Ehemalige Schlachterei
- Landkreis
- Osnabrück
- Samtgemeinde
- Artland [Sg]
- Gemeinde
- Quakenbrück, Stadt
- Gemarkung
- Quakenbrück
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Quakenbrück
- Adresse
- Schiphorst 5
- Objekttyp
- Wohn-/Geschäftshaus
- Baujahr
- 1911
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 51888899
- Objekt-Nr.
- 296
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Giebelständiges, zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus einer ehemaligen Schlachterei, Backsteinbau, dreiachsiger Seitenrisalit straßenseitig, Zwerchgiebel mit Zierfachwerk, Fassadengliederung mit aufgeputzter Eckquaderung, Segmentbogenfenster mit Girlanden, profiliertes Geschossgesims, Erdgeschoss mit Ladeneinbau, Vollwalmdach, errichtet 1911 (i). Der Zugang traufseitig über bauzeitliche Eingangstür. Ursprünglich im straßenseitigen Bereich im Erdgeschoss der ehemalige Verkaufsraum, im rückwärtigen Bereich das Büro sowie im Obergeschoss die Wohnung untergebracht. Davon der historische Ladeneinbau mit Wand- und Fußbodenfliesen sowie historischer Deckenmalerei erhalten, ebenso Dielenfußböden, Heizkörper, bauzeitliche Türen und Schiebetüren sowie größtenteils bauzeitliche Fenster. Das Treppenhaus mit Geländer, Fußbodenfliesen, Leuchtmitteln sowie Erdgeschoss und Zwischenebene mit Toilettenräumen. In diesen ebenfalls bauzeitliche Wand- und Fußbodenfliesen erhalten. Das Dachgeschoss ausgebaut, die Konstruktion aber erhalten. Rückwärtig schmaler zweigeschossiger Wirtschaftsanbau aus Backstein, mit Satteldach, errichtet wohl ebenfalls um 1911. Hier waren die Schlachterei und die Wurstküche untergebracht. Im Inneren bauzeitliche Fliesen an Wand und Fußboden erhalten sowie Schlachtereivorrichtungen in Wand- und Deckenbereichen.
- Denkmalbegründung
- Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung von Quakenbrück ab den 1870er Jahren, unter anderem durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz ab 1875, vollzog sich auch eine Veränderung im Bauwesen. Neue Baugebiete wurden erschlossen, neue Bauaufgaben entstanden und neue Baumaterialien vollführten neue Bauformen. Bereits im 19. Jahrhundert erhielt der klassizistische Massivbau neben den regionalen und traditionellen Hausformen mit ihren Fachwerkkonstruktionen Einzug im Stadtbild. Nun standen nicht mehr landwirtschaftliche Interessen im Mittelpunkt des Bauwesens, sondern der qualitätvolle Wohnstandard. Diese Bautätigkeit verdichtete sich ab 1870 deutlich. In der Zeit zwischen 1870 und 1920 entstanden über 250 neue Wohnhäuser auf bis dato unbebautem Grund, was für Quakenbrücker Verhältnisse fast als Massenwohnungsbau zu bezeichnen war. In der Wilhelmstraße wurden wie in der Bahnhofstraße zu dieser Zeit freistehende, in einen Garten eingebettete, stattliche Villen und villenartige Wohnhausbauten errichtet, die im bisherigen Siedlungsbild von Quakenbrück fehlten. An diesen Bauten orientiert wurde für das kleinbürgerliche, stattliche Wohn- und Geschäftshaus in der Straße Schiphorst 5 ebenfalls eine harmonisch wirkende Gestaltung mit deokrativem Bauschmuck gewählt, der in dieser Form bei einem städtischen Kleinunternehmen im ländlichen Raum eher selten ist. Die zeittypische, feingliedrige Komposition wird im Inneren elegant fortgeführt und zeigt sich vor allem in der erhaltenen, wandfesten und technischen Ausstattung. Durch den nahezu ungestörten Überlieferungszustand kann die frühere Funktion des Gebäudes als Wohnhaus zum einen und Geschäftshaus bzw. Schlachtereibetrieb zum anderen noch sehr deutlich veranschaulicht werden. Der zugehörige Garten mit abschließender Einfriedungsmauer belegt zusätzlich den höheren sozialen Rang der Besitzer zur Erbauungszeit. Im Landkreis Osnabrück haben sich derartig vollständig überlieferte, mittelständige Betriebe kaum erhalten. Die Schlachterei in Quakenbrück ist daher ein seltenes, bauliches Zeugnis dieser sozialen Mittelschicht im frühen 20. Jahrhundert. An der Erhaltung des Gebäudes mit zugehörigem ehemaligem Garten besteht daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Stadtbau-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aber auch für die Bau- und Kunstgeschichte sowie aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung wegen seines prägenden Einflusses auf das Straßenbild, ein öffentliches Interesse. Der Aussage- und Zeugniswert des Objektes wird zudem durch seinen Seltenheitswert sowie durch die vorliegende Authentizität und Integrität noch gesteigert.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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