Dom St. Petrus
- Landkreis
- Osnabrück, Stadt
- Gemeinde
- Osnabrück, Stadt
- Gemarkung
- Osnabrück
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Osnabrück
- Adresse
- Große Domsfreiheit
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- um 1050
- bis
- um 1544
- Personen
- Behnes, Alexander
Hensen, Johann Bernhard
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 43790278
- Objekt-Nr.
- 5
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Johann-Bernhard-Hensen
- Der Kirchen- und Dombaumeister Johann Bernhard Hensen (1828-1870) Wohl mit Fürsprache des Münsteraner Bischofs Johann Georg Müller wurde Johann Bernhard Hensen die Leitung der Restaurierungsarbeiten übertragen, die ab 1864 auf Grundlage der Vorplanung von Vincenz Statz, Werkbaumeister der Kölner Dombauhütte, im Hohen Chor begannen. Ziel der Restaurierung war die Entfernung der barocken Ausstattung und die Wiedergewinnung eines als stilrein und würdig empfundenen Raumes. Mit den Restaurierungsmaßnahmen am Dom wurde Johann Bernhard Hensen 1865 zum ersten Dombaumeister im wiederhergestellten Bistums Osnabrück ernannt.
- Beschreibung
- 1218 unter Bischof Adolf von Tecklenburg mit Neubau einer spätromanischen bis frühgotischen Basilika begonnen, um 1250 abgeschlossen. Integration von großen Teilen des Vorgängerbaus aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, einer nach sächsischem Bauschema errichteten flachgedeckten, dreischiffigen Pfeilerbasilika in Sandsteinquader-Bauweise. Die Doppelturmfront im Westen im unteren Teil aus dem 11. Jahrhundert, die obere Ergänzung aus dem 16. Jahrhundert, Sakristei am südlichen Querhausarm, um 1230. Querhaus und großer, oktogonaler Vierungsturm aus dem 12. Jahrhundert mit acht Ziergiebeln, zahlreichen romanischen Biforienfenstern, Bogenfries und spitzem Helm. An der Westseite große Fensterrose mit hochgotischem Maßwerk von 1305, Portal mit ornamentiertem Tympanon, flankierenden Säulen und mehrfach gestuftem Gewände von 1531, der Spitzbogen 1840 erneuert und mit einem Wimperg aus durchbrochenem Maßwerk gekrönt. Der nordwestliche, kleinere Turm spätromanisch mit zahlreichen kleinen Biforienfenstern, davon viele als Blindöffnungen, und Bogenfries als oberer Abschluss. Der südwestliche, größer dimensionierte Turm als erweiterter Neubau aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, ein wuchtiger gotischer Turm mit spitzbogigen Fenstern und flachen Lisenen. Beide Türme seit 1946 mit flachen Pyramidendächern gedeckt, das Hauptschiff mit einem Satteldach. Im Norden Brautportal mit spätromanischen Kapitellen, Schuppen- und Rollenfriese. An der Außenfassade der Nordseite flache Wandarkaden im Wechsel mit Strebepfeilern sowie durchlaufende Säulenarkaden. Kreuzgang mit dreiteiligen Säulenarkaden und altertümlichem Tonnengewölbe. Mit schiefwinkligem Anschluss am südlichen Querhaus des Doms verankert, bildet der Kreuzgang im Osten ein unregelmäßiges Viereck aus, das eine Grünfläche mit Grablegungen von Geistlichen umschließt. Ostflügel teilweise aus Beginn des 12. Jahrhunderts, Süd- und Westflügel aus dem 13. Jahrhundert. Wiederverwendete Kapitelle aus dem 9. und 11. Jahrhundert. Die Apsis als Rechteck-Hochchor ausgebildet, mit vergrößertem Grundriss und erhöhter Raumhöhe. 1434-44 Ergänzung eines Chorumgangs mit Marienkapelle, darunter Bestattungen von Bischöfen, 1490 Ergänzung einer trapezförmigen Kreuzkapelle, weiterhin Sakramentskapelle. Das Langhaus erstreckt sich über drei Joche mit weit gespannten Gewölben. Die Seitenschiffe sind durch starke Pfeiler und rundbogige, zweifach überkuppelte Arkaden mit goldenen floralen Kapitellen von dem Hauptschiff abgetrennt. Der Obergarden wird durch ein Gesims über den Arkaden eingeleitet. Weit gespanntes Domikalgewölbe aus Sandstein mit hell geputzten Gewölbeflächen. Die wuchtigen Pfeiler mit schmuckvollen goldenen floralen Kapitellen von um 1856 und wechselnder Stärke. Barocke/ Rokoko Kanzel von 1751. In den Pfeilern eingravierte Bilder des Kreuzweges. Spätgotische Fenster im Querhaus von 1453. Im Mittelschiff drei Joche mit sechs basilikalen Seitenschiffjochen. Abbruch des gotischen Lettners ab 1651, Ersatz durch Gitter. Ausstattung zum Großteil aus dem Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts, darunter der Hochaltar und Chorgestühl von Heinrich Seling, um 1900 errichtet. Aus dem Mittelalter das bronzene Taufbecken von 1225, das romanische Triumphkreuz im Chorbogen von 1225/30 mit Abmessungen von 6 x 4m und acht lebensgroße Apostelfiguren von 1525 erhalten, die vom Chor in das Langhaus versetzt wurden. Orgel von 2003 mit freiem Blick vom Innenraum zur Fensterrose. Weitere wertvolle Orgel im Chorbereich, 1898 von der Pariser Orgelwerkstatt Mutin-Cavaillé-Coll gebaut, seit 1999 im Osnabrücker Dom. Sechs Stahlglocken im gotischen Turm. Weitere Teile der Domausstattung und des Domschatzes aus vielen Jahrhunderten werden heute im benachbarten Diözesanmuseum und den Kapellen ausgestellt und verwahrt.
