Eine Trichterrandschale der Baalberger Kultur aus dem Erdwerk Niedersickte

Von Michael Geschwinde

Die technische und künstlerische Qualität der in der Vorgeschichte produzierten Keramik unterliegt starken Schwankungen. Besonders hochwertige Keramik wurde in der Jungsteinzeit (ca. 5500 v. Chr. bis 2000 v. Chr. hergestellt. Unterschiedliche Gefäßformen und Verzierungsmuster lösen während dieser Epoche einander so schnell ab, dass sich in der Regel durch bloße Autopsie das Alter eines Gefäß auf +/-100 bis 150 Jahre genau abschätzen lässt. Form und Verzierung von Gefäßen verrät aber nicht nur deren zeitliche Stellung, sondern liefert auch Informationen zu deren kulturellem Hintergrund. Allerdings geht die moderne Archäologie schon lange nicht mehr davon aus, dass anhand von Gefäßformen auf ethnische Gruppen zurückgeschlossen werden kann, wie sich überhaupt das Bild vorgeschichtlicher Zeiten, die bestimmt werden von einander sich ablösenden Völkern oder Stämmen, als Fehlinterpretation erwiesen hat.

Die Trichterrandschale wurde Ende 2019 bei einer umfangreichen Ausgrabung (Arcontor, Claudia Neutzer M.A.) gefunden und ist noch nicht restauriert, sondern nur provisorisch geklebt worden, um sie zeichnen zu können. Es handelt sich um eine hochwertige Keramik, die sich gut zur Zubereitung von Speisen eignet. Die Trichterrandschale ist eine typische Keramikform der Baalberger Kultur, deren Zentrum Mitteldeutschland ist. Der Fundort Niedersickte liegt an der westlichen Grenze ihres Verbreitungsgebietes, das die Oker nicht überschreitet. Erst in den letzten Jahren haben Neufunde wie das bekannte Frauengrab von Werlaburgdorf gezeigt, dass die Baalberger Kultur in ihrer mittleren Phase um 3600 v. Chr. hier stark vertreten war. Ihre Keramik zeigt Anklänge sowohl an die vorausgehende Michelsberger- als auch an die nachfolgende Salzmünde Kultur. Zur Baalberger Kultur gehören auch ganz besondere Bestattungstraditionen und die Erbauung großer Grabenanlagen (Erdwerke), deren Funktion in der Archäologie stark diskutiert wird.

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