Heilig-Geist-Kirche
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Vahrenwald
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Vahrenwald
- Adresse
- Plüschowstraße 2
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1975
- bis
- 1976
- Personen
- Laessig, Hans-Siegfried
Rogge, Helmut
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 41965110
- Objekt-Nr.
- 6477
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- 1960+-in-Hannover Nachkriegskirchen Lutherischer_Kirchenbau Hannover-Unesco-City-of-Music
- Beschreibung
- Ein- bis zweigeschossiger, freistehender, massiver Bau der Ev.-luth. Heilig-Geist-Kirche und des Kindergartens aus schalungsrauem Stahlbeton, nördlich der Straßenkreuzung Plüschowstraße, Hirtenweg, Linsingenstraße und Boelckestraße in einem Wohngebiet des 20. Jahrhunderts gelegen. Der flach gedeckte Bau bildet mit Teilen des Gemeindezentrums und des im Untergeschoss befindlichen Kindergartens eine bauliche Einheit. Die Freifläche des eingetieft liegenden Kindergartens und eine Parkplatzfläche weiten den Straßenraum im Süd und Osten auf. Die Gestalt des Baukörpers ist aus den inneren Funktionen heraus entwickelt, die Gebäudeecken sind abgerundet, ein Dach-Deckenelement greift als plastisch geformte „Hand“ in den Raum des Kirchenvorplatzes aus. Es dominieren die Materialien Beton (teilweise farbig gestrichen), Glas und Metall. Komplexe Baukörper- und Grundrisslösung, die den Nutzern Pfade durch das Objekt anbietet, Rampen und Stufen lassen kontinuierliche Raumnutzungen auf verschiedenen Ebenen im Inneren zu. Stark farbige, zeitgenössische Teppichböden (orange) und Materialitäten wie gebogene Kunststoffteile im Bereich der Orgel (basisartiger, unterer Abschluss der in Kreissegmenten gruppiert angeordneten Orgelpfeifen) treten in Erscheinung. 1975-76 vom Architekten Heinz Siegfried Laessing erbaut. Der Bildhauer Helmut Rogge schuf Kanzel und Altar, die Großplastik an der Altarrückwand aus Metall, sowie später auch die Großplastik über der Rampe zum Kircheneingang am Außenbau der Kirche (1989). Das Taufbecken wurde von der Kunstschlosserei Rehren nach dem Entwurf von Heinz Siegfried Laessig entworfen. Die Orgel der Firma Hillebrand stammt aus dem Jahr 1979. Die Glasflächen des Kirchensaals an der Westseite der Kirche wurden um das Jahr 2000 vom Glasgestalter Günter Grohs entworfen. In der Entwicklungsgeschichte der niedersächsischen Sakralarchitektur nimmt der Kirchenbau aufgrund der beispielhaften Ausprägung der Außenfassaden aus Beton und des Innenraumes der Kirche sowie der plastischen Gesamtformensprache eine Sonderstellung ein. Die Architektur ist nur bedingt mit wenigen zeitgleichen Lösungen in Niedersachsen vergleichbar.
- Denkmalbegründung
- Die Entstehung der eigenständigen Kirchengemeinde vor Ort ist eng mit den Einwirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Stadt und die Bevölkerung und mit der durch Flucht und Vertreibung stark ansteigenden Gemeindegliederzahlen in den angrenzenden Lister und Vahrenwalder Kirchengemeinden verbunden. Aufgrund der Einwirkungen des Krieges waren zudem viele alte Kirchen in der Umgebung - durch die Nähe zu Industrieanlagen und den damit verbundenen Bombardierungen - beschädigt worden. Dies machte den Bau einer neuen Kirche notwendig. Bereits 1956 wurde hier eine neue Pfarrstelle errichtet, dies mit dem Ziel, in dem Gebiet nördlich des Niedersachsenrings eine neue Gemeinde zu gründen. Ein angemessener Kirchenbau und ein eigener Bau für einen Kindergarten fehlten jedoch noch für lange Zeit. Verschiedene Einsparungsüberlegungen mündeten in der Konzeptidee, den neuen Kindergarten im Untergeschoss der neuen Kirche unterzubringen und die Baumassen zu stapeln. Nach der Grundsteinlegung im Jahre 1975 für die Bauten des Kindergartens und der Kirche, wurde die Kirche des Architekten Hans Siegfried Laessig 1976 eingeweiht. Beispielhaft deutlich wird hier an den Bauten ein Paradigmenwechsel im Bauschaffen der Zeit um 1970: es vollzieht sich ein gestalterisch-konzeptioneller Wandel, weg vom Funktionalismus der 1960er-Jahre