Ev.-ref. Kirche Neue Heimat
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Barenburg
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1956
- bis
- 1957
- Personen
- Latta, Franz
Janssen, Hans-Diedrich
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 53590519
- Objekt-Nr.
- 898
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Emden_Wiederaufbau
- Beschreibung
- Ev.-ref. Kirche mit Gemeinderäumen, Massivbau auf rechteckiger Grundfläche mit Satteldach, annähernd in Ost-West-Richtung stehend, rote Backsteinfassaden mit weißen Holzsprossenfenstern, an der Südwestecke der Kirchturm mit spitzem Turmhelm angebaut. Der Westgiebel der Kirche achssymmetrisch angelegt, über sechs kleinen Kellerfenstern nur eine große Fensterfläche, diese aus sechs, in zwei Reihen übereinander angeordneten, hochrechteckigen Fensteröffnungen bestehend und durch weiße Rahmung zusammengefasst, im Mauerwerk darüber drei stilisierte Entlastungsbögen, der Giebel am Ortgang mit Läufer- und Binderschicht und eingemörtelten Dachziegeln ohne Dachüberstand. Der Ostgiebel ganz ohne Öffnungen. An der traufseitigen Süd- und Nordfassade je sechs gekoppelte, hohe Fensteröffnungen mit Brüstungsfeldern und gemeinsamer Rahmung, unterhalb der Traufe profiliertes, hell gefasstes Gesims, das hohe Satteldach mit braunen Hohlziegeln gedeckt und ohne Aufbauten. An der Südfassade, fast bis an die Südwestecke des Kirchenschiffes gerückt, der Kirchturm angebaut, dieser auf quadratischer Grundfläche mit zwei Geschossen, Flachdach und Attika nur geringfügig höher als die Traufe des Kirchenschiffes, im Erdgeschoss eine dreiseitig offene Turmhalle, hier der Haupteingang zur Kirche mit zwei flankierenden Fensteröffnungen, diese wie auch die Fenster im ersten Turmgeschoss segmentbogig; auf dem kompakten Unterbau, hinter der Attika zurückgesetzt, ein spitzer, verschieferter Turmhelm auf sechseckiger Grundfläche, am Ansatz zu allen Seiten durch segmentbogige Einschnitte geöffnet, auf der Turmspitze das "Schepken Christi" als Wetterfahne. Der Grundriss der Kirche zweigeteilt, nach Osten der große Kirchensaal, nach Westen mehrgeschossig in Split-Level-Bauweise Gemeinde-, Erschließungs- und Nebenräume, im Keller Küche und Sanitäranlagen, im Hochparterre Gemeindesaal, der sich durch eine Faltwand bühnenartig zum Kirchensaal öffnen lässt, darüber im Obergeschoss Jugendraum sowie im Turmobergeschoss kleines Besprechungszimmer. Errichtet 1956/57 nach Planung des Emder Architekturbüros Janssen & Latta.
