Die Villa Simon
In unmittelbarer Nähe eines der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte Hannovers, dem Königsworther Platz, befindet sich ein zweigeschossiges, hell verputztes Gebäude, das sichtbar älter als die umgebende Bebauung ist und den Eindruck des Überrestes eines ursprünglich völlig anderen Stadtbildes vermittelt. Tatsächlich ist die nach ihrem Bauherrn benannten Villa Simon in herausragender Weise ein Dokument der Stadtentwicklung und Entstehung einer spezifisch hannoverschen Architektur im 19. Jahrhundert, der Geschichte einer weltweit bekannten Erfinder- und Unternehmerfamilie sowie einer nachkriegszeitlichen Nutzung als Gebäude der hannoverschen Universität.
Die Villa Simon ist ein zweigeschossiger Putzbau auf hohem Sockelgeschoss unter flachem Walmdach, das weit übersteht und durch ein befenstertes Kranzgesims halbgeschossartig erhöht ist. Die Kassetten des Dachüberstandes sind teilweise mit farbiger ornamentaler Malerei versehen. Durch das nach Süden abfallende Gelände steht das Sockelgeschoss rückseitig völlig frei und ist durch eine quer angebaute ehemalige Remise erweitert. Auf die Herrenhäuser Allee ausgerichtet schließt sich im Nordwesten ein eingeschossiger Standerker mit Balkon, direkt daneben in der Mittelachse ein turmartig erhöhter zweiachsiger Risalit mit Aussichtsplattform an. Balkone und Aussichtsplattform sind durch Balustraden in Naturstein gesichert. Während die Fassaden im Erdgeschoss sich in rechteckigen Fenstern öffnen, bestimmen große Rundbogenfenster die Belétage und das Obergeschoss des Risalits. Sie sind durch charakteristische konsolengestütze Stuckbedachungen verziert. Die straßenseitige, symmetrisch gegliederte Hauptfassade besitzt an den mittleren drei Achsen einen gering ausladenden Balkon mit Natursteinbalustrade. Das Wandfeld über den mittleren Rundfenstern ist mit an englische Spätgotik angelehnten Zierformen in Stuck auffällig geschmückt.
Zum Weiterlesen:
G. Kokkelink, Baukunst in Norddeutschland Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850 - 1900. Schlütersche: Hannover, 1998, S. 31 ff, 67, 68, 72, 570.
H. Obenaus, Brühlstraße 27: Die Villa Simon. In: S. Auffarth, Die Universität Hannover: ihre Bauten, ihre Gärten, ihre Planungsgeschichte. Petersberg: Imhof, 2003, S. 239-246.