Albin Müller (1871-1941) plante ganzheitlich, gleich dem ärztlichen Behandlungskonzept, den Bau und seine Ausstattung. Ein Refugium im Jugendstil. Heute werden 40 originalgetreu erhaltene Patientenzimmer genutzt, die Badesäle, ehemals für Damen und Herren getrennt, sind heute der Gymnastik gewidmet. In der jüngeren Zeit vom Architekturbüro David Chipperfield repariert – ganzheitlich, individuell und angemessen. Entsprechend dem therapeutischen Ansatz Dr. Barner: der geringste Eingriff kann maximale Wirkung zeigen.

Ab dem 5. Mai bis in den September 2025 wird das Sanatorium Dr. Barner Ausstellungen zeigen. 125 Jahre Sanatorium Dr. Barner und MehrWert. Hier werden die Hüvener Mühle aus dem 16. Jahrhundert in der Samtgemeinde Sögel und das Fagus Werk - UNESCO Welterbe - von 1911 in Alfeld/ Leine vorgestellt - drei von den vielen Beispielen in Niedersachsen, die für den zahlreichen MehrWert stehen.

Vier Essays – vier Gedanken zur Denkmalpflege - zu gesellschaftlich relevanten Themen zeigen nahbar und klug wie relevant Denkmalpflege für aktuelle gesellschaftliche Fragen ist. Essay eins: Heute eigentlich schon an morgen gedacht? Sichtbarer Klimaschutz ist die Photovoltaik auf dem Dach. Ist das Windrad auf dem Feld. Denkmalpflege zeigt: Langlebigkeit ist der beste Klimaschutz. Wie würde eine Gesellschaft aussehen, die sich diese Methode zu eigen macht? Die repariert, statt wegzuwerfen. Essay zwei: Wie wär‘s mit mehr Reichtum dank Kulturerbe? Denkt man an Erbe, hat man oft Grundstücke, Geld und Gegenstände vor Augen. Kurz: Finanzielle Werte. Doch es gibt ein Erbe, das nachhaltig ist, das allen gehört, nicht nur wenigen: unser Kulturerbe. Die mutig umgenutzte Kirche. Die sanierte Bibliothek. Der historische Gemeindesaal. Ihr MehrWert, den wir hinterlassen? Unschätzbar. Essay drei: Mit tollen Visionen geht das wie nochmal? Jedes denkmalgeschützte Bauwerk ist die Verwirklichung einer Utopie. Mit viel Neugier und Innovationskraft. Dieser Wissensschatz bleibt im Denkmal erhalten, gespeichert. Essay vier: Wo lang geht’s hier bitte Richtung Zukunft? Es ist interessant, zu beobachten, welche Treffpunkte Menschen wählen, wenn sie sich verabreden. Nicht umsonst zieht es Menschen aus aller Welt an Orte, die auch reich an Baukultur sind. Ein Denkmal zeigt: Alles von Wert bleibt, wenn wir uns dafür einsetzen. Was wollen wir künftig sehen, wenn wir uns umschauen?

Ein überraschendes Denkmal-Lexikon ermöglicht weitere außergewöhnliche Perspektiven auf die Denkmalpflege mit Geschichten ganz besonderer Art, die teilweise zum Schmunzeln anregen. Der niedersächsische Beitrag ist unter „T“ wie Technik zu finden. Da arbeiten die von der Denkmalpflege mit digitalen Zwillingen, wie sie in virtuellen Welten entstehen. Das Grabmal des letzten männlichen Regenten des Jeverlandes, Edo Wiemken (1468-1511), hat so einen Zwilling. Seine Tochter gab postum den Auftrag für das Grabmal. Errichtet 1556. Digitalisiert 2023. Der Zwilling hilft, den Ist-Zustand festzuhalten, Schäden und Verformungen früh zu erkennen und das Grabmal allen virtuell zugänglich zu machen. So verbindet die Denkmalpflege Vergangenheit mit der Zukunft – unterstützt von der Innovation von heute. Oder „Y“ wie Yacht. Denkmäler müssen nicht fest an einem Ort stehen. Es gibt auch bewegliche Denkmäler wie Flugzeuge, Dampfschlepper und sogar Yachten. 1983 gewann die Hochseesegelyacht ‚Düsseldorf‘ den Admiral’s Cup – die wichtigste Segelregatta der Welt - und galt als unschlagbar. Klein, aber mit riesiger Segelfläche aus den Materialien des Flugzeugsbaus gebaut. 2019 fand man sie in einem US-Hafen und rettete sie vor dem Zerfall. Wieder fit gemacht, wird sie jungen Segler*innen für das Regattatraining dienen.

Auf den Instagramkanälen der VDL ‚denkmal_europa‘ und ‚vdl_denkmalpflege‘ wird die Kampagne MehrWert regelrecht injiziert. Beständig gibt es seit einigen Wochen Posts, die mit genialen Fotos und inspirierenden Texten die Inhalte des Magazins MehrWert vorstellen.

Die Klapper im Magazin steht der Selbstdarstellung zur Verfügung. Die vordere Klapper für die VDL und der rückseitige für die niedersächsische Denkmalpflege. Denn Niedersachsen ist stolz auf eine große Zahl an Kulturdenkmälern, darunter UNESCO Welterbestätten, auf seine Wind- und Wassermühlen, seine Gulfhäuser, seine Bauten des Mittelalters, der Renaissance, der Moderne, seine Kirchen, Rathäuser und Industriebauten. Niedersachsen präsentiert diese - nur einen Klick entfernt - im Denkmalatlas Niedersachsen. Niedersachsen fördert die regionale Identität, geprägt durch typische Materialien, um so Handwerk und Tourismus zu stützen. Niedersachsen vernetzt wichtiges Wissen durch seine analogen und digitalen Informationsdienste, die allen zur Verfügung stehen. Niedersachsen denkt ganzheitlich. Die belastbare langlebige Materialität der Denkmäler liefert unschätzbare Vorbilder für die Zukunft, Bestand erhalten, Ressourcen schonen. Mit zielgenauer Förderpolitik - in erster Linie für den privaten Denkmaleigentümer - einen nachhaltigen MehrWert zu unterstützen.

Mehr als nur altes Zeug – MehrWert für die Gesellschaft. Die Botschaft ist klar: Denkmalpflege ist weder die Liebe zur Nostalgie noch der Rückzug in den Elfenbeinturm, sondern ein aktiver Beitrag für die Gestaltung der Zukunft. Wer sich um Denkmäler kümmert, sorgt für nachhaltige, lebenswerte Städte, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und bewahrt wertvolles Wissen für kommende Generationen. Denkmalpflege, die Klimaschützerin, Identitätsstifterin und Innovationstreiberin. Denkmalpflege. MehrWert als du denkst.

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