Platzanlage Zwischen beiden Sielen / Neuer Markt
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Emden
- Objekttyp
- Platz
- Personen
- Latta, Franz
Janssen, Hans-Diedrich
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 52101404
- Objekt-Nr.
- 75
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Denkmalthema
- Emden_Wiederaufbau
- Beschreibung
- Gruppe von mehreren dreigeschossigen traufständigen Gebäuden mit steilen Walm- bzw. Satteldächern aus den späten 1940er und frühen 1950er Jahren sowie einem kriegszerstörten und wiederaufgebauten Objekt aus den 1930er Jahren. Die Lage der Objekte an einer Kreuzung ergibt eine auffällige Platzsituation, aufgeweitet und zusätzlich betont durch unbebaute Fläche an der Ecke Zwischen beiden Sielen / Neuer Markt. Ziegelsichtige regelmäßige Lochfassaden, teilweise Abweichungen im Erdgeschoss durch Ladenfronten und Eingänge. Es handelt sich dabei um schlichte traditionelle Architekturformen mit durchgängig einheitlicher Charakteristik. Die Fassadendetails bestehen teils aus Betonwerkstein, so z.B. Fensterlaibungen, Traufgesimse mit Stab- und Hohlkehlprofilen und heller Fassung; Sichtmauerwerk aus roten Hartbrandziegeln und mit heller Verfugung, rote Gauben aus verschiedenen Bauphasen, teilweise bauzeitlich.
- Denkmalbegründung
- Der Straßenname Zwischen beiden Sielen liegt begründet in der ursprünglichen Lage zwischen zwei Sielen, die vom Alten Graben zum Ratsdelft führten. Der Straßenzug gehört zusammen mit dem Neuen Markt zur frühneuzeitlichen Stadterweiterung Emdens und wurde nach Aufschüttung des oberen Ratsdelfts (später Stadtgarten) und des angeschlossenen Sielarmes seit 1900 als Verlängerung des Neuen Marktes ausgebaut. Die Brücke über dem einstigen Sielarm des Ratsdelftes lag ungefähr im Zentrum des heutigen Platzes. Die bebauten Flächen spiegeln teilweise die ältere Parzellenstruktur der Vorkriegsbebauung wider, sind aber durch Zusammenlegung verändert worden, um die frühere Bebauung mit schmalen giebelständigen Gebäuden durch eine breite traufständige Blockbebauung zu ersetzen. Die alten Straßenfluchten sowie die auffällige Platzsituation neben dem Geschäftshaus Zwischen beiden Sielen 23/25 wurden beibehalten, indem letzteres als einziges Gebäude aus dem Vorkriegsbestand in den Neuaufbau einbezogen wurde. Die sog. Löwenapotheke Zwischen beiden Sielen 36 und das gegenüberliegende Bankgebäude an der Bismarckstraße 20 erfüllen aufgrund ihrer Lage an einer Kreuzung am Rand der Innenstadt eine Art Torfunktion. Beim Objekt Zwischen beiden Sielen 36 handelt es sich um die älteste bestehende Apotheke Emdens, vermutlich seit dem 16. Jahrhundert an diesem Standort. Der Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert brannte 1941 in Folge von Luftangriffen aus und wurde am 6. September 1944 schließlich durch Fliegerbomben ganz zerstört. Der Neubau wurde 1948/49 vom Architekturbüro Janssen und Latta als Teil der städtebaulichen Situation im Bereich Zwischen den Sielen und den einmündenden Straßen Pottgießerstraße, Bismarckstraße und Neuer Markt geplant. Als dreigeschossiger Backsteinbau mit steil aufragendem Walmdach und geputztem Kranzgesims erfüllt das Gebäude stilistische Charakteristika der frühen Emder Nachkriegsbebauung. Die charakteristische Doppelarkade am Haupteingang mit einer darüber angebrachten vergoldeten Löwenfigur aus Kunststein verweist auf den Vorgängerbau, die kriegszerstörte Löwenapotheke, die ursprünglich aus zwei Gebäuden bestand und deren nebeneinander liegende Eingänge ebenfalls einen doppelten Bogen bildeten. Das Gebäude Zwischen beiden Sielen 34 orientiert sich gestalterisch an der Architektur der Löwenapotheke und setzt diese in der Straßenflucht fort. In diesem Zusammenhang kommt auch dem Objekt Zwischen beiden Sielen 21 eine besondere Bedeutung zu, indem es die städtebauliche Konzeption des Platzes im Bereich der Kreuzung betont und deutlich darauf Bezug nimmt. Das alte, im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörte Gebäude der Oldenburgischen Landesbank (ehemals Emder Bank) an der Bismarckstraße 20 wurde nach der teilweisen Aufschüttung des Ratdelftes um 1900 und der Neuanlage der Bismarckstraße im Stil des gründerzeitlichen Historismus errichtet. Dieses erste Bankgebäude wurde beim Bombenangriff 1944 zerstört. 