Gastmarscher Sielhaupt
- Landkreis
- Aurich
- Gemeinde
- Norden, Stadt
- Gemarkung
- Westermarsch 1
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Norden
- Adresse
- Altendeichsweg bei Nr. 3
- Objekttyp
- Siel
- Baujahr
- 1758
- bis
- 1758
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 51455416
- Objekt-Nr.
- 479
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Brüstungssteine der beiden Sielhäupter. Inschriftlich gefasste Sandsteinquader, 1758 (i).
- Denkmalbegründung
- Das Gastmarscher Siel entwässerte noch bis 1928 das selbständige Langhauser Tief in das Norder Außentief, wurde nach dem Bau des Leybuchtsiels 1929 jedoch überflüssig und schließlich im Jahr 1968 abgetragen. Erst mit dem Bau des Leybuchtsiels verlor Norden seinen direkten Seezugang, über den der Ort seit dem Einbruch der Leybucht und einer Nebenbucht im Laufe des 14. Jahrhunderts verfügte. In der Folge entwickelte sich Norden zu einem überregional bedeutenden Markt- und Handelsplatz mit florierendem Hafen im Süden. Mit Rücksicht auf den Hafen wurden die ab der Mitte des 16. Jahrhunderts vorgenommenen Eindeichungen der Leybucht über Jahrhunderte hinweg so angelegt, dass die direkte Seeanbindung Nordens über das Norder Tief erhalten blieb. Um 1700 lag der Norder Hafen jedoch bereits in einer tiefen und engen Bucht, in die das Alte Tief und das Langhauser Tief mit eigenen Sielen entwässerten. Die weiteren Einpolderungen des 17. und 18. Jahrhunderts bedingten häufige Veränderungen an diesen Sielen. Südwestlich von Norden wurden die Altmarscher Siele dreimal vorverlegt, bis die Entwässerung nach dem letzten Deichbruch 1756 zum neugelegten Gastmarscher Siel durch das Neuländer Tief gelegt wurde. Der Sielbau in Ostfriesland blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Denn mit dem Bau von Deichen ging in Ostfriesland notwendigerweise auch der Bau von Sielen zur Entwässerung der eingedeichten Flächen einher. Die lange Zeit üblichen Klappsiele wurden nach der vollständigen Eindeichung Ostfrieslands im 13. Jahrhundert durch leistungsfähigere ersetzt. Für das 16. Jahrhundert ist der Bau von hölzernen Sielen mit Toren zur besseren Regulierung der im Binnenland anfallenden Wassermengen belegt. Die Lebensdauer hölzerner Siele jedoch betrug nur wenige Jahrzehnte, was dazu führte, dass man aufgrund des in der Region immer knapper werdenden Baustoffes Eichenholz im 17. Jahrhundert dazu überging, massive Siele zu bauen. Die neuen Gewölbesiele waren nicht nur langlebiger, sie ermöglichten auch eine größere lichte Weite und damit einen größeren Wassertransport. Das älteste, bekannte Gewölbesiel Ostfrieslands war das 1674 errichtete alte Greetsiel (1798 erneuert). Diesem folgte 1730 das Emder neue Stadtsiel. Nach 1750 wurden in rascher Folge beinahe sämtliche Siele Ostfrieslands in Stein erneuert. Nachdem Ostfriesland an Preußen gefallen war, hatte Friedrich der Große die Kabinettsorder erlassen, steinerne Siele zu errichten. Das hierzu erforderliche Baumaterial sollte aus dem Abbruch der nicht mehr benötigten ostfriesischen Burgen gewonnen werden. Auf dem heutigen Norder Stadtgebiet wurden in diesem Zusammenhang 1756 das massive Nordersiel, 1758 das hier in Rede stehende Gastmarscher Siel und 1775/76 das Addingaster oder Fridericussiel gebaut, das heute als das älteste, vollständig erhaltene Gewölbesiel Ostfrieslands gilt. Die Mehrzahl der Siele dieser Zeitstellung und Bauweise wurden infolge von Vorverlegung der Deichlinie aufgegeben oder durch eine neue Generation in Beton gegossener Siele mit Stahlhubtoren ersetzt. Die erhaltenen Brüstungssteine der beiden Sielhäupter des Gastmarscher Siels sind Träger geschichtlicher Bedeutung im Rahmen der Orts- und Siedlungsgeschichte. Mit ihrer Inschrift erinnern sie zum einen an den Deichbruch von 1756 und die Not, die dieser für die Bewohner der Westermarsch und Linteler Marsch bedeutete. Zum anderen erinnern sie an den im 17. Jahrhundert vollzogenen, technisch-konstruktiven Wandel im Bereich des Sielbaus, der durch Friedrich den Großen angestoßen wurde. Als Sielhäupter des verloren gegangenen Gastmarscher Siels stellen sie bauliche Relikte der Eindeichung und Siedlungsgeschichte der Leybucht im Speziellen sowie der Geschichte der Kulturlandschaft der ostfriesischen Seemarschgebiete im Allgemeinen dar. An der Erhaltung der Sielhäupter besteht aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung aufgrund ihres Zeugniswerts für die Orts- und Siedlungsgeschichte sowie für die Geschichte der Kulturlandschaft ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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