Hirtenbrunnen
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Objekttyp
- Brunnen
- Baujahr
- 1914
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 48409439
- Objekt-Nr.
- 2185
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Hirtenbrunnen, 1914 gestiftet, entworfen und errichtet von Architekt Wilhelm Rathkamp, Skulptur von Karl Gundelach (Hannover). Die in der Mittelstele des Brunnens eingemauerte Stiftungsurkunde beginnt mit diesen Worten: „Ich, Dietrich Wilhelm Rathkamp, geboren am 1. Oktober 1861 zu Göttingen, des Maurermeisters und Architekten Conrad Rathkamp Sohn, urkunde hiermit, daß ich meiner lieben Vaterstadt Göttingen diesen Brunnen zu Schmuck und Zier gestiftet habe (…)“ (Zitiert nach Alexander 1978, 2). Rathkamp veröffentlichte seinen Entwurf mehrfach in Fachzeitschriften. Der Hirtenbrunnen war ursprünglich aufgestellt vor dem Standort des ehemaligen Stadttors auf einer kleinen Verkehrsinsel der Groner-Tor-Straße, eingefriedet mit einem niedrigen Eisenzäunchen und gerahmt von zwei Bäumen, vor Rathkamps Baugeschäft (Groner-Tor-Straße 1). Die Brunnenanlage wurde 1959 im Zuge einer Straßenverbreiterung rund 50 Meter nach Norden auf die andere Straßenseite versetzt vor den Stadtwall. Dort steht die Brunnenanlage seither auf einer Rasenfläche etwas verloren und dem Passanten-Verkehr entzogen. Der Hirtenbrunnen sollte an den 1876 eingestellten täglichen Viehaustrieb auf die außerhalb der Stadt gelegene Maschwiesen erinnern und ist entsprechend stadtauswärts ausgerichtet. Die aufgesetzte Skulptur des mit Rathkamp befreundeten, hannoverschen Bildhauers Gundelach soll den letzten Stadt-Kuhhirten Christian Friedrich Fraatz darstellen. – Der Hirtenbrunnen zeigt eine symmetrische Gestaltung aus einer hohen steinernen Mittel-Stele mit zwei seitlich angeordneten achteckigen Trinkwasserbecken und davor einem niedrigen Trog, der an eine Viehtränke erinnert; das Ganze wird denkmalhaft durch zwei Stufen erhöht. Die Brunnenarchitektur ist aus fränkischem Muschelkalk (Deutsche Steinwerke Vetter, Eltmann am Main) gearbeitet. Auf der Stele steht auf einem Stufensockel denkmalhaft emporgehobenen, jedoch unterlebensgroß dargestellt, die Bronze-Figurengruppe des stadtauswärts schreitenden Kuhhirten mit seinem Hirtenhund. Darunter ist auf der Vorder- und Rückseite der Stele je eine Bronzetafel eingetieft, die in stilisierten Flachreliefs eine Kuhherde und den Blick durch das Groner Tor aus der Stadt heraus zeigen. In die drei Brunnenbecken führen bronzene Zier-Wasserauslässe. Die Bronzeguss-Arbeiten sind von Bernhard Förster, Düsseldorf. Auf der Rückseite der Stele kleine Bronzetafel mit Inschrift: „Gestiftet & Entwurf / Architekt Wilh. Rathkamp / in Göttingen. / Bildhauerarbeiten von / K. Gundelach, Hannover. / Ao. Dm. 1914.“ -
- Denkmalbegründung
- Der Göttinger Hirtenbrunnen erinnert an den für Göttingen bedeutenden Architekten Wilhelm Rathkamp sowie an die Weidewirtschaft der Göttinger Ackerbürger. Die Brunnenanlage ist ein künstlerisch qualitätvolles Zeugnis des ländlich-heimatverbundenen Denkmalkults der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, zu dem auch Göttingens Wahrzeichen, der Gänseliesel-Brunnen von 1901 auf dem Markplatz, gehört. Vergleichbare Brunnen mit Hirten- oder Schäfer-Denkmalen, die wohl auch in der Tradition der idealisierenden Kunstgattungen Schäferdichtung, Schäferroman und Schäferspiel zu sehen sind, gibt es in Osnabrück (Schäferbrunnen ursprünglich von 1904, nachgebildet 1951) und Celle (Schäferbrunnen von 1919, ebenfalls versetzt). In der Ausprägung der Bauaufgabe und -form beispielhaft, besteht daher an der Erhaltung des Hirtenbrunnens aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Ortsgeschichte, für die Kultur- und Geistesgeschichte, für die Bau- und Kunstgeschichte sowie als Werk eines regional bekannten Architekten und aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen, künstlerischen Gestaltwerte, ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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