Büro- und Wohngebäude Heinz Wilke
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Oststadt
- Adresse
- Uhlemeyerstraße 9
- Objekttyp
- Bürogebäude
- Baujahr
- 1971
- bis
- 1972
- Personen
- Wilke, Heinz
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 42778027
- Objekt-Nr.
- 6523
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- 1960+-in-Hannover
- Beschreibung
- In der Straßenflucht der älteren Nachbarbebauung stehender, viergeschossiger Stahlskelettbau unter Flachdach. Zeittypisch kontrastreiche Gestaltung an der Stelle zweier Vorgängerbauten. Stahlskelettbauweise mit runden Stahlstützen aus Corten-Stahl außen an den Fassaden sichtbar. Fassadenbekleidungen aus Metall und Betonplatten (Struktur-Waschbeton). In Metall gefasste, zu vierachsigen Gruppen zusammengefasste Glasfassadenelemente. Zugehörige Balkone mit Glasbrüstungen. Oben optisch schwer lastend eine geschlossene Waschbeton-Attika, hinter der sich das Wohngeschoss verbirgt. Das Treppenhaus zeichnet sich vorne - bis auf den straßenseitigen Zugangsbereich - durch geschlossene Betonplattenfassade ab. Dunkel getönte Scheiben. Kellergeschoss mit Tiefgarage, Nebenräumen, Haustechnik und Schwimmbad, im Erdgeschoss, dem 1. und 2. Obergeschoss Büroetagen, 3. Obergeschoss als Wohngeschoss mit von außen nicht einsehbaren, offenen Innenhöfen. Im Gebäudeinnern in seltener Vollständigkeit Teile der wandfesten Ausstattung aus der Erbauungszeit erhalten. Vorgarten mit Souterrain-Vorhof, rückwärtiger Garten mit Schwimmbad-Souterrain und Freitreppe vor dem Bürogeschoss. Als Büro- und Wohngebäude in den Jahren 1971-72 vom Architekten Heinz Wilke für sich selbst erbaut. Das Objekt wurde in der Anfangszeit zudem teilweise vom Generalkonsulat des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland genutzt.
- Denkmalbegründung
- Die Stadt Hannover entwickelt sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Hauptstadt des neuen Bundeslandes Niedersachsen, zum niedersächsischen Hauptstandort für den Verwaltungs- und Dienstleistungssektor. Nach dem politischen Neuanfang kommt ein gesamtgesellschaftlicher Modernisierungsprozess mit dem in den 1950er Jahren einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung, der politischen und gesellschaftlichen Stabilisierung und dem Zuzug ländlicher Bevölkerungsgruppen in Gang. In Folge der Kriegseinwirkungen und der damit einhergehenden zentrums- und industrienahen Zerstörungen wächst in Hannover zudem der Bedarf an Neubauten für verschiedene Verwendungszwecke wie Wohnen, Kultur, Handel, Medizin, Industrie aber auch für Verwaltung und Dienstleistung. Das Büro- und Wohngebäude des Architekten Heinz Wilke (1927-1992) wurde 1971-72 errichtet und steht, gebaut zwischen älterer Nachbarbebauung in zeittypisch kontrastreicher Gestaltung, als Stahlskelettbau und neue Materialien wie Rundrohre aus Corten-Stahl, Bekleidungen aus Metall, getönte Scheiben und Betonplatten (Struktur-Waschbeton) zeigend, beispielhaft für die Architektur der Spätmoderne in Hannover und Niedersachsen. Es ergibt sich durch die besondere Lösung der Bauaufgabe zudem der Aspekt der Originalität und des damit verbundenen Seltenheitswertes. Der Überlieferungsgrad ist sowohl im Hinblick auf die Fassaden sowie auf die innere Struktur des Baus bis ins Detail als hoch einzustufen. Gleiches gilt auch für die heute noch vorzufindende Mischnutzung als Büro- und Wohngebäude. Das Objekt wurde in der Anfangszeit teilweise vom Generalkonsulat des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland genutzt. Heinz Wilke, Vertreter einer einflussreichen niedersächsischen Nachkriegsgeneration von Architekten, ist unter anderem bekannt geworden durch die Bauten des Flughafens Hannover Langenhagen oder der Neuen Messe in Düsseldorf. Die Gebäude Wilkes zeugen von einer auf der Grundlage standardisierter Fertigungsmethoden basierenden präzisen Detail- und Formenausgestaltung. Bezüglich der Ausarbeitung der Details sowie der Gestaltung der Fassaden werden die Einflüsse des späten Ludwig Mies van der Rohes deutlich. Gleichzeitig sind bei weiteren Werken Wilkes hinsichtlich der Baumassengliederung und Oberflächenbehandlung Bezüge zu den Gestaltungsmitteln des US-amerikanischen Architekten Paul Rudolph erkennbar. Insbesondere der noch erhaltene Bau des Parkhauses Osterstraße in Hannover ist Zeugnis dessen und weist gewisse Ähnlichkeiten zu den Gestaltungsprinzipien des Baus in der Uhlemeyerstraße auf. Während das Œvre Wilkes der Öffentlichkeit im Jahre 2016 durch die Ausstellung „System Stahl Struktur Beton“ und die dazugehörige gleichnamige Broschüre des Werkbundes Nord in Hannover präsentiert wurde, ist das Büro- und Wohngebäude selbst mehrfach in der Fachliteratur publiziert worden. Die Nennung des Baus auf der 2007 herausgegebenen Vorschlagsliste schützenswerter Bauten der Architektenkammer Niedersachen war Anlass für die denkmalfachliche Beschäftigung mit den Bauwerk, welche letztendlich in die Aufnahme des Objektes in das Verzeichnis der Kulturdenkmal mündete. In der Ausprägung der Bauaufgabe und -form bespielhaft und mit einem hohen Aussage- und Zeugniswert aufgrund des hervorragenden Überlieferungszustandes, besteht an der Erhaltung des Büro- und Wohngebäudes daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Landesgeschichte, der Wirtschaftsgeschichte als wichtiger Verwaltungsbau, zudem für die Bau-, Konstruktions- und Kunstgeschichte wegen der beispielhaften Ausprägung eines Baustils und -Typus, ebenso als Werk eines lokal und überregional bekannten Architekten, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen Gestaltwerte sowie der überlieferten, bedeutenden Innenraumgestaltung, aufgrund seiner wissenschaftlichen Bedeutung wegen des ungestörten Überlieferungswertes sowie aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung, mit prägendem Einfluss auf das Straßenbild, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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