Hohlwege im Harz am Beispiel der „Alten Harzstraße“

Von Katharina Malek

Das im Laufe der Jahrtausende herausgebildete Wegenetz des Harzes stellt heute ein prägendes Kulturlandschaftselement dar. Zahlreiche Spuren- von einzelnen bis hin zu ganzen Hohlwegbündeln - zeugen davon im Gelände. Die Wege ermöglichten nicht nur Reisenden ein Fortkommen, sondern spielten eine tragende ökonomische Rolle innerhalb der Montanwirtschaft.

Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür stellt die so genannte „Alte Harzstraße“ dar. Sie überquerte den Harz von Nord nach Süd, d.h. von Goslar über Clausthal-Zellerfeld bis nach Osterode.  Es handelt sich dabei physisch nicht um eine Straße, sondern um zahlreiche ausgebildete Trassen. Diese verlaufen mal entlang der Kuppen, mal im Hang.

Die Harzstraße war bereits im Rahmen der heute immer noch wegweisenden Arbeit von Dietrich Denecke (1969) Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Allerdings beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit dem Abschnitt von Osterode bis nach Clausthal. Der anschließende Bereich, welcher auf dem Gebiet der Stadtforst Goslar liegt, wurde im Rahmen einer geographischen Klausur-Ersatz-Arbeit der Technischen Universität Braunschweig von Heinfried Spier (1983) näher betrachtet. Dabei untersuchte Spier einige der Trassen mit Hilfe von Sondageschnitten und konnte anhand von Spuren des Wegebaus und Wegeverbesserung bestätigen, dass Hohlwege im Gebirge nicht nur reine Naturwege darstellen.

Aufgrund eines Starkwetterereignisses bot sich der Arbeitsstelle Montanarchäologie des NLD die Möglichkeit den hier vorgestellten Wegabschnitt noch einmal mit modernsten Dokumentationsmethoden aufzunehmen. Er liegt am Südwesthang des recht steilen Hohlkehls. In dem freigelegten Befund zeichneten sich deutlich die in den weichen Schiefer eingefahrenen Wagenspuren ab. Zwischen diesen waren paarweise Hufspuren der Zugtiere zu erkennen. Die Seitenwände dieses Kastenhohlwegs wiesen deutliche Schleifspuren der Räder auf. Die waagerechte Stufenfläche entstand zur Verbreitung dieses Weges, wo in der Wand noch klar die Schrämspuren der Hammer- und Meißelarbeit zu sehen sind.

Der Weg hat eine Spurbreite von 145 cm. Wie bereits Friedrich-Wilhelm Wulf (2006) bei der Auswertung der Wegespur an der Hohen Steyer festgestellt hat, sind solche Maße typisch für spätere Nutzungszeiten ab dem 18. Jahrhundert. In den früheren Perioden dominieren schmalere Spurbreiten, die zwischen 80 cm und 110 cm schwanken.

Über den genauen Anfang der „Alten Harzstraße“ ist nichts bekannt. Prähistorische Funde entlang der Wegeverbindungen wie aber auch die Rammelsberger Erze um Christi Geburt im Süden des Harzes legen eine Nutzung dieser Trassen bereits für die vor- und frühgeschichtliche Zeit nahe. Für das Mittelalter ist dies auch durch schriftliche Quellen belegt (vgl. Spier 1983, 27-28.).

 


Zum Weiterlesen:

  • H. Spier, Die Alte Harzstraße im Bereich der Goslarer Stadtforst. Geländeuntersuchung und -auswertung (Hornburg 1983).
  • D. Denecke, Methodische Untersuchungen zur historisch-geographischen Wegeforschung im Raum zwischen Solling und Harz. Ein Beitrag zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Kulturlandschaft. Göttinger Geographische Abhandlungen H. 54 (Göttingen 1969).
  • F.-W. Wulf, „Durch diese hohle Gasse…“. Archäologie in Niedersachsen 2006, 147-149.

 

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