und hin zu komplexeren Baukörpern und Grundrissen, der Beton darf zeigen wie er gemacht (geschalt) worden ist, den Nutzern werden Pfade durch die Objekte angeboten, Rampen und Stufen lassen kontinuierliche Raumnutzungen auf verschiedenen Ebenen zu. Stark farbige Teppichböden und neue Materialitäten wie gebogene Kunststoffteile an der Orgel treten in Erscheinung. Der Bau wird dem damals formulierten Bedarf nach einem vielseitig nutzbaren kirchlichen Raum für verschiedene Arten der gemeindlichen Zusammenkunft gerecht. Zudem wollte sich die Nachkriegsgeneration nicht mehr alleine auf die überlieferten kirchlichen Bautraditionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts berufen. Neue Materialien und Baukonstruktionen, neue Formen künstlerischen Ausdrucks sollten dem gelebten Glauben in einer neuen demokratischen Gesellschaft Ausdruck verleihen. Der Architekt Heinz Siegfried Laessig aus Hannover war schwerpunktmäßig im Kirchenbau (Neubau) und Wohnungsbau (Siedlungsbau, Altengerechtes Wohnen) tätig. Als wichtigste Bauwerke Laessigs sind in Hannover bislang die Bauten der Evangelisch Reformierten Kirchengemeinde (H-Herrenhausen, Alte Herrenhäuser Str. 40, Kirche, 1971) und die räumlich zugehörige Altenwohnanlage des St.-Nicolai-Stifts (H-Herrenhausen, Alte Herrenhäuser Str. 40, Wohnanlage, 1971) sowie die Altenwohnungen Körtingsdorf (H-Bornum, Körtingsdorf 22-30, Wohngebäude, 1967) bekannt. Der Bildhauer Helmut Rogge schuf Kanzel und Altar sowie die Großplastik an der Altarrückwand aus Metall. Weiterhin auch die Großplastik über der Rampe zum Kircheneingang am Außenbau der Kirche (1989). Das Taufbecken wurde von der Kunstschlosserei Rehren nach dem Entwurf von Laessig entworfen. Die Glasflächen des Kirchensaals an der Westseite der Kirche wurden um das Jahr 2000 vom Glasgestalter Günter Grohs (Wernigerode) entworfen. Die Kirche wird in der einschlägig bekannten Fachliteratur mehrfach erwähnt und beschrieben. Die Nennung des Baus auf der 2007 herausgegebenen Vorschlagsliste schützenswerter Bauten der Architektenkammer Niedersachen war Anlass für die denkmalfachliche Beschäftigung mit den Bauwerk, welche letztendlich in die Aufnahme der Kirche in das Verzeichnis der Kulturdenkmale mündete. In der Entwicklungsgeschichte der niedersächsischen Sakralarchitektur nimmt der Kirchenbau aufgrund der beispielhaften Ausprägung der Aussenfassaden aus Beton und des Innenraums der Kirche (innenräumliches Gesamtkunstwerk im Saal mit verschiedenen Fußbodenebenen und der künstlerischen Gestaltung der Prinzipalstücke von Rogge) sowie der Gesamtformensprache eine Sonderstellung ein. Die Architektur ist nur bedingt mit wenigen zeitgleichen Lösungen (z. B. Architekten Klaus und Gudrun Vogel, Dietrich-Bonhoeffer-Kirchenzentrum, 1978-81, Hannover; und z. B. Architekten Toni und Hannes Hermanns 1969-73, Wolfsburg Detmerode) in Niedersachsen vergleichbar. Zeittypische Tendenzen der (Kirchen-)Zentrumsbildung sind deutlich erkennbar. In der Ausprägung der Bauaufgabe und -form bespielhaft und mit einem hohen Aussage- und Zeugniswert, besteht an der Erhaltung der Heilig-Geist-Kirche daher aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung für die Orts-, Siedlungs-, Stadtbau- und Sozialgeschichte der Stadt Hannover, zudem für die Bau- und Kunstgeschichte wegen der beispielhaften Ausprägung eines Baustils und -Typus, ebenso als Werk lokal und überregional bekannter Künstler und Architekten, aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen Gestaltwerte und wegen der bedeutenden Innenraumgestaltung, weiterhin aufgrund ihrer wissenschaftlichen Bedeutung, wegen der Seltenheit und der ausgesprochen guten und ungestörten Überlieferung der Kirche, sowie aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung, mit prägendem Einfluss auf das Straßenbild, ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 41965166 | Kirchenanlage (Baukomplex) | Heilig-Geist-Kirche mit Kindergarten, Glockenturm und Freiflächen
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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