Schloss; Rittergut Jühnde
- Landkreis
- Göttingen
- Samtgemeinde
- Dransfeld [Sg]
- Gemeinde
- Jühnde
- Gemarkung
- Jühnde
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Jühnde
- Adresse
- Dorfstraße 1
- Objekttyp
- Schloss (Bauwerk)
- Baujahr
- um 950
- bis
- 1807
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35270682
- Objekt-Nr.
- 2
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Rittergueter
- Beschreibung
- Neuzeitlicher, dreigeschossiger Schlossbau unter Satteldach mit Aufschiebling in Ziegelpfannendeckung, in zwei Gebäudeflügeln polygonal abgeknickt und an einen mittelalterlichen, etwa 30 m hohen Westturm angeschlossen. Der Turm aus Kalkbruchstein bildet den Wehr-/Wohnturm der alten Burganlage, mit allseitig ausgerichteten und erhaltenen Schießcharten, oben von einem neuzeitlichen Fachwerkaufsatz abgeschlossen. Das Erdgeschoss ist kreuzgratgewölbt, dort befinden sich erhaltene mittelalterliche Waschbecken. Im ersten Obergeschoss befindet sich eine zweigeschossige, repräsentative Halle mit sandsteingefassten Rundbogennischen und Balkendecke sowie einer reichen hölzerne Empore des 19. Jh. Über der zweiten Deckenebene ist der Turm dreigeschossig gegliedert mit wohl ehemals inneren Wehrgängen. Der abschließende Fachwerkaufsatz dient heute Falken als Hort. Südlich vom Turm befindet sich ein neogotischer Anbau unter Walmdach, die vorgelagerte Terrasse war ursprünglich mit Fachwerk überfangen. Das Herrenhaus ist ein in den Jahren 1668 auf den Burgfundamenten neu aufgebauter Putzbau. Auf der nördlichen Fassadenseite befindet sich die frühere Tordurchfahrt in sandsteingefassten Rundbogen, mit einem darüber positionierten manieristischen Relief mit Wappenschildern des Groteschen und Alefeldischen Hauses sowie flankierenden Hermen des Stifterpaares. Im Erdgeschoss sind sandsteingefasste, teils gekuppelte Fenster, ursprünglich mit Gittern versehen. In den oberen Stockwerken befinden sich zumeist holzgefasste Fenster, bei den mit horizontaler Dreigliederung im Obergeschoss des östlichen Anbaus zur Seite des Innenhofes handelt es sich um Originalbestand. Die äußere Fassade in Sichtmauerwerk, das Obergeschoss mit Schiefer bzw. Schieferimitat verkleidet, die hofseitige Fassade hingegen ist vollständig verputzt. Die Front des Gebäudes ist zu verschiedenen Zeiten oftmals verändert worden, die heutige Form ist um 1807 entstanden. Im Zuge dieser Veränderungen wurden auch wohl die Keller zugeschüttet, wie auch die vielen Kammern mit originalen Schnitzereien, Säulen und Treppen verschwunden sind. Das Schloss enthält eine Vielzahl hoher Räume, im Erdgeschoss mit tatsächlicher neuzeitlicher auf den Burgfundamenten ruhender Deckenbalkenkonstruktion. Zum Highlight der Innenausstattung gehört der original-erhaltene große Saal, mit verschiedenen Ausstattungsphasen und einem raumdominierenden Kamin in reicher Stuckverzierung. Die Räume sind teils zu Wohnzwecken modern ausgebaut worden, originale wandfeste Ausstattung wie Holztüren, barocke Haupttreppe oder Glasmalereien des. 19. Jh. sind erhalten. Das Gebäude besitzt wohl ebenfalls noch den bauzeitlichen Dachstuhl der Neuzeit.
- Denkmalbegründung
- In einer Schenkungsurkunde von König Otto I. wird Jühnde erstmalig erwähnt, vermutlich gab es schon damals eine Ritterburg an der alten Heerstraße von München nach Göttingen. Die Fundamente des Turmes gehen wohl auf die damalige Burg des 13. Jh. zurück, die zur Grafschaft Everstein gehörte und ab Ende des 14. Jh. an die Herrren von Boventen und das „hus to June“ belehnt wurde. Im 15 Jh. wurde die Burg nicht nur durch Raubritter geplündert und angezündet, sondern diente selber nach der Belehnung von Bodo von Adelebsen zeitweise als Raubritterburg, die im Zuge einer Kriegsfehde mit Göttingen ebenfalls belagert, geplündert und ausgebrannt wurde. Die Burg verblieb bis 1664 im Besitz des Zweiges Adelebsen, danach erlangte die Familie Grote den Besitz, ohne den mit dem Gute verbundenen Calenbergschen und Grubenhagenschen Lehen, und errichtete den heute noch in seinem Erscheinungsbild erhaltenen Schlossbau. Der Turm mit dem Fachwerkaufsatz entspricht wohl ganz dem mittelalterlichen Typus einer Keep bzw. Donjon, welcher in Adelsburgen die Funktion eines Wehr- und repräsentativen Wohnturmes verband, und bildet bis heute das Wahrzeichen des Dorfbildes. Mit Otto Ulrich Grote, der Hof- sowie Geheimer Rat in Hannover war und u.a. das Gartendepartement in Herrenhausen verwaltete und später zum Staats- und Kabinettsminister erhoben wurde, erhielt das damals baufällige Schloss in den Jahren 1806-1807 einen Ausbau zum Wohnsitz. Im Jahre 1851 wurde das Gutsanwesen samt den Lehen allodifiziert und befindet sich bis heute als Wohnresidenz im Familienbesitz der Freiherren Grote. An der Erhaltung des Schlossbaus besteht aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung im Rahmen der Landesgeschichte, als Zeugnis- und Schauwert für Bau- und Kunstgeschichte, Kultur- und Geistesgeschichte sowie für die Geschichte der Göttinger Kulturlandschaft, durch die beispielhafte Ausprägung des Gebäudetypus eines neuzeitlichen Schlossbaus in nicht alltäglichen künstlerisch-handwerklichen Gestaltwerten, wie auch aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Ortsbild als Element des räumlichen Gefüges einer Gutsanlage ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 35230908 | Gutshof (Baukomplex) | Rittergut Jühnde
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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