Üstra-Haus
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Mitte
- Adresse
- Am Hohen Ufer 6
- Objekttyp
- Verwaltungsgebäude
- Baujahr
- 1961
- bis
- 1963
- Personen
- Oesterlen, Dieter
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 42172012
- Objekt-Nr.
- 6510
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- 1960+-in-Hannover Braunschweiger-Schule
- Beschreibung
- An der Ecke der Straßen Am Hohen Ufer und Goethestraße, am östlichen Ufer der Leine stehendes, fünfgeschossiges Verwaltungsgebäude, flachgedeckt mit Staffelgeschoss und Dachterrasse. Im Grundriss u-förmiger, mit dunklen Kunststeinplatten verkleideter Stahlbetonskelettbau. Erdgeschoss und Obergeschosse deutlich durch Zurücktreten der Erdgeschossfassade hinter die Reihe der lastabtragenden Stahlbetonstützen getrennt. Die im Erdgeschoss sichtbaren Stützen mit schalungsrauer Oberfläche (Leistenschalung) und grauer Fassung. In geschlossenen Zonen des Erdgeschosses an der südwestlichen, südlichen, südöstlichen Fassade und im Innenhofbereich dunkelbraune, kleinteilige Klinkerfassade mit metallvergitterten Oberlichtern. Zu Gruppen zusammengefasste Fenster- und Brüstungszonen der Obergeschosse mit heller Einfassung aus Aluminiumelementen, Brüstungsfelder aus dunklen Glaselementen. Dunkle Fensterflügel und Fensterrahmen aus Metall, aluminiumfarbene Sonnenschutzblenden. An der Übergangszone zur östlich an der Goethestraße anschließenden Nachbarbebauung (Wagenhalle, Goethestraße 17/19) ein aus der Fassadenflucht zurückspringendes Treppenhausbauteil mit Fensterbändern (Aluminiumelemente) und Glasbausteinen (Brüstungsfelder und Bereiche seitlich der Erdgeschossausgangstür) an der straßenseitigen Hauptfassade und geschossweise gegliederter Profilbauglasfassade mit Fensterelementen aus Aluminium an der hofseitige Rückfassade. Zentrales Eingangsfoyer im Erdgeschoss, hochwertig ausgestattetes Haupttreppenhaus mit verchromten Handläufen, punktartig gefassten Glasbrüstungen und Kunststeinstufenbelag, davon abgehende Metall-Glas-Türkonstruktionen in den Geschossen ebenfalls mit hochwertig gestalteten Griffen. Das ursprüngliche Erscheinungsbild der Gangzone mit Holzverkleidung im Bereich der Wände und Bürotüren in einem Geschoss erhalten. Erbaut 1961-63 nach den Plänen des Architekten Dieter Oesterlen als Hauptverwaltung der Hannoverschen Verkehrsbetriebe AG (Üstra). Umfassender Innenumbau in jüngster Zeit.
