Wörde/ Norderstraße
- Landkreis
- Leer
- Gemeinde
- Leer (Ostfr.), Stadt
- Gemarkung
- Leer
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Leer
- Objekttyp
- Altstadt (Baukomplex)
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 48392978
- Objekt-Nr.
- 63
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Das Altstadtquartier Wörde/ Norderstraße liegt am Handelshafen im nordöstlichen Bereich der Altstadt von Leer. Östlich und parallel zur Brunnenstraße, einer Hauptgeschäftsstraße der historischen Innenstadt, verlaufen die Norderstraße und die Wörde, abzweigend von der Mühlenstraße (ehem. Osterstraße) im Norden bis zur Faldernstraße mit der Mennonitenkirche nach Süden. Entstanden sind diese Straßenzüge wohl um 1600, nachdem sich der Marktflecken Leer mit zunehmender Bedeutung von Handel und Schifffahrt im 16. Jahrhundert vom ältesten Siedlungskern im Bereich „Kaakspütte/ Alte Marktstraße“ nach Osten zum Ufer der Leda entwickelt hatte. Manifestiert wurde diese Verschiebung des Ortskernes letztendlich Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Verlegung der Waage, die sich zuvor im Turm der ehem. Kirche St. Liudger befunden hatte, sowie des Marktplatzes zum heutigen Standort am Ledaufer. Dabei beschreibt der Straßenname Wörde, eine niederdeutsche Bezeichnung für „Hohes Ufer“, die günstige, hochwassergeschützte Lage. Nach der Übernahme des Fürstentums Ostfrieslands 1744 durch das Königreich Preußen und der schrittweisen Einschränkung des Emder Stapelrechtes nahm Leer in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts weiterhin eine positive wirtschaftliche Entwicklung und wurde zum bedeutenden Seehafen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts markierte die Straßenkreuzung Wörde/ Mühlenstraße den nordöstlichen Rand des Marktfleckens (seit 1823 Stadt Leer). Im Laufe des 19. Jahrhunderts, insbesondere nach dem Anschluss an die Hannoversche Westbahn 1854 und der Eröffnung des Bahnhofes, erfolgte die Stadtentwicklung über die Mühlenstraße weiter nach Osten und die Wörde gewann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Geschäftsstraße Bedeutung. Mit dem Bau der neuen Hafenanlagen 1901-03 und der Seeschleuse entstand ein tideunabhängiges Hafenbecken auch für die Anlieger der Wörde. Die vorhandene Baustruktur entlang der Wörde und der Norderstraße ist noch heute wesentlich durch die historische Parzellierung bestimmt. Wie auch an der Neuen Straße, der südlichen Rathausstraße und dem Wilhelminengang reichen die schmalen Grundstücke an der Ostseite der Wörde bis an den Hafenanleger. Doch während in anderen Siel- und Seestädten Ostfrieslands repräsentative Fassaden die Ortsansicht am Hafen prägen, stehen in Leer die Kaufmanns- und Packhäuser mit der Rückseite zum Anleger. Dieser Umstand wird bereits von Onno Klopp 1858 in der Publikation Geschichte Ostfrieslands 1744-1815 - die Bauart von Leer beklagt: „Aber die Häuser schauten nicht, wie in Emden, mit der Vorderseite auf den Hafen, und ließen nicht am Ufer des Stromes einen breiten Raum zum Aus- und Einladen, wie es einer Seestadt geziemt. Vielmehr kehrten die Wohnungen gleichsam verzichtend der belebenden Pulsader des Stromes sämtlich den Rücken, […]“. Der schmale Baublock zwischen der Wörde und der westlich nahezu parallel verlaufenden Norderstraße lässt noch heute anhand der Parzellierung erkennen, dass die Grundstücke einst von Straße zu Straße durchgehend waren. Vielfach wurden die Parzellen erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts getrennt. An der Norderstraße, die noch bis 1905 auch als „Dreckstraate“ bezeichnet wurde, standen somit an der Ostseite häufig Neben- und Hintergebäude im Zusammenhang mit der Bebauung an der Wörde. Anschaulich ist dies im südlichen Anschnitt mit den ehemaligen Lager- und Werkstattgebäuden Norderstraße 27, 29 und 31 erhalten, die noch im 20. Jahrhundert zu den Haupthäusern an der Wörde 36, 38 und 42 gehörten. Norderstraße 9 war Teil der Parzelle Wörde 14 und mit einem Hinterhaus bebaut. Das Haus Faldernstraße 6, das den Baublock auf dem Eckgrundstück Faldernstraße/ Norderstraße nach Süden abschließt, weist mit der Hauptfassade zur südlich liegenden Mennonitenkirche, während an der Norderstraße mit Hinterhaus, Ladeluke und reduzierter Gestaltung die untergeordnete Bedeutung dieses Straßenzuges deutlich wird. Der vorhandene Baubestand innerhalb des Altstadtquartiers Wörde/ Norderstraße ist aufgrund der geschichtlichen und städtebaulichen Entwicklung recht heterogen. Auf der Ostseite der Wörde, zum Hafen gelegen, prägen stattliche Bürgerhäuser der Kaufmannsfamilien und großvolumige Packhäuser das Straßen- und Ortsbild. Dem gegenüber stehen auf der westlichen Straßenseite der Wörde vorrangig kleinere Wohnhäuser, die in der Regel von Handwerkern gebaut und bewohnt wurden – belegt sind z. B. Maler, Schmiede sowie mehrere Schuhmacherfamilien. Bis weit ins 18. Jahrhundert sind eingeschossige, trauf- oder giebelständige Häuser anzunehmen, wie sie vielfach in der Altstadt von Leer erhalten sind. Das zweigeschossige Amtsgericht Wörde 5 aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts ist als ehemals adeliges Anwesen der Familie von Rheden dabei singulär zu betrachten. Beispielgebende Bürgerhäuser sind Wörde 31, das wohl älteste Gebäude im Straßenzug aus dem 17. Jahrhundert, oder Wörde 42. Die Gebäude Wörde 12, 14 und Norderstraße 33 vermitteln noch anschaulich den Bautyp des kleinbürgerlichen Handwerkerhauses, in der Grundstruktur auch Wörde 4, 24 und 46. Die Baugruppe Norderstraße 7, 9, 11 sowie die eingeschossigen, traufständigen Häuser Wörde 28 und 30, im Ursprung wohl auch Wörde 22, dokumentieren mit nur zwei oder drei Fassadenachsen den kleinsten Bautyp eines einfachen städtischen Handwerker-/ Arbeiterhauses in Leer, vergleichbar mit den aneinandergereihten Weberhäusern an der Brummelburgstraße. Wohl erst im 19. Jahrhundert entstehen zweigeschossige Gebäude durch Aufstockung (Wörde 7, 22, 23; vermutl. auch Wörde 2, 16, 32) oder entsprechende Neubauten mit zeittypisch schlichten Putzfassaden bzw. ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch ziegelsichtig (u. a. Wörde 9, 15, 19, 20, 21, Faldernstraße 6). Die Entwicklung zur Geschäftsstraße in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt sich durch den Neubau von zweigeschossigen, teils großvolumigen Wohn-/ Geschäftshäusern (Wörde 8, 20, 32, 34/36, Hotelbau Wörde 10) in spätklassizistischen oder historistischen Gestaltungsformen. Als bauliches Zeugnis des zunehmenden Seehandels sowie der Mechanisierung und Industrialisierung sind die großen Packhäuser (Wörde 27, 29, Norderstraße 27) und Werkstattgebäude (Wörde 40, 44, Norderstraße 29, 31) zu nennen, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts teils schlicht-funktional (Norderstraße), teils repräsentativ (Wörde) in Ziegelmauerwerk errichtet wurden.
- Denkmalbegründung
- Das öffentliche Interesse an der Erhaltung der Gruppe baulicher Anlagen „Leer, Altstadtquartier Wörde/ Norderstraße“ begründet sich durch die besondere geschichtliche und städtebauliche Bedeutung. Die Wörde und Teilabschnitte der Norderstraße mit dem südlichen Abschluss des Baublocks durch das Gebäude Faldernstraße 6 dokumentieren die städtebauliche Entwicklung der nordöstlichen Altstadt von Leer vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Die vorhandene Baustruktur ist noch heute wesentlich durch die historische Parzellierung bestimmt und aufgrund der geschichtlichen und städtebaulichen Entwicklung recht heterogen. Sie dokumentiert aufgrund ihres Zeugnis- und Schauwertes durch die beispielhafte Ausprägung unterschiedlicher Gebäudetypen und Baustile die Orts- und Stadtbaugeschichte in den einzelnen Entwicklungsphasen. Durch die Verschiedenartigkeit der Bauten von Bürgertum, Handwerkern und Arbeitern wird die soziale Differenzierung der städtischen Gesellschaft innerhalb dieses Altstadtquartiers anschaulich und nachvollziehbar. Neben den Wohnhäusern finden sich zahlreiche Ökonomiegebäude, die ein bauliches Zeugnis der Wirtschaftsgeschichte der Stadt Leer darstellen. In Bezug zur Wörde wird die einst untergeordnete Bedeutung der Norderstraße deutlich. Das Altstadtquartier Wörde/ Norderstraße stellt in seiner räumlich-funktionalen Gesamtheit mit der historisch überkommenen Stadt- und Baustruktur ein anschauliches Zeugnis der Stadtbau-, Orts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte dar und ist prägend für das Straßenbild der Wörde und Norderstraße sowie insgesamt für das Ortsbild von Leer.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 35654882 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 7
35657319 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 9
35657347 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 11
35662140 | Packhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 27
35662167 | Werkstatt | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 40
35662656 | Wohn-/Geschäftshaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 34
35663381 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 7
35663406 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 9
35663431 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 11
35663456 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 15
35663481 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 19
35663506 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 42
35663531 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 31
35663557 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 33
48393024 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 46
48393237 | Werkstatt | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 44
48393546 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 36
48394012 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 32
48394134 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 30
48394440 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 28
48397818 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 2
48397889 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 4
48398016 | Wohn-/Geschäftshaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 8
48398092 | Gasthof | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 10
48403969 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 12
48404022 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 14
48404078 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 16
48405804 | Wohn-/Geschäftshaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 20
48407068 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 22
48407245 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 24
48442119 | Packhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 27
48442276 | Werkstatt | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 29
48443052 | Maschinenhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 31
48443306 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Norderstraße 33
48475116 | Wohn-/Geschäftshaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Faldernstraße 6
48481181 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 23
48481203 | Wohnhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 21
48554134 | Packhaus | Leer (Ostfr.), Stadt - Leer - Leer - Wörde 29
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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