Jüdischer Friedhof Lüthorst
- Landkreis
- Northeim
- Gemeinde
- Dassel, Stadt
- Gemarkung
- Lüthorst
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Linsenbrink
- Objekttyp
- Jüdischer Friedhof
- Denkmalstatus
- Archäologische Fundstelle
- Im Denkmalverzeichnis
- Nein
- Objekt-ID
- 53039954
- Objekt-Nr.
- 39
- Fachbereich
- Archäologie
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe-ohne-Grabsteine
- Jüdische Topographie Es ist nicht bekannt, wann der jüdische Begräbnisplatz am Linsenbrink eingerichtet wurde. 1844 wurde der Friedhof erstmals aktenkundig. Ein Bauer hatte beim Passieren des Weges, der über den Friedhof zu den Feldern führte, einige Gräber beschädigt. Dies zog längere Auseinandersetzungen nach sich und führte schließlich dazu, dass die politische Gemeinde das Friedhofsgrundstück an die jüdische Gemeinde übereignete und ihr gewährte, die 22 ¼ Quadrat-Ruthen große Parzelle einzufrieden. (Kröger/Müller 2014, S. 69) 1851 konnten die Weiderechte abgelöst werden. (Kröger 2005, S. 1027) In der Reichspogromnacht 1938 soll der Friedhof am Linsenbrink verwüstet worden sein. (Kröger/Müller 2014, S. 69) Vor 1945 erwarb ein ortsansässiger Landwirt das Friedhofsgrundstück über die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Anfang der 1950er Jahre leitete die Jewish Trust Corporation ein Verfahren zur Rückerstattung ein, der Antrag wurde allerdings abgewiesen, weil die erforderliche Höhe des Streitwerts unterschritten wurde. In den 1960er Jahren bemühte sich der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen bei der damaligen Eigentümerin um eine Eintragung ins Grundbuch, die den Ewigkeitsbestand des Friedhofes garantieren und eine Einebnung untersagen sollte. Die Eigentümerin wandte sich gegen eine solche Festschreibung, versicherte aber „die Gräber nicht nur zu erhalten, sondern sie auch so pfleglich zu behandeln, daß der Friedhofsteil auf dem Grundstück als würdige Ruhestätte erkennbar und auch als solche erhalten bleibt.“ Im September 1961 fand eine Besichtigung des Begräbnisplatzes seitens des Regierungspräsidenten und eines Vertreters des Landesverbandes statt. Der Zustand des Friedhofes war nicht zufriedenstellend. Auf sehr engem Raum waren acht Grabsteine behelfsmäßig in zwei Reihen aufgestellt und mit Stacheldraht gesichert worden, „offensichtlich um das weidende Vieh […] abzuhalten“. Außerhalb dieses Bereiches hatte man eine liegende Grabplatte und verschiedene Grabsteinfragmente entdeckt. Die Beschaffenheit des Bodens ließ außerdem den Rückschluss zu, dass die tatsächliche Begräbnisfläche sehr viel größer gewesen sein musste. In der Folge bemühte man sich nochmals um die Rückgabe des Grundstücks bzw. um die Nutznießung durch den Landesverband, scheiterte aber an der ablehnenden Haltung der Eigentümerin. Heute sind wohl keine Spuren des Friedhofs mehr zu erkennen. (NLA HA 3) Quellen NLA HA 1 NLA HA Karten – Agrarstrukturkarten 22c Agr. Nr. 70/2 Teil 1: Karte von der Feldmark des Dorfes Lüthorst, Planche II, Maßstab 1:2000, aufgemessen und kartiert im Jahre 1865, eingeteilt in den Jahren 1867/69. NLA HA 2 NLA HA Hann. 148 Acc. 2014/142 Nr. 65: Spezialteilung der Gemeinheiten, Aufhebung der Feld- und Wiesenbehütung und der Weide in den Gemeindeforsten nebst Zusammenlegung der Grundstücke (Verkoppelung in der Feldmark) des Dorfes Lüthorst, Laufzeit: 1878-1965. NLA HA 3 NLA HA Nds. 120 Hildesheim Acc. 118/93 Nr. 10: Instandsetzung und Pflege jüdischer Friedhöfe. Laufzeit: 1961-1980. Typoskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Literatur Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 119. Kröger 2005 Kröger, Rüdiger: Lüthorst / Markoldendorf. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2. Göttingen 2005, S. 1024-1030; zum jüdischen Friedhof: S. 1027, 1029. Kröger/Müller 2014 Kröger, Rüdiger/ Müller, Theodor: Die jüdische Bevölkerung in Dassel und in den umliegenden Ortschaften vom 16. Jahrhundert bis 1942 (Zeitspuren aus Dassel; Bd. 13). Dassel 2014; zum jüdischen Friedhof: S. 69.
- Beschreibung
- Jüdischer Begräbnisplatz mit rautenförmigem Grundriss, an einem Feldweg am nordwestlichen Ortsrand von Lüthorst, am Fuße des Aul- und Steinberges gelegen. Vor 1844 eingerichtet. Eventuell noch Grabsteine unter der Grasnarbe vorhanden. Die 1.966 qm große Parzelle wird heute als Weide genutzt.
- Weiterführende Links
- Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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