Langensalza-Denkmal
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Berliner Straße (o.Nr.)
- Objekttyp
- Gefallenendenkmal
- Baujahr
- 1872
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 47378646
- Objekt-Nr.
- 2147
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Langensalza-Denkmal. Neugotisches Denkmal für die im Deutschen Krieg 1866 bei Langensalza gegen Preußen gefallenen hannoverschen Soldaten aus dem Aushebungsdistrikt Göttingen. Die Schlacht bei Langensalza war entscheidend für die Annexion des Königreichs Hannover (mit der Stadt Göttingen) durch das Königreich Preußen. Veranlasser des Bauwerks war die Denkmals-Initiative eines örtlichen Comités mit folgenden Standort- und Gestaltungsstreitigkeiten, wegen Spannungen zwischen Preußen- und Welfenanhängern, was die Errichtung verzögerte. Die Übergabe des Denkmals erfolgte am 12. Oktober 1872. Monumentales Denkmal von etwa 7,30 Metern Höhe in Stilformen der Spätgotik. Auf einem mehrstufigen, sechseckigen Steinsockel erhebt sich mit dreieckigem Grundriss auf schlanken Strebepfeilerchen eine filigrane Zierarchitektur aus zusammengefügten Gusseisenteilen. Den mittleren Hauptteil bilden drei hohe und mit Maßwerk ausgezierte Kielbögen. Bekrönt wird das Monument von Kreuzblumen der Kielbogenöffnungen, drei schlanken Fialen sowie mittig von einem spitz aufragenden, sechseckigen und durchbrochenen Dachreitertürmchen mit Kreuzblume. Im tabernakelartigen Inneren des Denkmal-Mittelteils verbinden sich drei von feinem Maßwerk gerahmte Inschriftentafeln zu einer Stele auf dreieckigem Grundriss, oben von einem Kreuz bekrönt, das innerhalb des schattigen Baldachins wenig auffällt. Die erste Inschriftenplatte enthält die Widmung: „Den / in der Schlacht / bei Langensalza / gefallenen oder / oder später ihren Wun- / den erlegenen / Hannoverschen / Soldaten aus / dem Aushebungs- / District / Göttingen.“ Die beiden anderen Tafeln nennen, geordnet nach ihren Regimentern, 38 gefallene Soldaten mit ihren Herkunftsorten im Aushebungsdistrikt Göttingen, die überwiegend außerhalb der Stadt Göttingen liegen. Die historische Farbigkeit ist nicht dokumentiert. Die in der Literatur angenommene gestalterische Entlehnung vom neugotisch-steinernen Langensalza- bzw. Hannoveraner-Denkmal in Bad Langensalza von 1868 ist historisch nicht haltbar. Vielmehr geht der Entwurf des Göttinger Langensalza-Denkmals auf einen variablen Entwurf des Bildhauers Anselm Sickinger aus München für ein gusseisernes Monument zurück, der erstmals 1865 als Welfendenkmal auf dem Kirchplatz in Walsrode verwirklicht und 1872 auch als Gefallenendenkmal für den Krieg von 1870/71 im Marktbrunnen von Alfeld/Leine ausgeführt wurde. In Alfeld erfolgte die Aufstellung angeblich „auf Anraten“ von Conrad Wilhelm Hase, dem deswegen dieser Denkmaltyp bisher auch zugeschrieben wurde. Die Herstellung der Denkmale in Walsrode und Alfeld erfolgte nachweislich in der Eisengießerei Carlshütte in Delligsen bzw. Alfeld, so dass dort auch die Ausführung des Göttinger Denkmals anzunehmen ist. Während sich die Objekte in Göttingen und Alfeld nur durch ihre Aufstellung, Widmung und Inschriften unterscheiden, weist das Walsroder Welfendenkmal andere Inschriftentafeln, eine Krone anstatt des Kreuzes und zusätzlich Portraitreliefs in den Baldachin-Maßwerken auf. Welfische Portraitmedaillons sollen ursprünglich auch am Göttinger Langensalza-Denkmal angebracht gewesen sein, welche nach einem politischen Eklat entfernt wurden.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des Göttinger Langensalza-Denkmals liegt wegen seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung im öffentlichen Interesse. Langensalza-Denkmal ist das erste und älteste erhaltene Gefallenen- und Kriegerdenkmal in der Stadt Göttingen. Historisch bedeutsam ist es als beispielhaftes Zeugnis der politischen Nationenbildung Deutschlands im 19. Jahrhundert, in der das Königreich Hannover unterging, aber noch länger in welfischen Symbolen fortlebte (zahlreiche weitere niedersächsische Langensalza-Denkmale gibt es etwa in Celle von 1869, in Achim von 1877, in Hoya, Springe-Eldagsen und Bad Bevensen von 1889). Technikgeschichtlich bedeutsam ist die Verwendung des Materials Eisen, das im 19. Jahrhundert zunehmend Einzug in die Architektur hielt und in seiner Variante des industriellen Kunstgusses auch für gestalterische und repräsentative Aufgaben eingesetzt wurde. Serielle Herstellung und Fügetechnik der Einzelteile ermöglichten variable und anpassungsfähige Ausführungen. Künstlerisch steht der Entwurf in der sakralen Tradition spätgotischer Sakramentshäuschen sowie der von Karl Friedrich Schinkel ab 1811 in gotischem Stil entworfenen Denkmal-Baldachine aus Gusseisen und seines ebenfalls in Gusseisen erbauten Befreiungsdenkmals (Kreuzbergdenkmal) in Berlin von 1818-21. Die Formfindung der drei niedersächsischen Gusseisen-Denkmale in Göttingen, Alfeld und Walsrode ist wegen des drei- und sechseckigen Grundrisses sowie der filigranen Maßwerkformen besonders originell.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
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