Seminargebäude
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Nikolausberger Weg 15
- Objekttyp
- Institutsgebäude
- Baujahr
- 1910
- bis
- 1914
- Personen
- Thür, Georg
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 48409456
- Objekt-Nr.
- 2186
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Universitaeten-in-Niedersachsen
- Beschreibung
- Hochschulgebäude („Seminargebäude“), erbaut 1910-14 auf dem ehemaligen Rumann’schen Grundstück. Der Neubau für „Seminare und Archäologisches Institut der Universität“ (Inschrift überm Eingang) diente als eines der ersten in Deutschland der zusammengefassten Aufnahme geisteswissenschaftlicher Universitätsfächer, wobei hier in Göttingen das Archäologische Institut eine maßgebliche Rolle übernahm, namentlich dessen Direktor Professor Gustav Körte, der Planungen schon 1907 im Jahr des Göttinger Dienstantritts begann und in engem Kontakt mit Berliner Ministerien für den Neubau den Platzbedarf und die fachspezifischen Raumfolgen von Hörsaal- und Übungsräumen, Handbibliothek und Sammlungen entwickelte. Architekt war Georg Thür, Leiter des Hochschulbaureferats im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin. Die Projektleitung vor Ort lag beim Königlich-Preußischen Hochbauamt Göttingen unter Regierungsbaumeister Philippi. - Dreigeschossiger Massivbau breit gelagert an der Ausfallstraße des Nikolausberger Wegs, im Übergang zwischen den am Innenstadtrand liegenden älteren botanisch-landwirtschaftlichen Instituten und dem ebenfalls älteren Ensemble der Vereinigten Kliniken. Der repräsentative, symmetrisch gestaltete Vorderbau mit einem mächtigen Zwerchhaus besteht außen aus Bruchsteinmauerwerk (Innenmauern aus Ziegeln) mit Rauhputzfassaden („Terranova“) auf Kalksteinsockel und ist gestalterisch in behäbigen neubarocken Formen gehalten. Hinter dem Vorderbau schließt ein ebenfalls dreigeschossiger Hofflügel mit Flachdach an, der 1913/14 in einem zweiten Bauabschnitt nochmals um einen querliegenden Rückflügel ergänzt wurde (Quelle zum Erweiterungs-Baujahr: Nägelke 2000, S. 336) und dort als Auditorium diente. (Kleinere bauliche Veränderungen erfolgten u.a. 1960 und 1984. 2005 bekam der rückwärtige Hörsaaltrakt, später „Sammlung Wallmoden“, zur Regendichtung ein flaches Walmdach.) Die Fassaden von Hofflügel und Rückflügel sind in Sockel, Traufe und Materialien der Vorderfront angepasst, aber deutlich schlichter gestaltet und ohne übergreifende architektonische Gliederung; die Anordnung der Öffnungen folgt hier funktional den bauzeitlichen Raumanforderungen im Gebäudeinnern. Für alle Fassaden besonders hinzuweisen ist auf die größtenteils erhaltenen Fenster aus der Erbauungszeit mitsamt Beschlägen und Kippmechanik (teilweise bereits bauzeitlich als Kastenfenster ausgeführt). Der ehemalige Vorgarten mit Einfriedung ist einer Straßenverbreiterung zum Opfer gefallen. - Vorne in der Gebäudemitte befindet sich als Haupteingang ein repräsentativ gerahmtes Werksteinportal mit bauzeitlichen Türflügeln, das über ein schmales Aufgangsvestibül in die großzügige, dreiarmige Flurzone führt. Dort schließt auch die offene, mit Freisäulen und Wandpilastern ausgezeichnete Treppenhalle an. Die Grundrisse des Sockelgeschosses und der drei Hauptgeschosse sind dreigeteilt und nahmen ursprünglich die verschiedenen Institute bzw. Seminare mit ihren fachspezifischen Raumfolgen auf (EG: Philologisches und Orientalisches Seminar sowie Pförtner-Wohnung, 1. OG: Deutsche Philologie, Historisches Seminar