- Denkmalbegründung
- Als Standort eines Gotteshauses ist der Platz an der heutigen Domsfreiheit bereits seit dem Jahr 785 bekannt, nachdem Karl der Große nur fünf Jahre zuvor das Bistum Osnabrück gründete. Der erste Kirchenbau wurde nur etwa 100 Jahre alt, dann fiel er einer Zerstörung zum Opfer. Der anschließende Neubau entwickelte sich über Jahrhunderte und hat seinen Ursprung vermutlich im 11. Jahrhundert. Ein verheerender Brand um 1100 sowie in Vierung und Chor im Jahr 1254 hatte weitere Umgestaltungen zur Folge. Im Osnabrücker Dom gibt es folglich nicht einen bauzeitlichen Zustand, der hier betitelt werden kann, der Dom zeigt sich stattdessen als herausragendes Beispiel von gewachsener Geschichte über viele Epochen und Jahrhunderte. Eindeutig erkennbar sind westfranzösische Einflüsse auf die Architektur, beispielsweise das System der Wandgliederung im Norden, welches vergleichbar mit der St. Etienne de Caen ist. Auch gegenseitige Einflüsse des Domes Osnabrück mit der Zisterziensterkirche in Marienfeld und dem Kloster Loccum sind ersichtlich. Die Gestaltung des Brautportals wiederum zeigt Parallelen zu den Portalen der münsterländischen Hallenkirchen in Billerbeck, Coesfeld und Vreden. Bis etwa 1500 wies der Dom zwei gleiche romanische Türme auf, von denen heute nur noch der nordwestliche erhalten ist, während sein ursprünglicher Zwilling heute die vierfache Grundfläche und die daraus resultierende massige Gestaltung aufweist. Die Turmhauben waren als Renaissance- und Barockhaube ausgebildet, diese fielen jedoch den Brandbomben im 2. Weltkrieg zum Opfer, ebenso das mittelalterliche Glockengeläut. Die flachen Pyramidendächer, die anschließend ergänzt wurden, können als eine weitere Rückkehr zum mittelalterlichen Antlitz der Basilika gedeutet werden, da diese den ursprünglichen romanischen Charakter der Kirche im Gegensatz zu den Vorgängerhauben stärker unterstützen. Diese Rückbesinnung auf mittelalterliche Gestaltung seit 1856 steht im Pendant zu der radikalen Barockisierung, die 1748-53 den Verlust großer Teile der mittelalterlichen und bauzeitlichen Ausstattung und Architektur verantwortete, darunter unter Anderem der gotische Lettner, die 36 Altäre (Stand des 14. Jahrhunderts), der Hochaltar aus dem 13. Jahrhundert und die gesamte Ornamentik der Kapitelle aus dem 13. Jahrhundert. Obwohl die Änderung der Gestaltung von Ausstattung und Architektur weg von Romanik und Gotik hin zum Barock eine prägnante Änderung der gesamten Wirkung des Doms zur Folge hatte, ist auch die barocke Umwandlung heute nur noch in wenigen Details erkennbar. Die Änderungen fielen dem Purismus des 19. Jahrhunderts zum Opfer, lediglich die barocke Kanzel und das Epitaph des Domprobstes von Kerssenbrock ist im noch Kirchenraum vorhanden, sie wird jedoch nicht mehr benutzt und erinnert heute lediglich mit prunkvoller Gestaltung aus rotem Marmor und zahlreichen Verzierungen an die prägende Zeit in der Baugeschichte des Doms. Mitte des 19. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde der prägnante Einfluss des Barocks rückgebaut und die mittelalterliche Gestalt wiederhergestellt. Bereits im Jahr 1854 wurde Vincenz Statz, der als Werkmeister in der Kölner Dombauhütte arbeitete und als Diözesanbaumeister zu einem der einflussreichsten Neugotiker im Rheinland avancierte, durch den Osnabrücker Generalvikar Carl Anton Lüpke mit der Vorplanung zu einer umfassenden Restaurierung des Domes beauftragt, nachdem eine letzte große Renovierung 1769 erfolgte, vgl. Gravur unter der Traufe des gotischen Turmes. Mit der Einigung zwischen dem Königreich Hannover und dem Heiligen Stuhl konnte 1858 das Bistum Osnabrück vollständig wiederhergestellt werden, und am 20. April 1858 wurde Paulus Melchers zum ersten residierenden Bischof seit der Säkularisation geweiht. Die Wiedereinrichtung von Bistum und Domkapitel sowie die nunmehr selbständige Finanzplanung beförderten die Domrestaurierung. Im Sinne der Materialgerechtigkeit waren nach Hensens Konzept „die Wandflächen mit dem Pfeilerbündel vorsichtig abzukratzen, die Steinarchitektur wieder bloßzulegen, stylgerecht zu restaurieren, die alten Spitzhammerschläge und abgebrokelten Stellen mit guten Portland-Zement nach den besten Regeln der Technik auszufüllen und dann kunstgerecht abzuschleifen.“1 Die Arbeiten machten gute Fortschritte, und so wurde das Langhaus ab 1865 in gleicher Weise von „den Schnörkeleien der Zopfzeit“2 befreit. Obgleich Hensen im Grundsatz der Neugotik zugewandt war, wurden Kapitelle, die nach Entfernung der barocken Stuckierung einen zerstörten Zustand zeigten, passend zur romanischen Architektur des Domes nachgebildet. Ebenso entstand der neue Hochaltar aus Baumberger Sandstein nach seinen Entwürfen im romanischen Stil. Einhergehend mit den Arbeiten im Inneren erfolgen nur einzelne Maßnahmen am Außenbau, vor allem Sicherungsarbeiten am Vierungsturm. An der Erhaltung des Domes St. Petrus besteht wegen seiner geschichtlichen Bedeutung aufgrund der Orts- und Stadtgeschichte Osnabrücks und dem Kirchenstandort seit etwa 1300 Jahren sowie aufgrund von Landesgeschichte als Kathedrale und Bischofssitz, weiterhin aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte durch beispielhafte Ausprägung einer romanischen Basilika mit gotischer Erweiterungsarchitektur, wegen seines Zeugnis- und Schauwertes als Werk des insbesondere lokal wirkenden und dort bekannten Dom- und Kirchenbaumeisters Johann Bernhard Hensen, der eine umfassende Renovierung vornahm, für die Entwicklung der Stadt und des Bistum Osnabrücks, wegen seiner künstlerischen Bedeutung als Erlebniswert nicht alltäglicher Gestaltwerte aufgrund der qualitätvollen imposanten Architektur der Kathedrale, die viele Generation Glauben in einer gewachsenen Sakralarchitektur vereint und wegen seiner bedeutenden Innenraumausstattung aus Romanik, Gotik und Barock sowie wegen seiner städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Straßen- und Ortsbild der imposanten Doppelturmfassade als Wahrzeichen Osnabrücks und Blickpunkt der Stadtsilhouette und aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das räumliche Gefüge der Domsfreiheit in zentraler Lage der Großstadt, ein öffentliches Interesse. 1 Glanemann, Stephan Lütke: Der Osnabrücker Dom, Die Bau- und Restaurierungsgeschichte seit 1748, 1997, S. 37f, zitiert nach: Diözesanarchiv Osnabrück, Nachlass Dolfen, Transkription des Kostenvoranschlages von J. B. Hensen vom 30.04.1864 2 Glanemann, Stephan Lütke: Der Osnabrücker Dom, Die Bau- und Restaurierungsgeschichte seit 1748, 1997, S. 38, zitiert nach: Kirchen- und Volksbote, Nr. 44, 11.11.1868, S. 696
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
- ADABweb