Eine Streitaxt vom Seeufer

Von Jana Esther Fries

Im Jahr 1970 fand Dietrich Kleine Ruse am Rand des Sees eines damaligen Sand-Nassabbaus eine Steinaxt. Die Fundstelle liegt in der Gemeinde Wilsum, im Landkreis Grafschaft Bentheim. Heute befindet sich auf dem Gelände des Sandabbaus ein Feriengebiet mit Campingplatz und Minigolfanlage und ebenfalls ein See. Wie die Landschaft 1970 genau aussah und wo exakt das Stück gefunden wurde ließ sich nicht mehr rekonstruieren.

Bei dem Fund handelt es sich um eine sogenannte Streitaxt aus grüngrauem, metamorphem Gestein. Sie ist 18,2 cm lang, bis 4,2 cm breit, 3,3 bis 3,9 cm hoch und wiegt 481 g. Die Axt ist im Querschnitt gerundet und hat eine gleichmäßig gerundete, nach unten verlängerte Schneide, die geringe Beschädigungen aufweist. Auch das gerade Ende, der Nacken, ist leicht nach unten gezogen. Das Schaftloch mit einem Durchmesser von 1,9 cm sitzt etwas hinter der Mitte und ist leicht zu einer Seite verlagert. Hier ist die Axt etwas rundlich verbreitert und im Profil ganz leicht verdickt. Die Oberseite ist minimal konvex.

Im Schaftloch sind noch Rillen von der Bohrung zu erkennen und auf der Oberseite ist eine schwache längs laufende Naht zu sehen. Sie wird als Nachahmung einer Gussnaht interpretiert, wie sie an gleichzeitigen Metalläxten zu sehen war. Dort wurden Nähte allerdings in der Regel weggeschliffen. Möglicherweise sollte so  der Eindruck erweckt werden, es handele sich um einen der seltenen und wertvollen Bronzegegenstände.

Das Stück ist in die jungneolithische Einzelgrabkultur einzuordnen, die in ganz Norddeutschland, Jütland, den Niederlanden und dem nördlichen Polen verbreitet war. Sie wird in Norddeutschland etwa zwischen 2900 und 2200 v. Christus angesetzt.

Der Fund aus Wilsum gehört zum frühen Typ A der Streitäxte. Solche aufwändig herzustellende Stücke wurden nicht unbedingt im Kampf eingesetzt, sondern können auch rein als Prestige- oder Statusanzeiger genutzt worden sein. Gefunden werden sie teilweise in Gräbern, oft aber auch wie in unserem Fall als Einzelfunde.

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