1950/51 folgte im Rahmen des von der Stadt Emden koordinierten Wiederaufbaus der Altstadt der Neubau auf der ungefähren alten Grundfläche nach einem Entwurf des Architekturbüros Anton Hollander aus Emden. Der dreigeschossige Backsteinbau ist als Eckbau an der Straßeneinmündung zur Pottgießerstraße errichtet worden. Insgesamt weist das Bankgebäude trotz schlichter Fassadengestaltung einige historisierende Elemente auf, wie etwa die Pedimente über den Nebeneingängen, das Traufgesims oder die Gauben. Die Ecklage des Eingangs wurde in reduzierter Form vom gründerzeitlichen Vorgängerbau übernommen. Sich baulich an den Gebäuden von Apotheke und Bank orientierend, trägt auch die Häuserzeile Neuer Markt 8, 10 und 12 zum geschlossenen Platzbild des Wiederaufbaus bei. Sie wurde 1949 als eine zusammenhängende Gebäudekubatur mit drei getrennten Hauseinheiten geplant und errichtet. Zusammen mit der regelmäßigen Ausrichtung der Fensterachsen, dem klassischen Kranzgesims und den Betonwerksteinrahmen greift die Baugestalt die Merkmale auf, die bereits bei der Löwenapotheke sowie dem Bankgebäude verwirklicht wurden. Als Verlängerung des Neuen Marktes korrespondiert die Architektur der Häuserzeile auch mit der Waage, mit der sie sich eine Straßenflucht teilt. Die Ein- und Umbauten an den Ladenfronten im Erdgeschoss haben das Erscheinungsbild und die ursprüngliche Gebäudeeinheit verunklärt, wobei in den Obergeschossen der Zusammenhang durch die Beibehaltung der achsensymmetrisch angeordneten Fenster auf gleicher Höhe weiterhin erkennbar ist. Der Klinkerbau Zwischen beiden Sielen 23/25 wurde 1930 als Wohn- und Geschäftshaus von dem Emder Architekten Walter Heim entworfen und umgesetzt. Die augenfällige Platzsituation vor der Nordseite des Gebäudes ist dem Umstand geschuldet, dass die Eigentümer des gegenüberliegenden Hauses eine zu starke Verschattung ihrer Wohnräume befürchteten. Problematisch war auch, dass sich auf dem Grundstück der Zugang zum einstigen Stadtgarten befand, was durch die Schaffung eines Tordurchgangs beim Bau gelöst werden konnte. Der damalige Zugang zum nicht mehr existierenden Stadtgarten ist noch heute anhand der Parzellenstruktur erkennbar. Das Gebäude ist 1944 bis auf die Außenmauern vollständig ausgebrannt. Die äußere Form und das massive Klinkermauerwerk beibehaltend wurde das Haus 1948 wiederrichtet. Der frühere Tordurchgang zum Stadtgarten wurde 1950 in eine geschlossene Ladenfront umgewandelt. Als Bauwerk der Vorkriegsarchitektur mit Merkmalen des sogenannten Backsteinexpressionismus erfüllt das Gebäude einen hohen dokumentarischen Wert, vor allem weil es sich um eines der wenigen noch existierenden Gebäude des lokalen Architekten Walter Heim handelt. Zugleich ist es als Zeugnis des Wiederaufbaus Teil der Platzgestaltung. Als stilprägende Bauten des frühen Emder Wiederaufbaus orientiert sich das Erscheinungsbild der Gebäudegruppe Zwischen den Sielen/ Neuer Markt an den Ergebnissen des von der Stadt initiierten Architekturwettbewerbs für den Neuaufbau der zerstörten Altstadt von 1947. Auf Grund ihres räumlichen und stilistischen Zusammenhangs ist die Gruppe ein besonders anschauliches Beispiel für die Neubebauung der Emder Altstadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Neugestaltung des Platzes Zwischen beiden Sielen/ Neuer Markt wurde maßgeblich vom Architekturbüro Janssen und Latta geprägt. Als einer der ersten großen Nachkriegsentwürfe von Janssen und Latta ist insbesondere die Löwenapotheke sowie die Konzeption der gesamten Platzanlage von hohem Zeugnis- und Schauwert, in dem sie den charakteristischen Stil eines maßgeblich am Wiederaufbau beteiligten Emder Architekturbüros zeigen. Die Gebäudegruppe stellt exemplarisch die besondere Ausprägung des Baustils der frühen 1950er Jahre in Emden dar. Dezente Rückgriffe auf eine regionalspezifische Architektur spiegeln die Absicht der Planer wider, ein Stadtbild zu entwickeln, das als eine Aussöhnung zwischen dem alten, zerstörten Emden sowie den Ansprüchen an eine moderne Stadtgestaltung verstanden werden kann. Durch die Beibehaltung historischer Straßenverläufe und die Neugestaltung des historischen Platzes nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Gebäudegruppe Zwischen den Sielen/ Neuer Markt von stadt- und siedlungsgeschichtlicher Bedeutung und ein bauliches Zeugnis für den Aufbauwillen der Nachkriegszeit. Die Gebäudegruppe dokumentiert durch die Geschlossenheit und herausragenden Einzelbauten stellvertretend und in anschaulicher Weise die für Emden bedeutende Epoche des Wiederaufbaus. Die Wohn- und Geschäftshäuser der Gruppe zeigen beispielhaft die Ausprägung der regionalgebundenen Nachkriegsarchitektur in Emden und sind damit von Bedeutung für die Baugeschichte. Die Gebäudegruppe prägt das Stadtbild innerhalb der Altstadt und ist damit von städtebaulicher Bedeutung. Aus all diesen Gründen liegt die Erhaltung der Gebäudegruppe Zwischen den Sielen/ Neuer Markt im öffentlichen Interesse.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 41948223 | Bank (Geldinstitut) | Emden, Stadt - Emden - Emden - Bismarckstraße 20
41948534 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Zwischen beiden Sielen 23/25
41948552 | Apotheke | Emden, Stadt - Emden - Emden - Pottgießerstraße 6,7
52299418 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Zwischen beiden Sielen 21
52299435 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Zwischen beiden Sielen 34
52299452 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Bismarckstraße 1
52299469 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neuer Markt 12
52299505 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neuer Markt 10
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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