Altdeiche an der Mittel-Weser

Von Hildegard Nelson

Im Rahmen der Erfassung der obertägig erhaltenen archäologischen Denkmale im Landkreis Nienburg wurden im Frühjahr 2018 auch die Altdeiche entlang der Weser systematisch begangen. Als Altdeiche gelten die Deichlinien, die nachweislich vor 1800 errichtet wurden. Altdeiche sind prägende Elemente unserer Kulturlandschaft und sie können wesentliche Aussagen zur Besiedlungsgeschichte liefern, daher handelt es sich bei Ihnen um schützenswerte Denkmale. Da schriftliche Quellen zur Errichtung der Deiche kaum vorliegen, werden zunächst die auf den modernen Karten vorhandenen Deiche mit den in der Kurhannoverschen Landessaufnahme von 1771 verzeichneten Deichlinien abgeglichen. Seit Mai 2018 liegen für den Landkreis Nienburg auch die Airborne-Laserscan Daten vor, sodass auch mit diesen ein Abgleich erfolgen konnte.
Die Deiche im Mittellauf der Weser wurden, anders als im Unterlauf des Flusses, erst in der frühen Neuzeit errichtet, u.a. wohl auch, weil die Hochwassergefahr hier geringer war. Im ehemaligen Amt Hoya hat die sehr wesernahe Lage der Deiche und damit die starke Einengung des Flusses immer wieder zu Deichbrüchen geführt, der man Ende des 17. Jahrhunderts durch den Einbau von Lücken, sog. Überfällen“ entgegen wirken wollte. In der Gemarkung Wienbergen in der Gemeinde Algermissen sind Teile des linksseitigen, überwiegend dicht am Ufer verlaufenden Deiches, wie er in den Blättern 42 und 46 der Kurhannoverschen Landesaufnahme verzeichnet ist (Abb. 1) in Resten erhalten; längere Abschnitte sind aber im Ackerland zerstört. Der erst im 19. Jh. errichtete neue Deich verläuft zu großen Teilen mehrere hundert Meter westlich, also viel weiter vom Ufer entfernt.

Der Altdeich besitzt eine Basisbreite von acht bis neun Meter, seine Höhe liegt zwischen 70cm und zwei Metern. Ein sehr verschliffenes Teilstück befindet sich in einer Viehweide ca. 1600m östlich von Wienbergen (Abb.2).

Überraschend war eine Entdeckung im Südteil der Weserschleife nordöstlich von Oberboyen. Hier befindet sich vor dem in der Kurhannoverschen Karte verzeichneten Altdeich noch ein weiterer Deichrest von ca. 170m Länge, der schon vor 1771 außer Funktion geriet und daher in die Kurhannoverschen Karte nicht mehr eingetragen wurde. Hier muss der Deich damals gebrochen sein und die jüngere Deichlinie anschließend um das Brack geführt und um wenige Meter nach Norden verlegt worden sein (Abb. 3). Die Basisbreite des Deiches beträgt acht Meter, seine Höhe ca. einen Meter. Er ist mit zwei sehr alten Weiden, Wildkräutern und Gebüsch dicht bewachsen.

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