Eine hölzerne Lade in der Grube
Das NLD erforschte im vergangenen Sommer einen kaiserzeitlichen Siedlungsplatz in einem Adendorfer Neubaugebiet (Adendorf 33, Ldkr. Lüneburg). Dabei wurde etwa ein Hektar archäologisch untersucht. Insgesamt kamen dabei über 1.400 Befunde und große Mengen Keramik zutage. Hauptsächlich handelte es sich um Pfostengruben. Mehrere Speicherbauten und Grubenhäuser sind nachweisbar.
Ein Befundkomplex warf aber mehr Fragen auf, als beantwortet werden konnten.
Im Planum zeichnete sich eine langovale Verfärbung von ca. 2,1 x 1,3m ab, die Ost-West ausgerichtet war. In der Mitte befand sich eine brandschichtähnliche Konzentration mit zerscherbten Keramikgefäßen. Die Vermutung lag nahe, dass es sich hierbei um eine Siedlungsgrube handeln würde.
Erst beim Schneiden kamen weitere Merkmale zu Tage, die zeigten, dass es sich wohl um einen besonderen Befund handelte. Hier zeichnete sich eine dünne, braune Linie ab, die als Holzrest interpretiert werden kann und Ost-West ausgerichtet war. Aus diesem Grund wurde ein zweites Planum angelegt, auch auf der anderen Seite fand sich eine solche Linie, die beide eine Länge von ca. 1,8m aufwiesen und annähernd parallel zueinander im Abstand von ca. 0,7 – 0,8m verliefen. Dazwischen lag ein grauer Sandboden, der mit kleineren Feldsteinen, etwas Holzkohle und wenig Keramik vermischt war und lagenweise eingebracht wurde. Um diesen Befundkörper zeichnete sich eine Baugrube ab, die ebenfalls mit Sand verfüllt war. Daraufhin schnitten wir den Befund ein zweites Mal, diesmal im rechten Winkel zum ersten Schnitt. Hier zeigte sich, dass die beiden Hölzer noch etwa 0,2m hoch waren, zwischen diesen Begrenzungen lagen flach weitere Hölzer. Allerdings fanden sich keine hölzernen Abschlüsse an den Schmalseiten. Die Baugrube reichte noch ca. 0,1m unter diese Bretterlage.
Somit kann folgende Situation rekonstruiert werden. Man hob eine ca. 2,1 x 1,3m große Grube aus, die ca. 0,5m in den gewachsenen Boden reichte. Danach glättete man den Boden dieser Grube und füllte sie teilweise wieder auf. Auf diese Ebene wurden flach Bretter gelegt, an den Längsseiten lagen senkrecht zwei Bretter. Danach verfüllte man das ganze zügig wieder und entfachte ein Feuer, oder brachte verbranntes Material, das mit Keramik vermischt war, flächig auf der zugeschütteten Grube aus.
Es stellt sich die Frage nach der Interpretation. Die Keramik datiert den Befundkomplex nach einer ersten Sichtung in die jüngere Kaiserzeit. Handelt es sich dabei vielleicht um ein Körpergrab? Für eine solche Interpretation sprechen die Form, Maße und die Holzkonstruktion. Allerdings fehlen „Kopf- und Fußbretter“, so dass es sich nicht um einen Sarg handeln kann. Dagegen sprechen, dass außer der Keramik im oberen Bereich keine weiteren Funde zu Tage kamen. Auch ein „Leichenschatten“ war nicht vorhanden. Die Lage in unmittelbarer Nähe zu mehreren Speicherbauten, macht eine solche Interpretation auch unwahrscheinlich.
Die Holzkonstruktion lässt auch an eine Wasserschöpfstelle denken, aber der anstehende Sandboden und vor allem die fehlenden Bretter an den Schmalseiten zeigen, dass dies keine Wasserschöpfstelle sein kann. Letztlich ist auch eine Interpretation als Erdkeller möglich, allerdings ist die Brandschicht kein Hinweis auf einer Zerstörung durch ein Feuer, da sie sich scharf zur eigentlichen Verfüllung abgrenzte.
Bislang muss offenbleiben für welchen Zweck dieser Befund vor fast 2.000 Jahren angelegt wurde. Anscheinend hatte er aber eine wichtige Bedeutung, da man ihn so sorgfältig ausgeführt hat.