Aus dem Dornröschenschlaf erwacht….Das trichterbecherzeitliche Steingrab von Steden, Gem. Holste, Ldkr. Osterholz
Über 40 Jahre ist es her, dass an dem trichterbecherzeitlichen Steingrab von Steden geforscht wurde. Sprockhoff beschrieb das Grab schon 1975, in seinem „Atlas der Megalithkultur Deutschlands“, Kat.Nr. 628, wie folgt: „Schlichte Steinkammer in ungefähr westöstlicher Richtung in einem flachen runden Hügel. Die Abschlußsteine stehen in situ, desgleichen die beiden westlichen Trägerpaare. Die beiden östlichen Trägerpaare sind zwar vorhanden, aber wohl nicht in situ stehend. Das Bruchstück des östlichen Decksteins ist in die Kammer gerutscht. Drei vor der Mitte der südlichen Langseite befindliche Steine deuten auf einen Gang aus zwei Jochen. Die lichte Weite der Kammer beträgt 6,5 m zu 1,5 m. Ein am Nordostrande des Hügels liegender Stein läßt eine Umfassung erwägen.“ (Sprockhoff 1975, 12.)
Im August und Oktober 1975 führte Dr. Deichmüller (Dezernat Denkmalpflege des Niedersächsischen Landesverwaltungsamtes) an dem Grab Ausgrabungen durch. Die Ergebnisse sind nur sporadisch publiziert. Ein Abschlussbericht oder eine zusammenfassende Publikation ist nach jetzigem Kenntnisstand nicht erfolgt.
Bei den Untersuchungen wurde festgestellt, dass das Grab auf einer spätweichselzeitlichen Düne liegt. Deichmüller gibt im Gegensatz zu Sprockhoff die Länge der Kammer mit 6 m und einer Breite von 2 m im Westen und 1,40 m im Osten an. Der Deckstein im Eingangsbereich war nicht vorhanden. Es wurden Bruchstücke eines Decksteines gefunden. Als weitere Befunde seien zwei Holzkohlegruben anzusprechen. Weiterhin beschreibt er, dass das Erdreich stark gestört sei. Zum Fundmaterial zählen sowohl menschliche Knochen, als auch Leichenbrand. Es fanden sich zudem Scherben, die in die Trichterbecher und Einzelgrabkultur zu datieren sind. Als besonders kann der Fund von drei vollständig erhaltenen, fragmentierten Bernsteinperlen vermerkt werden. Hinzu kommen 12 querschneidige Pfeilspitzen und ein klingenförmiger Abschlag (Fansa 1987, 8-16.). Im Anschluss an die Untersuchungen wurde das Grab in Teilen rekonstruiert. Unter den Helfern der Grabung befand sich auch Klaus Peter Schulz. Dieser war zum damaligen Zeitpunkt Kreisheimatpfleger für den Landkreis Osterholz und Leiter des dortigen Heimatmuseums, wodurch das Fundmaterial auch dorthin gelangte.
Nachdem Herr Schulz seine Arbeit 2003 aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte, kümmerte sich niemand mehr um die Funde. Seit ca. zwei Jahren erleben die Museumsanlage und damit auch die archäologische Sammlung ein Revival. Bei ersten Sichtungsarbeiten wurden die Funde aus der damaligen Grabung bis auf die menschlichen Überreste wiederentdeckt.
Das Material ist nach 40 Jahren immer noch in einem guten Erhaltungszustand. Die vollständig erhaltenen Bernsteinperlen werden derzeit fachmännisch im NLD restauriert. Eine erste Begutachtung des Fundmaterials zeigt, dass das Steingrab in die späte Trichterbecherkultur zu datieren ist. Dafür spricht, dass die Pfeilschneiden aus Abschlägen hergestellt worden sind, welches ein typisches Merkmal dieser Zeitstellung ist.
Das Steingrab entspricht heute noch den Beschreibungen Sprockhoffs aus 1975. Leider ist der damit verbundene, damals von Herrn Schulz und Dr. Deichmüller etablierte Vorgeschichtspfad nicht mehr in seiner vollen Pracht erhalten geblieben. Dieser wird in leicht veränderter Form im Jahr 2022 ein Comeback erleben.
Zum Weiterlesen:
- Fansa, Mamoun 1987: Das Großsteingrab von Steden, Gem. Holsten, Ldkr. Osterholz-Scharmbeck. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland 10, 1987, 7-16
- Sprockhoff, Ernst 1975: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen-Westfalen. Bonn 1975