Alter jüdischer Friedhof Wunstorf
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Wunstorf, Stadt
- Gemarkung
- Wunstorf
- Objekttyp
- Jüdischer Friedhof
- Denkmalstatus
- Archäologische Fundstelle
- Im Denkmalverzeichnis
- Nein
- Objekt-ID
- 53040220
- Objekt-Nr.
- 57
- Fachbereich
- Archäologie
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe-ohne-Grabsteine
- Jüdische Topographie Der alte jüdische Friedhof von Wunstdorf ist erstmals 1709 über das „Corpus Bonorum Civitatis Wunstorpiensis“ nachweisbar, in dem der Grundbesitz der Stadt Wunstorf ausgewiesen ist. Verzeichnet ist dort ein Garten vor dem Westertor, „darauf der Judenkirchhof belegen“. Der Friedhof diente nicht nur den Wunstorfer Juden, sondern auch den Juden in Neustadt am Rübenberge als letzte Ruhestätte, obwohl er einem Bericht des Gemeindevorstehers von Neustadt, Levy Aron, zufolge „wenigstens 2 Stunden von hier entfernt liegt“, „und daher viele Kosten veranlaßt wenn ein Todter darhin geschafft werden muß und was oft noch mehr wegen der schlechten Wege erschwert wird.“ Für das Grundstück entrichtete die jüdische Gemeinde von Wunstorf einen Erbenzins. Einen Teil der jährlichen Pachtkosten übernahmen die Neustädter Juden. (Schulze 2021, S. 24) Als der kleine Begräbnisplatz 1803 fast vollständig belegt war, bemühte sich Samuel Moses als Vertreter der Wunstorfer Juden beim Magistrat um Überlassung eines Teils des angrenzenden „Cämmerey-Knick-Gartens“. Dieser stimmte einer Erweiterung zu. Bereits 1827 waren die Kapazitäten des Friedhofs allerdings abermals ausgeschöpft. (Schulze 2021, S. 24) Die Synagogengemeinde wandte sich deshalb erneut an den Magistrat und beantragte, einen „dem Senator Häberlin gehörenden Garten vor dem Nord-Thore“ ankaufen und „solchen zum Begräbniß-Platz benutzen zu dürfen“. (Kaus 2021, S. 34) Wiederum erteilte der Magistrat seine Zustimmung, diesmal sollte die Nutzung aber ausschließlich den Wunstorfer Juden vorbehalten bleiben. (Schulze 2021, S. 24) 1827 wurde der alte Friedhof geschlossen, Bestattungen hat es aber in Einzelfällen wohl noch bis 1860 gegeben. (Kaus 2021, S. 35) 1883 erteilte der Bürgermeister Kius Bericht über den alten und neuen Friedhof. Danach umfasste der alte jüdische Friedhof 520 qm und lag eingebettet zwischen Lohmühle im Norden, Mühlenstrang (Graben) im Osten und städtischer Baumschule im Süden und Westen. Zur Baumschule hin war er mit einer Hainbuchenhecke eingefriedet, im Westen befand sich eine „Eisenthür zwischen Steinpfosten“, die schon seit Jahren zugenagelt war. Der Begräbnisplatz war über einen Privatweg zu erreichen, der von der Wunstorf-Haster Landstraße über das Grundstück der Baumschule führte. Auch später, als die benachbarten Grundstücke verkauft wurden, wurde den jüdischen Gemeindemitgliedern ein Wegerecht eingeräumt. (NLA HA) Am 17. Dezember 1938 verfügte der Regierungspräsident in Hannover die landespolizeiliche Schließung des Friedhofs und genehmigte dessen Einebnung. (Schulze 2021, S. 26) Im Juli 1939 forderte der Bürgermeister von Wunstorf den Vorsteher der Synagogengemeinde, Richard Lazarus, auf, den Friedhof „sofort einzuebnen und […] von der Durchführung dieser Anordnung spätestens innerhalb einer Woche zu berichten.“ (Schulze 2021, S. 26; StadtAW) Auf behördlichen Druck gab die jüdische Gemeinde den Friedhof schließlich auf. Das Grundstück wurde an die Eigentümerin der benachbarten Fabrik- und Gartengrundstücke verkauft. Im Zuge der Einquartierung französischer Kriegsgefangener in der Lohmühle 1940/41 entfernte man die noch vorhandenen Grabsteine oder vergrub sie. Im September 1942 wurde das Grundstück dann an die kriegswichtig eingestufte Firma Oberpottmann weiterverkauft, die es 1944 schließlich überbaute. Heute sind keine Spuren vom alten jüdischen Friedhofs mehr zu erkennen. (Schulze 2021, S. 26) Quellen NLA HA NLA HA Hann. 74 Neustadt am Rübenberge Nr. 1417: Israelitische Friedhöfe zu Wunstorf und Groß Munzel. StadtAW StadtAW C 7150-01: Jüdische Friedhöfe in Wunstorf. (Nelissen 2023) Literatur Typoskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 199. Fesche 2010 Fesche, Klaus: Geschichte Wunstorfs. Die Stadt, der Flecken und die Dörfer. Springe 2010; zum jüdischen Friedhof: S. 152. Kaus 2021 Kaus, Eberhard: Im Licht des Lebens. Das jüdische Wunstorf im Spiegel seiner Gräber (1830-1938). Springe 2021; zum jüdischen Friedhof: S. 34, 35. Krachtowill-Gertich/Lessing 2005 Krachtowill-Gertich, Nancy/ Lessing, Almut: Wunstorf. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2. Göttingen 2005, S. 1501-1508; zum jüdischen Friedhof: S. 1503, 1508. Schulze 2021 Schulze, Peter: Die jüdischen Friedhöfe in Wunstorf. In: Wunstorfer Stadtspiegel, November 2021, Nr. 88, S. 24-26.
- Weiterführende Links
- Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland
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