Herbartgang
- Landkreis
- Oldenburg (Oldb), Stadt
- Gemeinde
- Oldenburg (Oldb), Stadt
- Gemarkung
- Oldenburg
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Oldenburg
- Objekttyp
- Einkaufspassage
- Baujahr
- 1961
- bis
- 1973
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 45833790
- Objekt-Nr.
- 2382
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Braunschweiger-Schule
- Beschreibung
- Offene Einkaufspassage, teilweise in zwei Ebenen, als Verbindung zwischen Langer Straße und Mottenstraße / Waffenplatz nach Plänen der Architekten Hans Latta & Hans Joachim Hölscher in vier Bauabschnitten in den Jahren 1961 bis 1973 realisiert. Eingangsbau zur Langen Straße dreigeschossig und vierachsig mit skulptural gestaltetem Flugdach im Erdgeschoss. Die Ladenpassage, die sich gegenüber dem älteren denkmalgeschützten Gebäude Herbartgang 4+6 befindet, besteht aus mehreren bodentief verglasten Geschäften im Erdgeschoss und einem darüber gelagerten Baukörper mit Waschbetonverkleidung und einzeln gesetzten aus der Fassade hervortretenden quadratischen Fensteröffnungen. Es wird ein Innenhof um ein zweigeschossiges Gebäude mit Dachterrasse und großem Betonflachrelief gebildet. Im weiteren westlichen Verlauf wechseln sich Beton, Waschbeton und Klinker mit rahmenlosen, bodentiefen Fassadeneinschnitten ab und bilden so den Abschluss der Passage. Ein wichtiges Merkmal sind die in die Architektur und Freiflächengestaltung eingebundenen künstlerischen Arbeiten von Georg Schmidt-Westerstede (Türgriffe und Verglasungen mit Glasmosaikarbeiten, Betonflachrelief „Merkur/Alter und neuer Handel“ von 1965, Klinkerrelief von 1978), Anna Maria Strackerjan (Brunnen mit Korallen 1966, Brunnen mit Pilzen 1966) und Udo Reimann (Brunnen im Hof 3 1972, „Lebensbaum“ 1987). Der abschließende Baukörper des Hotels wurde von 2002-2004 umgestaltet, er ist nicht mehr Bestandteil der ausgewiesenen Passage.
- Denkmalbegründung
- Der Herbartgang hat eine besondere orts- und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung für die Stadt Oldenburg, da er ein wesentliches Element der innerstädtischen städtebaulichen Entwicklungen des gewerblichen Einzelhandels der 1960er Jahre darstellt. Oldenburg kommt hier aufgrund der großflächig angelegten Fußgängerzone im Jahr 1967, die den gesamten Altstadtbereich umfasst, eine Vorreiterrolle zu. Die fußläufige Einkaufspassage Herbartgang ist ein wesentlicher städtebaulicher Bestandteil dieser Innenstadtkonzeption. Zudem hat der Herbartgang einen Zeugnis und Schauwert für die Architektur der 1960er Jahre in der Kombination von Materialien wie Sichtbeton, Waschbeton, Klinker und Naturstein. Ferner ist es ein bedeutendes Werk des überregional tätigen Architekturbüros Latta + Hölscher aus Oldenburg sowie Werk der überregionalen Braunschweiger Schule. Die künstlerische Bedeutung der Anlage erschließt sich vor allem aufgrund der vorhandenen Freiraumgestaltungen, aber auch durch die Kunst am Bauwerk selbst von den Künstlern Schmidt-Westerstede und Reimann, sowie der Bildhauerin Strackerjan. Die städtebauliche Bedeutung als verbindende Ladenpassage einer der Haupteinkaufsstraßen (Lange Straße) mit einem zentralen innerstädtischen Platz in Oldenburg (Waffenplatz) wird hier besonders deutlich, ist doch die städtebauliche Funktion der Einkaufspassage hier ihrer selbst willen Bauprogramm. Sowohl die geschichtliche Bedeutung des Herbartgangs im Rahmen der Orts- und Wirtschaftsgeschichte sowie Baugeschichte als auch die künstlerische Bedeutung sind von überregionaler Ausstrahlung. Der Stadt Oldenburg mit der ersten großflächigen Fußgängerzone kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Material- und Formwahl der 1960er Jahre kommen aufgrund des authentischen Überlieferungszustandes besonders zur Geltung und können deutlich nachvollzogen werden. Die Kunstwerke im öffentlichen Raum lassen eine künstlerische Entwicklung im Verhältnis zu den unterschiedlichen Materialien wie Beton, Glas, Ziegel und Bronze von den 1960er bis in die beginnenden 1980er Jahre nachvollziehen. Indem die Passsage quasi gebauter Städtebau ist, kommt ihr in dieser Hinsicht ebenfalls eine besondere Qualität in der Abfolge unterschiedlicher städtebaulicher Situationen (Straße, Platz, Innenhof, Brücke) und in der Differenzierung zwischen öffentlichen und privaten Außenräumen zu. Der Herbartgang stellt innerhalb Oldenburgs als Keimzelle der für Fußgänger beruhigten Innenstadt einen besondere Identifikationsort hinsichtlich der Stadtentwicklung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Obwohl der Herbartgang in der Idee nicht einzigartig ist und sich an Vorbildern orientiert, kann eine Singularität dennoch gesehen werden, da die Form der Gestaltung auf hohe Aufenthaltsqualität, Erlebnisvielfalt und Verweildauer ausgerichtet ist, indem Außenraum und Geschäftsflächen sich entsprechen. Im Gegensatz zu späteren Passagen oder sogenannten Malls wurde hier ein offener städtischer Raum geschaffen, der allein durch seine Ausgestaltung funktioniert. An der Erhaltung des Herbartgangs besteht ein öffentliches Interesse.
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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