Neutorstraße 41, 43, 45, 47
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Objekttyp
- Platz
- Personen
- Störmer, Rolf
Schrom, Herbert
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 53561343
- Objekt-Nr.
- 77
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Denkmalthema
- Emden_Wiederaufbau
- Beschreibung
- Gruppe von drei Wohn- und Geschäftshäusern, die die platzartige Aufweitung der Neutorstraße nördlich des Alten Grabens umfassen, der Platz heute baumbestanden. Einheitlich dreigeschossige Backsteingebäude mit Satteldächern, durch die Verwendung von Kunststein und einzelne Fassadendetails individuell gestaltet, rechteckige Fensteröffnungen in den Obergeschossen in regelmäßiger Reihung, die Erdgeschosszonen abweichend gegliedert und teils baulich verändert. An der Ecke Neutorstraße/ Alter Graben das Hotel Großer Kurfürst, traufständig zur Neutorstraße, der Giebel nach Süden zum Alten Graben gerichtet, zweigeschossiger Anbau nach Westen, gebaut 1955 nach Entwurf des Emder Architekten Herbert Schrom. Nördlich an das Hotel mit gleichbleibender Gebäudehöhe und Bauflucht angebaut das Wohn- und Geschäftshaus Neutorstraße 43/45, 1959 nach Entwurf des Emder Architekten Paul Holtkamp. Den Platz nach Norden abschließend das Geschäftsgebäude der Volksbank Emden, mit dem Südgiebel und Haupteingang zum Platz ausgerichtet, die östliche Trauffassade unmittelbar an der Neutorstraße, errichtet nach Entwurf von 1952 des Bremer Architekten Rolf Störmer.
- Denkmalbegründung
- In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erlebte die Stadt Emden durch den Zuzug niederländischer Glaubensflüchtlinge einen bedeutenden Bevölkerungszuwachs und wurde sukzessive erweitert. Ende des 16. Jahrhunderts bildete der Alte Graben die nördliche Stadtgrenze. Im Jahr 1603 wurde mit dem Haager Akkord die Stadterweiterung nach Norden festgelegt. So wurden mit der Anlage des Emder Walls 1606-1616 die Vorstädte in die Stadtbefestigung einbezogen und das Boltentorviertel westlich des Hinter Tiefs sowie das Neutorviertel (Bentinkshof) östlich des Tiefs als Neustadt angelegt. Das namensgebende Neue Tor am Alten Graben wurde durch das neue Neutor („de Nieuwe Nipoort“) ersetzt, das nun als Teil des Emder Walls den nördlichen Stadtzugang sicherte. Da mit der Unabhängigkeit der Niederlande 1648 vielen Flüchtlingsfamilien in ihre Heimat zurückkehrten und die wirtschaftliche Entwicklung Emdens stagnierte, blieben in der Neustadt Gartengrundstücke und eine offene Bebauung bestehen, wobei sich entlang der Neutorstraße noch eine geschlossene Straßenbebauung entwickelte. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war der Straßenraum der Neutorstraße (bis 1945 Wilhelmstraße, 1946-1951 Ernst-Thälmann-Straße) unmittelbar nördlich der Neutorbrücke platzartig aufgeweitet. Nach Osten bestand vor dem Apollo-Kino eine Freifläche, die sich zum Alten Graben abtreppte. Westlich war das unmittelbar am Alten Graben stehende Gebäude, das sogenannte Emder Seidenhaus, ebenfalls von der Straßenflucht abgerückt, bevor sich der Straßenraum nach Norden verengte. Diese städtebauliche Situation wurde im Zuge der Wiederaufbauplanung im Grundsatz beibehalten, wobei auf der kriegszerstörten Westseite der Neutorstraße mit dem Fluchtlinienplan von 1949 die Baulinien weiter nach Westen und Norden verschoben und damit eine vergrößerte Platzsituation geschaffen wurde, um dem zunehmenden Straßenverkehr mehr Raum zu geben und Parkplätze zu schaffen. Im Einklang mit der Baupflegesatzung von 1953 entstanden als bauliche Einfassung des Platzes einheitlich dreigeschossige Backsteinbauten mit Satteldächern und klassischen Lochfassaden, in den Obergeschossen mit gleichmäßig gereihten Fensterachsen. Die Erdgeschosszonen