sowie kleiner Hörsaal für gemeinsame Zwecke, 2. OG: Romanisches Seminar und Englisches Seminar sowie großer Hörsaal für gemeinsame Zwecke, DG: Theologisches und Philosophisches Seminar). Die größten Flächen nahm das Archäologische Institut mit seinen Räumen im Sockelgeschoss vorne und im gesamten Hofflügel ein. Darin untergebracht wurden nicht nur Arbeitsräume, Hörsaal und Bibliothek, sondern auch das 1765 gegründete, umfangreiche Archäologische Museum. Diese aktuell (2020) sogenannte „Sammlung der Gipsabgüsse“ ist eine Lehr- und Forschungssammlung, die als älteste universitäre Abgusssammlung der Welt gilt. Im Jahr 2020 sind in dem Gebäude nur noch das Kunsthistorische Seminar (seit 1986) und traditionell seit Anfang an das Archäologische Institut untergebracht. - Die aus wissenschaftsgeschichtlichen Gründen bedeutsamen bauzeitlichen Grundrissstrukturen sind u.a. in einer Baubeschreibung von 1912/13 und in einem Konvolut von Bestandsaufnahmeplänen von 1913 dokumentiert, weitgehend erhalten und erlebbar. Im Gebäudeinnern ist außerdem umfangreiche wandfeste Ausstattung der Erbauungszeit vorhanden: Treppenanlagen mit Geländern und Schmuckfenstern, Türen mit Rahmungen, im EG Windfang mit Pendeltür und Uhr, EG-Hörsaal mit ansteigenden Holzbänken, Pulten und Balustrade, in den Fluren Deckenstuck (über dem Treppenhaus gewölbt) usw. Die Säle der Abgusssammlung im 2. OG sind mit Oberlichtern und gläsernen Schutzaufsätzen versehen. Das Originaldachwerk des Vorderhauses ist eine Mansardkonstruktion mit Hängewerken für darunterliegende große Räume. Im Dachraum erhalten sind Auslässe der bauzeitlichen Lüftungsanlage. - Zur Information: Der Schutzumfang betrifft das Gesamtgebäude mit seinen Erweiterungen und allen zugehörigen Fassaden; im Innern nur die bauzeitlichen Grundrisse und wandfesten Ausstattungen der Erbauungszeit bis 1914.
- Denkmalbegründung
- Das Universitäts- /Seminargebäude wurde 1910-14 auf dem ehemaligen Rumann’schen Grundstück erbaut. Der Neubau für „Seminare und Archäologisches Institut der Universität“ (Inschrift über dem Eingang) diente als eines der ersten in Deutschland der zusammengefassten Aufnahme geisteswissenschaftlicher Universitätsfächer, wobei in Göttingen das Archäologische Institut eine maßgebliche Rolle übernahm, namentlich dessen Direktor Professor Gustav Körte, der Planungen schon 1907 im Jahr des Göttinger Dienstantritts begann und in engem Kontakt mit Berliner Ministerien für den Neubau den Platzbedarf und die fachspezifischen Raumfolgen von Hörsaal- und Übungsräumen, Handbibliothek und Sammlungen entwickelte. Architekt war Georg Thür, Leiter des Hochschulbaureferats im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin. Die Projektleitung vor Ort lag beim Königlich-Preußischen Hochbauamt Göttingen unter Regierungsbaumeister Philippi. An der Erhaltung des Universitätsgebäudes besteht aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung im Rahmen der Stadtgeschichte Göttingens als Universitätsgebäude jüngeren Datums und wegen des Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte durch beispielhafte Ausprägung eines Seminarbaus des beginnenden 20. Jahrhunderts in repräsentativer neubarocker Architektursprache sowie aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Straßenbild ein öffentliches Interesse.
- Weiterführende Links
- Denkmaltopographie Stadt Göttingen: Objekterwähnung
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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