Die Elmsburg im Elm bei Schöningen
Mit Moos und Gestrüpp überwucherte Mauerreste, Erdtrichter Wälle und Gräben – das war das Bild, das die Elmsburg westlich von Schöningen in den letzten Jahrzehnten bot. Weder war zu erahnen, dass hier vor 800 Jahren eine befestigte Kommende des Deutschen Ordens mit einer stattlichen Kirche und Klostergebäuden gestanden hat noch dass in den 1950er und 1960er Jahren umfangreiche archäologische Untersuchungen vor allem an der Kirchenruine stattgefunden haben. Als Doppeldenkmal ist die Elmsburg einer der herausragenden archäologischen Plätze im Landkreis Helmstedt. Der äußere vorgeschichtliche Wall-Grabenring mit einer Fläche von etwa 8 ha und Durchmessern von 300 x 330 m ist nahezu vollständig erhalten. Die Befestigung der mittelalterlichen Elmsburg liegt mitten in diesem Ring und ist mit Durchmessern von ca. 157 x 138 m etwa halb so groß.
1213 wird die Elmsburg erstmals erwähnt. Kaiser Otto IV. aus dem Hause der Braunschweiger Welfen verschenkt die Burgkirche an das von ihm neu gegründete Stift auf der Scheverlingenburg. Nach seinem Tod kommt sie 1218 in den Besitz des welfischen Blasiusstiftes in Braunschweig. Doch schon 1221 überträgt Ottos Bruder, der Pfalzgraf Heinrich, die Kirche auf der Elmsburg „mit allem Zubehör“ an den Deutschen Orden. Sie ist dessen erste Niederlassung am Elm und steht am Beginn seiner 800jährigen Geschichte im südöstlichen Herzogtum Braunschweig.
Im Bewusstsein der Schöninger war die Elmsburg trotz ihres verwilderten Zustandes immer fest verankert und gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Elm. So wurden in den letzten Jahren die Stimmen, die eine angemessene Erschließung des Ortes für die Öffentlichkeit forderten, immer lauter.
2018 ist es dem Landkreises Helmstedt gelungen ein Projekt zur touristischen Aufwertung auf die Beine zu stellen, das zum Großteil über LEADER-Fördermittel der europäischen Kommission realisiert wird. Weitere Förderer sind die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, in deren Stiftungswald die Elmsburg liegt, und die Bürgerstiftung Ostfalen. Schwerpunkt des Projektes ist die Kirchenruine.
Um ein tragfähiges Konzept für die Konservierung und Teilrekonstruktion zu entwickeln, wurden in einem ersten Schritt im Herbst 2018 archäologische Nachuntersuchungen durch die Firma Arcontor Projekt GmbH im östlichen Bereich der Ruine durchgeführt. Anschließend erfolgten die Freilegung und Dokumentation des gesamten Kirchengrundrisses durch die Kreisarchäologie Helmstedt mit der archäologischen Arbeitsgemeinschaft.
Die Untersuchungen haben gegenüber den bisher geltenden neue Erkenntnisse zur Bauabfolge der Kirche erbracht. Demnach ist in der Zeit um 1000 nach Chr. am Platz der späteren Deutschordenskirche zunächst eine kleine annähernd quadratische Burgkapelle von 8 x 8 m mit halbrunder Apsis erbaut worden. Diese ist im Verlauf des 11. Jahrhunderts zu einer stattlichen, ca. 24 m langen und 8 m breiten romanischen Kirche mit T-förmigem Grundriss aus Langhaus mit halbrunder Apsis und zwei Seitenflügeln im Osten erweitert worden. Für die Fundamente der beiden älteren Kirchen ist überwiegend ein weicher Sandstein aus einem nahe gelegenen Steinbruch verwendet worden. Wohl nach der Übernahme durch den Deutschen Orden im Jahre 1221 wurde ein Neubau nahezu ausschließlich aus Elmkalkstein errichtet, der weitgehend auf den alten Fundamenten steht. Er bestand nur noch aus einem langrechteckigen Langhaus und einer gestelzten Apis.
Für die Teilrekonstruktion der Kirche wurden die Grundmauern des jüngsten Kirchenbaus bis auf eine Höhe von ca. 60-90 cm aufgeführt und die älteren Fundamente mit Geotextil abgedeckt. Für das sandwichartige Schalenmauerwerk wurde ein frostbeständiger, rein mineralischer Trasskalk-Mörtel verwendet. 2020 erfolgten die Rekonstruktion eines Altars und eine „Inneneinrichtung“ der Kirche mit Holzbänken und einem Klangobjekt.
Informationstafeln und ein kleiner Rundweg, der auch benachbarte Denkmäler einbezieht, erschließen das gesamte Burggelände. Eine Website, eine Broschüre und geplante Veranstaltungen sollen darüber hinaus in ansprechender und kurzweiliger Form für Informationen und Anregungen für weitere Ausflüge in das Mittelalter des Elms sorgen.
Der Text wurde erstmals veröffentlicht in den Berichten zur Denkmalpflege in Niedersachsen, 40. Jg. (2020), Heft 1, S. 32–34.