Jüdischer Friedhof Duderstadt
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Duderstadt, Stadt
- Gemarkung
- Duderstadt
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Duderstadt
- Adresse
- Am Gänseweg
- Objekttyp
- Jüdischer Friedhof
- Baujahr
- vor 1870
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35198931
- Objekt-Nr.
- 1045
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Jüdische Topographie Der jüdische Begräbnisplatz von Duderstadt wird erstmals 1870 erwähnt. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde war an den Magistrat mit der Bitte herangetreten, die „überwiesene Begräbnißstätte einfriedigen zu lassen und jegliche Behütung derselben mit Vieh strengstens sofort zu verbieten“. Die Stadt erklärte sich bereit, „an derjenigen Stelle im Untersulbig, wo der jüdische Friedhof sich befindet aus Rücksichten der Pietät gegen die Verstorbenen“, eine Fläche von 4 bis 5 Quadratruthen bereitzustellen und einen einmaligen Zuschuss von 25 Talern für die anfallenden Arbeiten zu gewähren. Bei einer Besichtigung vor Ort wurde 1871 deutlich, dass wohl nicht alle Gräber mehr sichtbar vorhanden waren, vielmehr von „in entfernten Winkeln liegende[n] Leichen“ ausgegangen werden muss, das bereitgestellte Grundstück außerdem nur noch Platz für die Aufnahme von 25 bis 30 Toten bieten würde. Das hatte zur Folge, dass eine weitere Quadratruthe Land für den Friedhof zur Verfügung gestellt wurde. Ende Juli 1871 war die Einfriedung fertiggestellt. 1881 beantragte der jüdische Gemeindevorsteher die Anlage eines Weges zwischen Chaussee und Friedhof sowie die Überlassung eines weiteren Grundstücks zur Erweiterung des Begräbnisplatzes. Dem wurde seitens des Magistrats allerdings nicht entsprochen. (Hütt 2012, S. 67-70) In der NS-Zeit erwarb ein Anrainer das Friedhofsgrundstück. Als er von der Kreisleitung 1942 angewiesen wurde, Einfriedung und Grabsteine zu entfernen und den Friedhof einzuebnen, der Forderung aber nicht nachkam, entzog man ihm das Land. (Schwedhelm 2009, T. 1, S. 3/4) Wann die Grabsteine entfernt wurden, ist nicht genau bekannt. Nach Zeitzeugenaussagen sollen Grabsteine zum Bau eines Luftschutzbunkers auf dem Platz der abgebrannten Synagoge verwendet worden sein. (Schwedhelm 2009, Teil 1, S. 4/5) 1944/45 sind nachweislich noch drei weibliche jüdische Häftlinge aus dem Außenlager des KZ Buchenwalds in Duderstadt auf dem Friedhofsareal beigesetzt worden. (Schwedhelm 2009, Teil 1, S. 6) 1952 wurde das Friedhofsgelände vom jüdischen Gartenarchitekten Rudolf Stichnothe zur Gedenkstätte umgestaltet. In diesem Zusammenhang wurden die Holz-Einfriedung wiederhergestellt, Bäume gepflanzt, die Wege mit Rotsandsteinplatten belegt und die Anlage für das Denkmal vorbereitet. (Schwedhelm 2009, T. 2, S. 45) Die Herstellung des dreiteiligen Denkmals übernahm der Bildhauer Eduard Weber aus Hannover. (Schwedhelm 2009, T. 3, S. 69) 1953 erfolgte die Einweihung des neu gestalteten Friedhofs. 2008 wurde auf Initiative die Geschichtswerkstatt Duderstadt noch ein Gedenkstein für die Opfer des KZ-Außenlagers von Buchenwald in Duderstadt aufgestellt. (Schwedhelm 2009, T. 3, S. 75) Literatur Typoskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig. Typoskript Juden in Duderstadt. Ein Schülerprojekt des Eichsfeld-Gymnasiums Duderstadt. Schuljahr 2003/04. Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 40. Ebeling, Hans-Heinrich: Duderstadt. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 1. Göttingen 2005, S. 497-507; zum jüdischen Friedhof: S. 503, 506. Hütt, Götz: Geschichte der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde in Duderstadt (Schriftenreihe der Geschichtswerkstatt Duderstadt). o.O. 2012; zum jüdischen Friedhof: S. 65-71. Schwedhelm, Hans Georg: Die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Duderstadt, Teil 1. In: Südniedersachsen, 37. Jg., März 2009, H. 1, S. 2-7. Schwedhelm, Hans Georg: Die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Duderstadt, Teil 2. In: Südniedersachsen, 37. Jg., März 2009, H. 2, S. 42-46. Schwedhelm, Hans Georg: Die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Duderstadt, Teil 3. In: Südniedersachsen, 37. Jg., März 2009, H. 3/4, S. 69-76.
- Beschreibung
- Jüdischer Begräbnisplatz, nordwestlich des historischen Stadtkerns von Duderstadt, unweit der Straße nach Mingerode und des Bachlaufes Sulbig gelegen. Der zur Gedenkstätte umgestaltete Friedhof liegt inmitten der Straße „Am Gänseweg“. Südlich schließt sich ein Wohngebiet an, im Westen befindet sich das St. Martini-Krankenhaus. Das Friedhofsareal ist mit einem Holzzaun zwischen Sandsteinpfeilern, teilweise auch mit einer Hecke eingefriedet. Rings um den als Grünfläche gestalteten Begräbnisplatz führt ein Weg aus Rotsandsteinplatten. Begleitend zum Weg und an der Nordseite des Friedhofs stehen Bäume. Im nördlichen Bereich des Areals befinden sich – durch Treppenstufen von der Rasenfläche abgesetzt – drei Stelen, die an die hier beigesetzten Mitglieder der jüdischen Gemeinde und die Opfer des Holocaust erinnern. Östlich davon steht der Gedenkstein für die Opfer des KZ-Außenlagers von Buchenwald. Außerdem informiert eine Tafel am Eingang über den Friedhof und die jüdische Gemeinde Duderstadt.
- Denkmalbegründung
- An der Erhaltung des 1870 erstmals erwähnten jüdischen Friedhofs Duderstadt besteht aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung ein öffentliches Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde Duderstadt ist er sowohl ein aussagekräftiger Ort der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Erinnerungswert. Als Grabstätte für mindestens drei KZ-Häftlinge des Außenlagers Buchenwald in Duderstadt ist der Friedhof von nationalgeschichtlicher Bedeutung. .
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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