St.-Marien-Kirche
- Landkreis
- Osnabrück, Stadt
- Gemeinde
- Osnabrück, Stadt
- Gemarkung
- Osnabrück
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Innenstadt
- Adresse
- An der Marienkirche
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- um 1320
- bis
- um 1320
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 43790251
- Objekt-Nr.
- 4
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Am westlichen Rand des alten Binnenburgbereichs gelegene dreischiffige Hallenkirche von drei Jochen mit Querdächern. Die Ende des 13./Anfang des 14. Jh. (Hauptbauzeit 1280-1300) über fast quadratischem Grundriss aufgeführte Halle ist mit ihren Seitenschiffen zu beiden Seiten des Turms um ein weiteres Joch bis zur Turmflucht nach Westen vorgezogen und bezieht dadurch den älteren Turmbau ein. Am Ort einer ersten Marktkirche, die vermutlich dem 10. Jh. angehörte, wurde wohl in der zweiten Hälfte des 11. Jh. ein Kirchenbau errichtet, dessen Gestalt sich aus Grabungsbefunden als querschiffslose dreischiffige Basilika mit drei Apsiden und querrechteckigem sächsischen Westriegel erschließen lässt. Der Turm dieser Kirche, der zugleich als Wehrturm eingerichtet war, ist im unteren Teil des heutigen Turmbaus noch erhalten geblieben. Die Architekturformen der oberen Geschosse des bestehenden Turms bestätigen, dass diese durch Erhöhung des Bestandes um 1230 entstanden, möglicherweise ohne dass man zunächst ein neues Langhaus errichtete. Während in dessen Innern die Gestalt der Choreckpfeiler (Pfeiler über quadratischem Grundriss mit eingestellten Eckdiensten, vgl. St. Johann) auf eine ältere Planung mit geringerer Raumhöhe weisen, entstand schließlich, als eine Schöpfung der reifen Gotik, die in die Höhe strebende Halle, die an die Hallendome von Paderborn und Minden anschließt. Stark plastische Bündelpfeiler mit einer durch naturalistische Blattkapitelle kräftig betonten Kapitellzone, entsprechende Vorlagen an den Wänden der Seitenschiffe und Kreuzrippengewölbe geben dem Langhaus eine klare und straffe räumliche Gestaltung. Der Außenbau wird durch Strebepfeiler, die zwischen den Giebeln der Seitenschiffsdächer in Fialen auslaufen, einfach gegliedert. Den vertikalen Aufbau unterstreichen hohe zwei- bis vierteilige Maßwerkfenster, die über einem Kaffgesims ansetzen. Der (ursprünglich gerade geschlossene) Chor erhielt um 1430/40 seine spätgotische Erweiterung durch 3/8-Schluss und fünfseitigen Chorumgang, Bauteile, die durch ihr reichgestaltetes, verbindendes und gliederndes System aus Strebepfeilern und -bögen und den Schmuck bekrönender Maßwerkgalerien einen besonderen Rang in der Gesamtheit des Außenbaus einnehmen und auf Einfluss der Kölner Dombauhütte weisen. Mit ihren bereicherten Maßwerkformen der Spätgotik setzen sich die Fenster der Chorpartie vom Langhaus ab. Der Bauzeit des Chors gehört die quadratische Sakristei auf der Nordseite der Kirche an. Die äußere Erscheinung der ganz in Werkstein erbauten Kirche erfuhr z.T. erhebliche Überarbeitung durch die in den Jahren 1873-84 durch den Architekten H. Schultze ausgeführte Wiederherstellung. Neugotische Rekonstruktion sind das Maßwerk an den Giebeln der Seitenschiffsdächer, das Strebebogensystem des Chores und die Dachbalustraden. Erneuert sind auch die Portale der Kirche, unter denen das südwestliche an der dem Platz zugewandten Seite des Langhauses (sog. Brauttür) eine besondere Ausbildung erhielt und ursprünglich reichen bildnerischen Schmuck besaß (neugotisch erneuert). Die 1944 ausgebrannte Kirche wurde in den Jahren 1948-50 wiederhergestellt, die zerstörte Turmhaube des 17. Jh., die 1753 um die Turmspitze erhöht worden war, 1958 als Kopie wiedererrichtet. Die Marienkirche besitzt noch bedeutende Ausstattungsstücke des 13.-16. Jh. Zu ihnen gehört insbesondere der spätgotische Antwerpener Flügelaltar aus dem Anfang des 16. Jh., der sich über der Mensa erhebt. Im Mittelfeld des (nach Kriegszerstörung erneuerten) Altarschreins befindet sich die große, reichgeschnitzte Darstellung der Kreuzigung, in den seitlichen Hauptfeldern Kreuztragung und Grablegung. Zur alten Ausstattung gehört auch das große gotische Triumphkreuz im Chorbogen, Ende 13. Jh., und Taufbecken von 1560 im nördlichen Turmjoch des Langhauses.
- Denkmalbegründung
- St. Marien liegt im ältesten ehemals befestigten Siedlungsbereich Osnabrücks. Mindestens drei Vorgängerbauten wurden hier durch Grabung nachgewiesen, ihre Datierung reicht bis in die Mitte des 10. Jh. zurück. Der heutige Bau ist beispielhaft für westfälische Hallenkirchen des späten 13.Jh. und prägt das räumliche Gefüge des Marktplatzes in der Altstadt. Aufgrund des geschichtlichen Zeugnis- und Schauwertes als eines der bedeutendsten mittelalterlichen Gebäude der Innenstadt sowie der städtebaulichen Bedeutung besteht ein öffentliches Interesse an der Erhaltung der St. Marien-Kirche.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 43782291 | Marktplatz (Baukomplex) | Osnabrücker Markt
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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