- Denkmalbegründung
- Das Verwaltungsgebäude der Üstra wurde in der Zeit von 1961 bis 1963 vom Architekten Dieter Oesterlen (1911-94) erbaut und besetzt die städtebaulich sehr prominente Ecke an den Straßen Am Hohen Ufer und Goethestraße. Am östlichen Ufer der Leine bildet es somit baulich den „Brückenkopf“ der Südbebauung der Goethestraße direkt an der Brückenüberführung über den Fluß aus. Die südöstliche Fassade des Gebäudes bildete lange Zeit einen Teil der nördlichen Platzwand des nach dem Zweiten Weltkrieg bis 2018 unbebauten Bereiches am Marstall aus. Mit der frühen Verwendung von Kunststeinplatten an den Fassaden und der Zusammenfassung mehrerer Fenster zu horizontalen Gruppen, nimmt das Objekt gestalterisch einen wichtigen Platz in der Entwicklungsgeschichte der niedersächsischen Verwaltungsbauarchitektur ein. Bauten aus den 1950er Jahren verfügen in Niedersachsen im großstädtischen Bereich an den Außenfassaden zumeist noch über Natursteinplatten-, Klinker-, Spaltklinker- oder Mosaiksteinverkleidungen. Die Fassadengliederung dieser Bauten ist meist klassisch: tragende und lastende Bauteile werden stark betont. In den 1960er Jahren beginnt die Ära der Architektur, die sich im Äußeren durch Kunststein- oder Betonfassadenmaterialitäten auszeichnet. Zudem tendieren die Gestaltungen an jüngeren Bauten bis in die 1970er Jahre hinein zur Ausbildung durchlaufender Fensterbänder, flächiger oder bandartig gestalteter Fassaden. Die Fassaden der Üstra-Hauptverwaltung stellen hier im Jahre 1963 einen wichtigen Zwischenschritt dar: mit der nobilitierten Verwendung von zementgebundenen Platten (vergleichbar wären hier zum Beispiel zeitgleiche Bauten und Entwurfshaltungen von Sep Ruf) ist Oesterlen noch in den 1950er Jahren verhaftet, mit ersten Tendenzen hin zu Fensterbändern und flächigen Gestaltungen nimmt Oesterlen hier weitere Entwicklungen der späten 1960er und der 1970er Jahre vorweg. Auch die Bedeutungen des Bauwerks für die Geschichte der Verwaltung des öffentlichen Nahverkehrs in Hannover sowie für die Unternehmensgeschichte der Üstra ist zu betonen. Bemerkenswert ist diesbezüglich die damalige Positionierung des Verwaltungsbaus der Üstra in der Reihe (Achse) prominentester Gebäude von Institutionen und Ministerien im Bereich Friedrichswall-Lavesallee-Leibnizufer-Brühlstraße und die damit verbundene repräsentative Aussage. Das Objekt wurde in der Vergangenheit bis in die jüngste Zeit mehrfach in der Fachliteratur erwähnt und beschrieben. Oesterlen ist generell bundesweit als einer der führenden und prägenden Architektenpersönlichkeiten der Nachkriegszeit bekannt. Als Hauptwerke des Architekten sind, neben den nahegelegenen Bauten des Historischen Museums Hannover (1964-66), dem Wiederaufbau der Marktkirche Hannover (1946-52), des Wiederaufbaus und der Neugestaltung des Leineschlosses als Niedersächsischem Landtag (1957-62), unter anderem der Bau der Zwölf-Apostel-Kirche in Hildesheim (1964-67), das Chemie-Hörsaalgebäude an der TU in Braunschweig (1957-59) oder das Gebäude der Deutschen Botschaft in Buenos Aires (1980-83) zu nennen. Die Nennung der Üstra-Hauptverwaltung in der Vorschlagsliste schützenswerter Bauten und Anlagen der 1960er und 1970er Jahre der Architektenkammer Niedersachsen im Jahre 2007 führte zur denkmalfachlichen Beschäftigung mit dem Objekt und mündete schließlich in dessen Eintragung in das Verzeichnis der Kulturdenkmale. In der Ausprägung der Bauaufgabe und -form bespielhaft und mit einem hohen Aussage- und Zeugniswert, besteht an der Erhaltung des Verwaltungsgebäudes, trotz jüngster Umbaumaßnahmen im Inneren, daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Orts- und Stadtbaugeschichte der Stadt Hannover, für die Bau- und Kunstgeschichte, als Werk eines überregional bekannten Architekten sowie als Werk der überregionalen Braunschweiger Schule, als beispielhafte Ausprägung eines Baustils und eines Gebäudetypus, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen Gestaltwerte und wegen der bedeutenden und teilweise noch überlieferten Innenraumgestaltung, aufgrund seiner wissenschaftlichen Bedeutung wegen seines Seltenheits-, Beispiel- und Überlieferungswertes sowie aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung mit prägendem Einfluss auf das räumliche Gefüge zweier Straßen und zugleich auf das Straßenbild selbst, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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