Jüdischer Friedhof Oldenburg
- Landkreis
- Oldenburg (Oldb), Stadt
- Gemeinde
- Oldenburg (Oldb), Stadt
- Gemarkung
- Osternburg
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Osternburg
- Adresse
- Dedestraße
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- 1814
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37465981
- Objekt-Nr.
- 1859
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie Die Oldenburger Juden beerdigten ihre Toten zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Hohenberge bei Varel (Meiners 2005, S. 1174). 1814 konnte die Gemeinde mit Genehmigung der Behörden einen eigenen Friedhof südöstlich von Oldenburg in der Landgemeinde Osternburg einrichten. Der Begräbnisplatz, auf dem auch die Toten aus Zwischenahn, Elsfleth und Wardenburg ihre letzte Ruhestätte fanden, wurde 1862 von 850 qm auf die Größe von 2.259 qm erweitert. Vier Jahre später genehmigte die Regierung die Aufnahme einer Anleihe zum Bau einer Friedhofsmauer. (Meiners 2005, S. 1175/1176, 1179) Auf Anregung des Landrabbiners David Mannheimer entschied sich die Gemeinde Anfang der 1920er Jahre, eine Trauerhalle auf dem Friedhof zu errichten. (Schmid 2021, S. 48) In den Jahren 1941 und 1943 wurden 56 nichtjüdische Personen – mehrheitlich russische Kriegsgefangene und Zivilinternierte, aber auch vier Polen, drei Ukrainer und eine Person unbekannter Staatsbürgerschaft –, die unter schwersten Bedingungen in verschiedenen Arbeitskommandos Zwangsarbeit leisten mussten, auf dem Friedhof bestattet. 1948 wurden sie in ein Massengrab links des Eingangs umgebettet. (Internetseite Jüdischer Friedhof Oldenburg) An ihr Schicksal erinnert seit Anfang der 1950er Jahre ein Gedenkstein. (Schmid 2021, S. 88) 2021 wurde ein vom Bremer Bildhauer Amir Omerović gestaltetes Mahnmal eingeweiht, mit dem nun namentlich an die bislang anonym bestatteten Opfer gedacht wird. (NWZ-Online-Ausgabe vom 01.12.2020) Vermutlich 1943 errichtete man auf dem Friedhofsgelände einen Rundbunker, der 1960 wieder abgetragen wurde. (Schmid 2021, S. 116, 120) 1945 verfügte die britische Militärregierung die Wiederherstellung des Friedhofs. (Schmid 2021, S. 81). Die Instandsetzung von 116 Grabmälern folgte 1962. (Schmid 2021, S. 120/121) Nach der Eröffnung des neuen jüdischen Friedhofs an der Sandkruger Straße im Jahr 2000 fanden auf dem alten Friedhof bis 2014 nur noch Bestattungen in den Familiengräbern statt. Der alte jüdische Friedhof von Oldenburg wurde wiederholt, bis in die jüngste Zeit zum Ziel von Angriffen. Bereits Quellen des 19. Jahrhunderts berichteten von mutwilligen Zerstörungen. Weitere Schändungen folgten 1935, vermutlich in der NS-Zeit und in der unmittelbaren Nachkriegszeit (1945, 1946 und 1947) sowie 1990, 1992, 2000, 2003, 2004, 2010, 2011, 2012, 2013, 2015, 2016. (Schmid 2021, S. 58, 155-157, 165-171; Liste Schändungen 1999-2021; Internetseite Jüdischer Friedhof Oldenburg) Das 2.209 qm große, fünfeckige Friedhofsareal mit altem Baumbestand liegt an der Dedestraße/Ecke Dragonerstraße und wird von einer Klinkermauer eingefasst. Der Zugang erfolgt über ein zweiflügliges Metalltor an der Dedestraße. Links und rechts des Mittelweges befinden sich fünf größere und zwei kleinere Gräberfelder. Aus der Zeit von ca. 1814 bis 1942 sind ca. 227 Grab- und Gedenksteine erhalten, die in Reihen angeordnet sind. Die Trauerhalle liegt im nordwestlichen Friedhofsbereich, die Kriegsgräberstätte mit dem Mahnmal wurde südlich davon angelegt. Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Böker 1993 Böker, Doris: Stadt Oldenburg (Oldenburg) (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Bd. 31). Braunschweig 1993. Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 144. Meyer 1988 Meyer, Enno: Synagoge und jüdischer Friedhof in Oldenburg. In: Elard, Udo/ Gäßler, Ewald: Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung, hg. von der Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Veröffentlichungen des Stadtmuseums Oldenburg; Bd. 4). Oldenburg 1988, S. 56-60. Meiners 2005 Meiners, Werner: Oldenburg. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2, Göttingen 2005, S. 1172-1196; zum jüdischen Friedhof: S. 1174, 1175, 1186, 1188, 1192, 1194. Schaap 1988 Schaap, Klaus: Der Novemberpogrom von 1938. In: Elard, Udo/ Gäßler, Ewald: Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung, hg. von der Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Veröffentlichungen des Stadtmuseums Oldenburg; Bd. 4). Oldenburg 1988, S. 70-81. Schmid 2021 Schmid, Martin J.: Bet Olam – Haus der Ewigkeit. Der alte jüdische Friedhof zu Oldenburg. Eine Dokumentation. Oldenburg 2021. Schrape 1989 Schrape, Joachim: Neue Forschungsergebnisse über die Frühzeit der Oldenburger Judenschaft und ihre erste Synagoge. In: Oldenburger Jahrbuch, 89. Jg., 1989, S. 41-54. Trepp 1965 Trepp, Leo: Die Landesgemeinde der Juden in Oldenburg (1827-1938). Keimzelle jüdischen Lebens (1827-1938) und Spiegel jüdischen Schicksals (Kleine Oldenburger Hefte Nr. 25-28). Oldenburg 1965. Trepp 1973 Trepp, Leo: Die Oldenburger Judenschaft. Bild und Vorbild jüdischen Seins und Werdens in Deutschland (Oldenburger Studien; Bd. 8). Oldenburg 1973. Zeitungsberichte Mahnmal macht Erinnerung sichtbar. In: NWZ-Online-Ausgabe vom 1. Dezember 2020 Mielke, Florian: Zwangsarbeiter bekommen ihre Würde zurück. In: NWZ-Online-Ausgabe vom 23. Juni 2021.
- Beschreibung
- Jüdischer Friedhof, 1814 weit vor der Stadt angelegt, 1862 erweitert und 1866 mit einer Klinkermauer umfriedet, Baumbestand, 8 Gräberfelder, 227 historische Grab- und Gedenksteine aus der Zeit von 1814 bis 1942. Trauerhalle 1921 eingeweiht. Kriegsgräberstätte für 54 überwiegend russische Kriegsgefangene, an die ein Gedenkstein und ein 2021 errichtetes Mahnmal erinnert.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des 1814 angelegten jüdischen Friedhofs Oldenburg liegt aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde von Oldenburg und der Juden von Zwischenahn, Elsfleth und Wardenburg mit ca. 227 erhaltenen Grab- und Gedenksteinen aus der Zeit zwischen 1814 und 1942 ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Dokumentations- und Erinnerungswert. Als Kriegsgräberstätte für 54 vorwiegend russische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs ist der Friedhof von nationalgeschichtlicher Bedeutung.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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