Neu im Denkmalatlas: Die Bau- und Kunstdenkmale des Landkreises Peine
Der Landkreis Peine ist vor allem durch die Ackerbaulandschaft mit Haufendörfern mit Hofanlagen aus dem 18. bis in das frühe 20. Jahrhundert geprägt. Als Schwelle zur niederdeutschen Ebene treffen hier vor allem die Bautypen des mitteldeutschen und des niederdeutschen Bauernhauses aufeinander, die im Nebeneinander und in Mischformen die historischen Dorfbilder prägen. Im Vorland des niedersächsischen Berglandes wurden mit der Gründung der Ilseder Hütte 1858 in Groß Ilsede die in der Region reichlich vorhandene Eisenerze für die Roheisenherstellung genutzt, woraus sich ein eigenständiges Wirtschaftsgebiet entwickelte. Der industrielle Aufschwung in der Region spiegelt sich ebenfalls in der baulichen Entwicklung wider, welche sich in den großen Hofanlagen und der Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts repräsentiert. Durch Agrarreformen und den Anbau der Zuckerrübe im 19. Jh. entstanden große Hofanlagen mit bürgerlichen Repräsentations-Anspruch, die sogenannten „Rübenburgen“.
Die politische Geschichte des Amtes Peine war seit der Reformation wechselvoll und mit der Geschichte des Stifts Hildesheim eng verbunden. Als Ergebnis der Hildesheimer Stiftfehde gegen den Adel der Region verlor das Bistum Hildesheim drei viertel seines Besitzstandes. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der alte Zustand bis zur Säkularisierung wieder hergestellt, sodass viele der Kirchen im Landkreis der ev. luth. Konfession unter einem katholischen Landesherrn angehörten. Diese Zeitspuren sind an dem Bestand vieler Ortskirchen erkennbar, die weitestgehend in ihrer Gestalt des 17.-18. Jh. erhalten geblieben sind. Die Ev. Kirche in Lengede und St. Martini in Vallstedt sind zwei Beispiele der vielen schlichten Saalbauten im Landkreis, mit teils romanischen oder gotischen Kernen, die als historische Herzstücke nach wie vor die heutigen Ortskerne im Landkreis Peine prägen.
Der Bereich der ehemaligen Schlossanlage Vechelde wird als Burgsitz bereits im Mittelalter erwähnt, 1392 von Herzog Friedrich an die Stadt Braunschweig verpfändet. 1671 wurde er wieder herzoglich und 1695 zu einem Lustschloss ausgebaut. Früher eine Wasserburg war die Anlage rings von Wassergräben umgeben, als Wasserzulauf diente das Flüsschen Aue westlich der heutigen Platzanlage. Die Glanzzeit des Schlosses mit dem zugehörigen Lustgarten war unter Herzog Ferdinand (1721-1792), von dem der bauliche Bestand der prunkvollen Toreinfahrt sowie Skulpturen im Schlosspark heute noch zeugen. Nachdem das Schloss von 1804-1813 über die napoleonische Besatzungszeit hinaus als Lehranstalt diente, wurde 1825 dort der Verwaltungssitz des Amtes Vechelde eingerichtet. 1826 wurde das Schloss abgebrochen und 1880 die heutige Gebäudekonstellation des Amtsgerichtes errichtet. Um 1974 wurde die Parkanlage in alter barocker Form wieder hergerichtet.
Das Bauernhausmuseum Bortfeld ist eines der ersten Freilichtmuseen Niedersachsens. Das Zweiständerhaus aus dem Jahre 1639, in dem sich heute das Bauernhausmuseum befindet, nimmt aufgrund seines guten Überlieferungszustandes mit Veranschaulichung des bäuerlichen Lebens und für die Museumlandschaft im ländlichen Raum in der Region Braunschweig einen wichtigen Stellenwert ein. Die museale Nutzung des Baudenkmals geht auf das Jahr 1911 zurück, die der zu dieser Zeit starken Heimatpflegebewegung zu verdanken ist.
Die Direktorenvilla der Ilseder Hütte war das Prunkstück der Siedlungserweiterungen in Ilsede, die für die Beamtenbelegschaft nordwestlich und nordöstlich des Werkes errichtet wurden.