Jüdischer Friedhof Wettensen
- Landkreis
- Hildesheim
- Gemeinde
- Alfeld (Leine), Stadt
- Gemarkung
- Wettensen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Wettensen
- Objekttyp
- Jüdischer Friedhof
- Baujahr
- um 1830
- bis
- um 1880
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 48861148
- Objekt-Nr.
- 571
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Jüdische Topographie Geschichte Die Familie des Tuchhändlers Moses Alexander Rosenstirn, die sich nach der Ausweisung der Juden aus dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel Ende des 16. Jahrhunderts als erste jüdische Familie nach 1816/um 1829 in Alfeld niedergelassen hatte, verfügte über einen eigenen Friedhof. Der Begräbnisplatz hatte ursprünglich den auf der Durchreise verstorbenen Juden als letzte Ruhestätte gedient und befand sich im Eigentum der Reiheleutegenossenschaft. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 110) 1830 wurden die Juden von Groß-Freden, Klein Freden, Everode, Wettensen und der Stadt Alfeld zu einer Synagogengemeinde zusammengefasst, 1838 lösten sich die Gemeindemitglieder von Alfeld und Wettensen aus diesem Verbund und gründeten einen eigenen Synagogenverband. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 110/111) Die sehr kleine Gemeinde nutzte jetzt gemeinschaftlich den Friedhof in Wettensen. 1880 fand dort die letzte Beerdigung statt. Danach wurden die Gemeindemitglieder auf dem städtischen Friedhof in Alfeld beigesetzt. Bereits 1880 befand sich der jüdische Friedhof in Wettensen in einem verwahrlosten Zustand. 1914 bemühte sich der Vorsteher der Alfelder Synagogengemeinde, Johann Hollander, um den Kauf des Friedhofsareals und dessen Instandsetzung. Ein Vertragsabschluss mit der Reiheleutegenossenschaft kam nicht zustande. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 111) Der Friedhof verfiel zunehmend. Ende der 1920er Jahre waren noch 13 Gräber erkennbar, lediglich zwei Grabsteine befanden sich noch an ihrem ursprünglichen Standort, ein weiterer Grabstein war zweckentfremdet auf einem Gehöft als Grabenüberdeckung verwendet worden. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 112). In der NS-Zeit wurde der Friedhof in Wettensen geschändet. (Diamant 1982, S. 193) Bis heute befindet sich der 515 qm große Friedhof im Besitz der Reiheleutegenossenschaft Wettensen. Seit 1986 kümmert sich die Stadt Alfeld um seine Pflege. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 113) Beschreibung Der Friedhof liegt ca. 1 km nördlich von Wettensen am Fuße des Saalberges. Das 515 qm große, dreieckige, mit Eichen bestandene Friedhofsareal am Rande des Waldes wird von einer Hecke eingefasst. Der Zugang erfolgt über ein Holztor im Süden. Die Grabstellen sind eingefasst und in Reihen angeordnet. Von den Grabsteinen haben sich nur zwei erhalten. Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt a.M. 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 193. Kratochwill-Gertig, Nancy; Naujoks, Antje C.: Alfeld. In: Historisches Handbuch der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. I, Göttingen 2005, S. 108-114 ; zu den jüdischen Friedhöfen: S. 110 - 113.
- Beschreibung
- Areal mit geschnittener Hecke eingefriedigt, 13 Grabstellen erkennbar, zwei aufrecht stehende Grabsteine erhalten, einzelne ältere Bäume, Lage frei in der Landschaft unter den Sieben Bergen, etwa ein Kilometer vom Ort entfernt. Der Friedhof wurde wohl um 1830 angelegt und bis 1880 genutzt.
- Denkmalbegründung
- An der Erhaltung des um 1830 angelegten jüdischen Friedhofs Wettensen besteht aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung ein öffentliches Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinden von Alfeld und Wettensen mit zwei erhaltenen Grabsteinen aus dem 19. Jahrhundert ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Dokumentations- und Erinnerungswert.
- Weiterführende Links
- Wikipedia
Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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