Ein Brunnen im Graben

Von Marc Kühlborn

Zwischen Anfang April und Ende September hat das NLD am Nordhorner Döppersweg einen Teil eines vorgeschichtlichen und mittelalterlichen Siedlungsareals erforscht. Dabei kamen auf etwa 6.500m² fast 2.200 Befunde der Eisenzeit, des Mittelalters und der frühen Neuzeit zu Tage. Unter anderem fanden sich mehrere eisenzeitliche Speicherbauten sowie Reste großer Häuser des Mittelalters und frühneuzeitliche Entwässerungsgräben. Das Gelände liegt etwas höher und war ursprünglich von Niederungen der Vechte umgeben. Deshalb bot sich die hochwassersichere Lage durch alle Zeiten hinweg als gutes Siedlungsareal an. Zudem sind Spuren mittelalterlicher Landwirtschaft in Form von Wölbackergräben und Eschgräben vorhanden. In einem Wölbackergraben war ein kleiner Fassbrunnen eingetieft. Eine annähernd runde Grube von ca. 1,4m Dm. durchschnitt den Graben. In dieser Baugrube fand sich die untere Hälfte eines kleinen Holzfasses, das als Brunnenstube diente. Es war noch ca. 25 cm hoch erhalten und hatte einen Bodendurchmesser von ca. 30 cm. Etwa jede zweite Fassdaube wies ein ca. 2 cm großes Loch auf, um  das Eindringen von Wasser zu ermöglichen. Als Fassreifen dienten aufgespaltene Haselnussstecken.

Der Fassboden bestand aus drei Brettern, die an je zwei Stellen miteinander verdübelt waren. Das mittlere Brett wies eine Hausmarke in Form von drei gekreuzten Linien auf. Das Fass aus Nordhorn ist nur schwer datierbar. Die Lage in einem mittelalterlichen Wölbackergraben gibt einen Terminus post quem, so dass von einer frühneuzeitlichen Zeitstellung auszugehen ist. Das Hauszeichen auf dem Fassdeckel deutet auf eine Verwendung als Handelsgut. Welche Funktion das Fass vor der Verwendung als Brunnenstube hatte, muss offenbleiben. Fässer waren im Mittelalter und früher Neuzeit universelle Transportcontainer in denen u. a. Bier, Wein, Salz, Fisch aber sogar auch Bücher gehandelt wurden. Durch die Nähe zu den Niederlanden wäre eine Nutzung als „Kantje“ für den Transport und Handel von Salz-Heringen möglich. Ein „Kantje“ ist ein Holzfass, dass im 19. u. 20. Jh. hauptsächlich im niederländischen und deutschen Heringsfang genutzt wurde. Es wurden etwa 800 bis 1.000 Heringe in ein solches Fass gepackt, dass dann ca. 100 kg wog. Die frühneuzeitlichen Vorgänger hatten sicher kleinere Volumen, da sie so einfacher zu transportieren zu waren.

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