wurden durch bauliche Anpassungen stärker verändert, die wesentlichen Fassadengliederungen haben sich aber erkennbar erhalten. Durch zeittypische Baudetails, wie Fenstererker, gekoppelte Fensterbänder, Elemente aus Kunststein, profilierte Traufgesimse sowie besondere Mauerwerkssetzungen und Kunst am Bau zeigen die Gebäude trotz des einheitlichen Gesamtcharakters eine individuelle Prägung. Der Bremer Architekt Rolf Störmer (1907-1982) entwarf mit der Volksbank Emden einen sehr charakteristischen Bau mit eigenen Gestaltungsmerkmalen, zu nennen sind hier z. B. die flachen Backsteingewölbe im einst offenen Durchgang des Erdgeschosses oder die Entlastungsbögen über den Fenstern als historisierendes Motiv. Die südliche Giebelfassade hat durch die eng aneinandergereihten, bodentiefen Fenster nahezu die Wirkung einer Rasterfassade. Zusammen mit dem Giebel des Hotels Großer Kurfürst bildet sich von Süden eine stadtbildprägende Gesamtansicht. Der Architekt Herbert Schrom (1910-1966), der für zahlreiche Gebäude des Wiederaufbaus in Emden verantwortlich zeichnete, legte 1955 die Entwürfe für den Hotelneubau vor. Erkennbar bestehen Parallelen in der Detailausbildung des Südgiebels mit Schulter- und Firststaffeln zu dem Hotel Delfthalle und dem Wohn- und Geschäftshaus Brückstraße 2. Die gekoppelten Fensterbänder im Erdgeschoss lassen die ursprüngliche Wirkung der baulich veränderten Erdgeschossfassade zur Neutorstraße nachvollziehen. Das Wohn- und Geschäftshaus an der Neutorstraße 43/45 fügt sich harmonisch ein und trägt wesentlich zur geschlossenen Gesamtwirkung der Baugruppe bei. Mit der einheitlichen Gebäudeflucht und -höhe, der regelmäßigen Lochfassade sowie durch die Verwendung von Kunststein oder durch das profilierte Traufgesims greift der Bau 1959 die Merkmale auf, die bereits zuvor bei der Volksbank oder dem Hotel verwirklicht wurden. Die Gebäude an der Neutorstraße 41, 43, 45 und 47, die die kleine Platzsituation unmittelbar nördlich des Alten Grabens umfassen, sind von geschichtlicher Bedeutung für die Emder Stadt-, Siedlungs- und Stadtbaugeschichte sowie durch den räumlichen und stilistischen Zusammenhang ein anschauliches Zeugnis für die einheitlich gestaltete Wiederaufbauarchitektur in der für Emden bedeutenden Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg. Beispielhaft zeigt die Gebäudegruppe mit qualitätvollen Einzelbauten und zeittypischen Gestaltungsmerkmalen die regional- und traditionsgebundene Architektur und damit die besondere Ausprägung des Baustils der 1950er Jahre in Emden. Durch Material und Maßstäblichkeit sowie die Wiederherstellung der historischen Straßen- und Platzräume beabsichtigten die Stadtplaner trotz der Kriegszerstörung den identitätsstiftenden Charakter der alten Seehafenstadt wiederzugewinnen, wobei auf den historisierenden oder rekonstruierenden Wiederaufbau kriegszerstörter Gebäude verzichtet und Ansprüche der modernen Stadtplanung berücksichtigt wurden. Mit Herbert Schrom, Paul Holtkamp und Rolf Störmer waren regional bedeutende Architekten am Bau beteiligt. Die Gebäude prägen zusammen das Straßen- und Stadtbild an der Neutorstraße sowie am Alten Graben und sind damit von städtebaulicher Bedeutung. Aus diesen Gründen liegt die Erhaltung der Gruppe "Neutorstraße 41, 43, 45, 47" im öffentlichen Interesse.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 41948461 | Hotel | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neutorstraße 41
41948471 | Bank (Geldinstitut) | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neutorstraße 47
53561327 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neutorstraße 43/45
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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