Reihenwohnhaus Bahlo-Köhnke-Stosberg
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Groß-Buchholz
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Groß-Buchholz
- Objekttyp
- Reihenhaus
- Baujahr
- 1977
- bis
- 1977
- Personen
- Stosberg, Klaus
Köhnke, Jörn
Bahlo, Dieter
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 44658747
- Objekt-Nr.
- 6620
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- 1960+-in-Hannover
- Beschreibung
- Gruppe aus drei eingeschossigen, zur Habichtshorststraße hin giebelständigen, 1977 erbauten Reihenhäusern mit einheitlich gestalteter Vorgartenzone. Nach der Architekten und Bauherren sind die Gebäude als Wohnhaus Bahlo (Nr. 19), Wohnhaus Stosberg (Nr. 21) und Wohnhaus Köhnke (Nr. 23) benannt. Einheitliche Fassaden, weiß verputzte Massivwände und dunkel gebeiztes Holz. Die Satteldächer sind parallel im Wechsel mit den Flachdächern in den Zwischen- und Erschließungszonen angeordnet. Die Innenhöfe sind unterschiedlich gestaltet, im westlichen Grundstücksbereich befindet sich die Garagen. Die Fenster und Oberflächen zeigen eine einheitliche Materialität. Alle Wohnhäuser sind teilunterkellert, besitzen einen zentralen Kamin und haben einheitliche Zugangssituationen. Neben den Zugängen zeichnet sich jeweils die innenliegende Wendeltreppe straßenseitig als bauliche Rundung ab. Die drei Eigenheime sind als einheitliches Gesamtkonzept entstanden, die Wohnungen dagegen besitzen unterschiedliche Grundrisse und sind individuell und mit wechselnden Raumhöhen mit offenliegender Holzkonstruktion in den Wohnbereichen gestaltet. Die Korridore werden durch die flachen Dächer betont.
- Denkmalbegründung
- Die Wohnanlage ist als einheitlicher Gesamtentwurf durch die Architekten Dieter Bahlo (1938-2015), Jörn Köhnke (geboren 1940) und Klaus Stosberg (geboren 1938) entstanden, die hier auch als Bauherren agierten. Die flache Reihenhausform und die Satteldachsequenz bildet eine prägnante, fast skulpturale Gesamtform aus. Konzeptionell wurde ein Wohnhaus in kompakter Form auf einem Geschoss realisiert. Trotz der individuellen Grundrisse finden sich gleiche Details in allen drei Häusern. Die Wohnanlage deutet durch eine serielle Verwendung der Satteldachform und damit eine Abwendung von der überwiegenden Verwendung des Flachdaches bereits den Übergang zur Postmoderne an. Der Entwurf vereint Elemente der in dieser Zeit präsenten introvertierten mediterranen Bauweise, jedoch ist auch schon ein Anklang japanischer Bautraditionen, wie durch die Verwendung von Schiebetürelementen zur Abtrennung des Nebenraums, zu erkennen. Die Ordnung der Architektur basiert in besonderem Maße auf der durchgängigen und strengen Einhaltung eines Gebäuderasters. Trotz der vorhandenen Vielfalt an räumlichen Zusammenhängen wirkt die Einheitlichkeit in der Materialverwendung und in den Detailausbildungen gestalterisch verbindend. Das Baugrundstück wurde in einem Gebiet mit einem rechtkräftigen Bebauungsplan erworben, der in Anlehnung an das gegenüberliegende Terrassenwohnhaus eine Grundflächenzahl (GFZ) von 0,6 und eine 3-geschossige Bauweise auswies. Die Stadt Hannover ließ in den 1970er Jahren in zentralen Lagen mit öffentlicher Erschließung aus wirtschaftlichen Gründen keine freistehenden Einfamilienhäuser zu. Die Architekten wiesen mit ihrem Reihenwohnhaus jedoch in der Art eines „Demonstrativbauvorhabens“ nach, dass eine GFZ von 0,6 in rein ebenerdiger Bauweise realisierbar ist. Das Ergebnis überzeugte die Bauverwaltung der Landeshauptstadt derart, dass der neue Stadtteil Davenstedt-West später sogar in Anlehnung an dieses Konzept entwickelt wurde. Als weitere, sehr bedeutende Bauten der Architekten Bahlo, Köhnke und Stosberg sind die Zentralverwaltung der Bahlsen Keksfabrik (1972-74 in H-List errichtet, Architekturpreisträger des BDA in Niedersachsen 1976, Abriss 2001), das Verwaltungsgebäude der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft in H-Klein-Buchholz (1976-1978 erbaut) oder das sogenannte Bredero-Hochhaus (Hochhaus Lister Tor) in H-Oststadt (erbaut 1974-1975) zu nennen. Für die Freiflächengestaltung zeichnete der bekannte Hamburger Garten- und Landschaftsarchitekt Uwe Isterling (1931-2016) verantwortlich. Das Objekt wurde 1980 mit dem BDA-Preis Niedersachsen ausgezeichnet. Die Nennung des Baus auf der 2007 herausgegebenen Vorschlagsliste schützenswerter Bauten der Architektenkammer Niedersachen war Anlass für die denkmalfachliche Beschäftigung mit den Bauwerk, welche letztendlich in der Aufnahme des Objektes in das Verzeichnis der Kulturdenkmal mündete. In der Ausprägung der Bauaufgabe und -form selten und mit einem hohen Aussage- und Zeugniswert aufgrund des hervorragenden, ungestörten Überlieferungszustandes, besteht an der Erhaltung der Wohnhausgruppe als bedeutenden Vertreter der Spätmoderne in Niedersachsen daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Bau- und Kunstgeschichte wegen der beispielhaften Ausprägung eines Baustils und Gebäudetypus und als Zeugnis der Siedlungsgeschichte des Ortsteils, ebenso als Werk lokal und überregional bekannter Architekten, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen Gestaltwerte sowie der überlieferten, bedeutenden Innenraum- und Freiflächengestaltung, aufgrund seiner wissenschaftlichen Bedeutung wegen des Seltenheitswertes sowie aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung, mit prägendem Einfluss auf das Straßenbild, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
- ADABweb