Zwei Entenfänge am Westufer des Dümmers
Von Ulrich Kinder
Fund des Monats April sind zwei fragmentarisch erhaltene Anlagen zum Entenfang am Westufer des Dümmers. Ab Mitte des 16.Jh. verbreitete sich von den Niederlanden aus die Methode des Kojenfangs, bei der Enten durch Lockenten zur Landung auf einem künstlichen Gewässer veranlasst und dann durch Einsatz eines speziell trainierten Hundes, in einen immer schmaler werdenden und mit Netzen oder hölzernen Bauten (sog. Kulissen) überdachten Zipfel des Gewässers gelockt wurden an dessen Ende der Vogelfänger lauerte, der die Tiere entweder sofort tötete oder zu Zuchtzwecken fing. Enten behalten ein am Ufer befindliches Raubtier immer im Auge und schwimmen dafür parallel mit ihm, wenn es sich am Ufer entlang fortbewegt, aber nur gegen den Wind um schnell flüchten zu können. Entsprechend waren die Entenfänge größere Anlagen mit je einem Zipfel (sog. Pfeife) in die vier wichtigsten Windrichtungen, damit eine gelandete Entengruppe auch bei jedem Wind bejagt werden konnte. Zwei solcher Anlagen haben sich teilweise am Ostufer des Dümmer bei Lembruch erhalten und sind schon länger bekannt. Diese Art der Vogeljagd war ein adeliges Privileg das zumeist verpachtet wurde. Am oldenburgischen Westufer hingegen war die Jagd ein Privileg des Grundeigentümers und dementsprechend waren auch die Entenfänge deutlich kleiner.
Die Preußische Landesaufnahme zeigt insgesamt fünf flaschenförmige Entenfänge (Abb. 1), von denen sich zwei Bruchstückhaft erhalten haben (Abb. 2). Die südliche, 112 x 50 m große Anlage besteht aus einem annähernd ovalen, im Osten gekappten, verlandeten Teich, der von einem fast vollständig erhaltenen, 8 – 9 m breiten und noch bis zu 0,4 m hohen mit Erlen und Eichen bestandenen Wall umgeben wird (Abb. 3). Die einzige, 28 m lange Pfeife weißt nach Nordwesten und damit in die Richtung des vorherrschenden Windes, ein Merkmal das alle Entenfänge am Westufer aufweisen. An der Außenseite des Walls entlang verläuft ein stark verfüllter Graben. Der nur 216 m nordöstlich davon gelegene Entenfang ist weitaus schlechter erhalten: Nur noch der 70 m lange Wall am Nordostrand des Teiches und der Pfeife ist mit dem Außengraben erhalten. Beide Objekte liegen in kleinen Wäldchen mitten im Ackerland, zu ihrer Nutzungszeit lagen sie in weitläufigen Moorwiesen. Die Erlen und Eichen die auf den Wällen stehen sind übrigens die beim Bau der Entenfänge dort gepflanzten Bäume, die zusammen mit Sträuchern als Sichtschutz für den Entenfänger dienten. Erbaut wurden die fünf Entenfänge höchstwahrscheinlich alle im 19.Jh. 1933 wurde der Kojenfang im Land Oldenburg verboten und die Anlagen wurden sich selbst überlassen, wuchsen zu, verlandeten und wurden, wenn sie der Landwirtschaft oder dem Wasserbau im Wege waren bedenkenlos zerstört. Entdeckt wurden sie dank des Digitalen Geländemodells, das auch noch geringe Höhenunterschiede darstellt und eine gezielte Suche nach den Anlagen erlaubte.
Weiterführende Literatur
Seitz, Joachim: Beiträge zur Geschichte der Ornithologie in Niedersachsen und Bremen. Die Vögel Niedersachsens und des Landes Bremens. Hannover 2012. S. 19f.
Arnoldt, Hans-Martin: Historische Entenfanganlagen in Niedersachsen und im ehemaligen Herzogtum Braunschweig mit einem besonderen Blick auf die Niederlande als Herkunftsland dieser Jagdeinrichtung, In: AVES Braunschweig, Mitteilungen der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Südostniedersachsen 2019, S. 34-43.
Anonym: Fang wilder Enten am Dümmer-See, In: Feierstunden der edleren vaterländischen Jugend, für ihre Freunde und jeden Gebildeten; zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, zur Ermunterung zum Guten, zur Beförderung des Nützlichen, Band 4, Nr. 95 (1830), S. 833 – 835.