Stockleffmühle, Große Mühle
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Am Leinekanal 1
- Objekttyp
- Mühlengebäude
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35862786
- Objekt-Nr.
- 164
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Stockleffmühle (auch sog. Große Mühle), am Ostufer des Leinekanals gelegen, kurz vor dem nördlichen Austritt des Wasserlaufs aus der vom Wall umschlossenen Altstadt. Ältere langgestreckte Sandsteinmauer von Vorgängerbauten mit Spuren der ehemaligen Mühlennutzung; dahinter und darauf sitzt ein mächtiger Mühlen-Fachwerkbau der Zeit um 1600 mit jüngeren Einbauten und vollständig erhaltenem, bauzeitlichem Dachwerk. Der Mühlen-Anbau hinter dem nördlichen Mauerteil wurde 1967 abgebrochen. Zur Geschichte: Der Leinekanal entstand im 13. Jahrhundert durch die Verbindung von Gote und Leine und diente neben der Aufnahme sämtlicher Abwässer der Stadt auch dem Antrieb der Göttinger Wassermühlen mit Fließwasser bis ins späte 19. Jahrhundert. Der Mühlenstandort – ehemals noch vor der Stadtmauer – ist urkundlich seit 1360 belegt und war bis dahin ein Lehen der welfischen Herzöge an den Rat, was auf ihre ältere und ursprüngliche Entstehung im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Stadtgründung hinweist. Die Bezeichnungen „Stockleff-Mühle“ geht auf einen Besitzer Johannes Stockleff im 14. Jahrhundert zurück. 1363 erwarb der Rat der Stadt die Mühle. 1491-93 wurde die Mühle zusammen mit der „Weender Mühle“ zur „Großen Mühle“ ausgebaut mit nunmehr neun Mahlgängen, davon einem Schlaggang. In den 1760er Jahren wurde der nördliche Mühlenteil hinter der beibehaltenen kanalseitigen Mauer erneuert. Die Große Mühle bestand ausweislich des Prizelius-Stadtplans von 1864 und des Urkataster-Plans der 1870er-Jahre aus einem U-förmigen Gehöft, das von Süden aus durch eine Sackgasse erschlossen wurde (heute Am Leinekanal): Das Hauptgebäude mit den Mahlgängen stand parallel direkt am Leinekanal, wobei die Mühlräder über dem Gewässer eingehaust waren. Im Norden und Osten des Mühlengehöfts befanden sich heute nicht mehr existierende Nebengebäude. An der Südwest-Ecke gab es ein Wehr zur Wasserregulierung. 1882 kam es nach über 500 Jahren zur Einstellung des Mühlenbetriebs. Die Baulichkeiten des Mühlengehöfts wurden als Lagerraum der „Getreide-Handlung K. A. Meyenberg“ verpachtet. 1906 wurde im Zuge des ersten Stadtbad-Baus ein Teil der östlichen Nebengebäude der Stockleffmühle abgerissen. 1924 erfolgte ein Teilumbau durch die Stadt Göttingen zur Wohnnutzung; die ehemaligen Räume der Mühlentechnik dienten weiterhin als Lager, unter anderem für die „Mineralwasserfabrik Wilhelm Uhlendorff“. 1967 kam es zum Abriss des nördlichen Gebäudeteils für den benachbarten zweiten Stadtbad-Neubau (1998 geschlossen und 2002 wieder abgerissen). Das südliche Restgebäude der Stockleffmühle wurde zuletzt als Hausmeister- und Lagergebäude des Stadtbades genutzt. Seit 1998 steht das verbliebene ehemalige Mühlengebäude leer (Stand Oktober 2023). Im Vorfeld geplanter Umnutzungen fand im Winter 2012/13 der bauforscherisch begleitete Ausbau von Einbauten des 20. Jahrhunderts statt, einhergehend mit einer statischen Sicherung durch Stützgerüste und Seilverspannungen. Beschreibung: Stockleffmühle (auch sog. Große Mühle), bestehend aus einer langgestreckten Sandsteinmauer am Ostufer des Leinekanals mit dahinter einem mächtigen Fachwerkbau unter hohem Satteldach. Der ältesten erhaltenen Gebäudeteile sind die Ufermauer am Leinekanal und darauf die massive Westfassade der Großen Mühle aus Sandsteinquadermauerwerk, auf und hinter der um 1600 und im 18. Jahrhundert neue Fachwerkbauten entstanden. Im Mauerwerk sind die Öffnungen der ehemaligen Mühlrad-Achsen und weitere Baubefunde der Bau- und Nutzungsgeschichte ablesbar. Die „1804“ datierte, zugesetzte Türrahmung erschloss ehemals das Wehr zur Wasserregulierung, dessen Stufe im Kanalbett noch sichtbar ist. Der nördliche Teil der Mauer steht seit dem Gebäude-Teilabbruch von 1967 allein. Der erhaltene Fachwerkbau zeigt an der Westfassade unter der Traufe stilistisch typische Voluten-Knaggen und Gesims-Schnitzereien der Zeit um 1600 und enthält dendrochronologisch datierte Bauhölzer von 1595/96 (sowie wiederverwendete ältere Bauhölzer). Das hölzerne Kernbaugerüst war im Innern offenbar dreischiffig, wobei Stützen und zwei mächtige Längsunterzüge den offenen und hohen Maschinenraum bildeten, dessen technische Ausstattung oberirdisch verloren ist. Zweigeschossige Fachwerkeinbauten im Osten und Süden stehen offenbar mit historischen und teilweise späteren Umbauten mit Betriebs- und Wohnräumen in Verbindung. Eine Besonderheit ist das vollständig aus den 1590er-Jahren erhaltene Dachwerk, das bis heute seine zweigeschossige Lagerfunktion für Getreideschüttungen mit stützenfreien Dielenböden erlebbar sein lässt. Die Konstruktion ist ein Kehlbalkendach mit einem zweigeschossig durchlaufenden liegenden Stuhl, wobei die auskreuzenden Längsverbindungen in die Stuhlebene eingebunden ist. Kehlbalken und Stuhlriegel sind durch charakteristische, senkrecht angeblattete Doppelbänder verbunden. In der ersten Dachebene ist an der Südseite eine jüngere Fachwerk-Räucherkammer erhalten.
- Denkmalbegründung
- An der Erhaltung der Stockleffmühle am Leinekanal in Göttingen besteht ein öffentliches Interesse wegen ihrer geschichtlichen, wissenschaftlichen und städtebaulichen Bedeutung. Der ehemals wirtschaftlich überregional bedeutende und ungewöhnlich große Mühlenbau ist von ortsgeschichtlicher Bedeutung für Göttingen aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Baugeschichte seit dem 13. Jahrhundert und durch seine beispielhafte Ausprägung des Mühlen-Gebäudetypus und insofern auch von Bedeutung für die Wirtschafts- und Technikgeschichte. Die wissenschaftliche Bedeutung liegt in der Eigenschaft als Quelle mit ungestörtem Überlieferungswert der Mauer und des Dachwerks. Schließlich ist die Stockleffmühle auch von städtebaulicher Bedeutung wegen ihres prägenden Einflusses auf das Ortsbild am Leinekanal sowie das Straßenbild von Am Leinekanal, Waageplatz und Robert-Gernhardt-Platz.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 42026123 | | Baukulturensemble Innenstadt Göttingen
- Literatur
- Weiterführende Links
- Denkmaltopographie Stadt Göttingen: Objektbeschreibung
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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