- Denkmalbegründung
- Um die Wende zum 20. Jahrhundert entstand außerhalb des Emder Walls nach Norden der Stadtteil Barenburg. Die Karl-von-Müller-Kaserne an der Auricher Straße wurde ab 1910/11 gebaut, südlich davon entstand in den 1920er Jahren eine Ein- und Mehrfamilienhaussiedlung. Die wesentliche Entwicklung des Stadtteils erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg, als Wohnraum dringend benötigt und in Barenburg gebaut wurde, u. a. durch die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat, so dass der Stadtteil insgesamt auch Neue Heimat genannt wurde. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg bestand die Absicht zum Bau einer reformierten Kirche im Norden der Stadt. Der Emder Architekt Arthur Risius (1906-1977) erstellte Pläne, die aufgrund der Wirtschaftskrise und der NS-Zeit nicht realisiert wurden. Am 21. Juli 1938 brannte die Gasthauskirche - eines der drei reformierten Gotteshäuser in der Emder Innenstadt - ab, und im Zweiten Weltkrieg wurden schließlich auch die Große Kirche und die Neue Kirche zerstört. Als Ersatz für die Große Kirche wurde bereits 1948/49 die Schweizer Kirche im Rahmen des Notkirchenprogramms des Evangelischen Hilfswerkes errichtet. Die Neue Kirche wurde bis 1950 nach Planung von Arthur Risius wiederaufgebaut. Da das Grundstück der Gasthauskirche für die Neubebauung des Rathausviertels an die Stadt Emden abgegeben wurde, entschied sich die evangelisch-reformierte Gemeinde für einen Kirchenstandort in dem sich entwickelnden Stadtteil Barenburg unmittelbar nördlich des 1953 fertiggestellten Krankenhauses und in der Nähe der 1957 eingeweihten katholischen Kirche St. Walburga. Bereits 1953 wurde mit der Planung begonnen, neben der Kirche waren auch Gemeinderäume, das Pfarrhaus und ein Kindergarten vorgesehen. Eingebunden wurde der Regierungsbaurat Dietrich Rohlfs Hermann Müller-Stüler, der 1954 auch bei der Ruinensicherung an der Großen Kirche bauleitend tätig war. Mit der weiteren Ausarbeitung des Entwurfes für den Kirchenneubau wurde das Emder Architekturbüro Janssen & Latta beauftragt. Die Architekten Hans-Diedrich Janssen (1907-1985) und Franz Latta (1897-1980) wirkten maßgeblich am Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt Emden mit und zeichneten für zahlreiche Gebäude der Nachkriegszeit verantwortlich. Das Büro plante vorrangig Wohn- und Geschäftshäuser, so das Otto-Huus am Ratsdelft, die Löwenapotheke Zwischen beiden Sielen oder die Waage am Neuen Markt, aber auch das evangelisch-lutherische Gemeinde- und Pfarrhaus an der Ringstraße wurde nach Entwurf von Janssen & Latta gebaut. Die Baupläne für die Kirche Neue Heimat wurden am 15. Februar 1956 bauaufsichtlich genehmigt, der Rohbau war im Mai 1956 fertiggestellt. Am 31. März 1957 wurde die Kirche Neue Heimat schließlich von der evangelisch-reformierten Gemeinde in Gebrauch genommen. Finanziert wurde der Kirchenbau u. a. durch Mittel, die von der Brandkasse für die abgebrannte Gasthauskirche gezahlt wurden. Der Name "Neue Heimat" wurde wohl von der umgangssprachlichen Bezeichnung des Stadtteils Barenburg übernommen. Der Kirchenbau zeigt die traditionelle und regionalgebundene Wiederaufbauarchitektur, die in Emden zeittypisch und in der Innenstadt durch die Baupflegesatzung von 1953 verbindlich vorgegeben war. Die Außenansicht wird geprägt durch rote Backsteinfassaden. Die weißen, teils noch bauzeitlichen Holzsprossenfenster sind durch helle Putzrahmen zusammengefasst. Ein profiliertes Traufgesims leitet zum steilen, mit braunen Ziegeln gedeckten Satteldach über. Bemerkenswert ist die Gestaltung des Turmes, der bis unmittelbar an die Bolardusstraße reicht. Die offene Erdgeschosshalle schützt den Haupteingang der Kirche. Über dem ersten Obergeschoss schließt der quadratische Baukörper mit Flachdach und Attika ab und bildet den Unterbau für einen sehr spitzen, verschieferten Turmhelm, der an den Dachreiter der zerstörten Gasthauskirche erinnert. Die Kirche Neue Heimat hat eine geschichtliche Bedeutung im Rahmen der Stadt- und örtlichen Religionsgeschichte sowie aufgrund des Zeugniswertes für die Baugeschichte und als evangelisch-reformierter Kirchenneubau aus der für Emden bedeutenden Epoche der Wiederaufbauzeit der 1950er Jahre. Am Bau beteiligt war das regional bedeutende Architekturbüro Janssen & Latta, das die traditionsbezogene Wiederaufbauarchitektur in Emden maßgeblich prägte. Mit dem markanten Turm ist das Kirchengebäude zudem von prägender Wirkung für das Straßenbild und damit von städtebaulicher Bedeutung, so dass die Erhaltung der Kirche Neue Heimat im öffentlichen Interesse liegt.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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