Elektrogroßhandlung Wienholz & Becker
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Emden
- Adresse
- Neutorstraße 75 /77
- Objekttyp
- Wohn-/Geschäftshaus
- Baujahr
- 1956
- bis
- 1958
- Personen
- Schrom, Herbert
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 41948503
- Objekt-Nr.
- 662
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Wohn- und Geschäftshaus mit Lagergebäude. Traufständig in der geschlossenen Gebäudezeile der Neutorstraße stehender, dreigeschossiger Backsteinbau unter Satteldach. Die langgestreckte Straßenfassade durch zwei von Konsolen getragene, fünfachsige Fenstererker gegliedert, die als Zwerchhaus bis ins Dachgeschoss reichen, sämtliche Tür- und Fensteröffnungen rechteckig und mit Einfassung aus Kunststein. Das Erdgeschoss ohne axialen Bezug zu den Obergeschossen angelegt: links Durchfahrt zum Hof, nach Norden anschließend fünf gekoppelte Fensteröffnungen, der Hauseingang Neutorstraße 75 sowie nochmals drei gekoppelte Fenster; die Haushälfte Neutorstraße 77 mit breiter Schaufensterfassade und Hauseingang rechts außen. Die Schaufensterfassade dreifach gezackt hinter die Fassadenflucht zurückspringend, Sockelbereich und schmale Stützen mit Kunststein verkleidet, die dreieckigen Deckenfelder vergast. Die Schaufensteranlage sowie die Hauseingangstüren noch bauzeitlich, die Hauseingangsflure mit bauzeitlichen Wand- und Bodenplatten. Im Sturzbereich der Erdgeschossfenster über die gesamte Fassadenbreite verlaufende Verblendung aus Kunststein als horizontale Zäsur zum Obergeschoss, im Bereich der beiden Erker jeweils mit neun Konsolen und gestuftem Gesims ausgebildet. Die beiden Obergeschosse einheitlich als Lochfassade gestaltet, links zwei paarweise angeordnete Fenster, im Erker die fünf Fensterachsen ebenso eng aneinander gereiht, an den Seitenflächen des Erkers jeweils ein schmales Fenster, rechts anschließend eine längsrechteckige Fensteröffnung, die Fassade Neutorstraße 77 wiederholt sich spiegelbildlich. Über einem profilierten Traufgesims das mit roten Hohlziegeln eingedeckte Satteldach, die zwei Erker als Zwerchhaus bis ins Dachgeschoss hochgeführt, abschließend Schildgiebel mit Schulterstaffeln, die beiden Giebeldreiecke ohne Fensteröffnungen jeweils mit Blitzsymbol als Leuchtreklame. Die rückseitige Westfassade schlicht und nutzungsbezogen angelegt, im Dachgeschoss breite Schleppdachgauben. Das Gebäude Neutorstraße 75/77 wurde errichtet in zwei Bauabschnitten 1956 und 1958 für die Elektrogroßhandlung Wienholz & Becker nach Entwürfen des Emder Architekten Herbert Schrom (1910-1966). An der Neutorstraße 75 rückseitig zweigeschossiges Lagergebäude mit flach geneigtem Dach, über einen eingeschossigen Verbindungsbau angebunden, hier ein nach Süden gerichtete Eingang, beidseitig durch gerundete Gebäudeecken mit Fensterbändern eingefasst. Das Lagergebäude in beiden Geschossen mit Ladetoren, in den 1960er Jahren angebaut.
- Denkmalbegründung
- Die Neutorstraße durchquert als Nord-Süd-Achse die Emder Innenstadt vom Wall bis zum Ratsdelft. Ende des 16. Jahrhunderts bildete der Alte Graben die nördliche Stadtgrenze. Im Jahr 1603 wurde mit dem Haager Akkord die Stadterweiterung nach Norden festgelegt. So wurden mit der Anlage des Emder Walls 1606-1616 die Vorstädte in die Stadtbefestigung einbezogen und das Neutorviertel (Bentinkshof) östlich des Hinter Tiefs als Teil der Neustadt angelegt. Das namensgebende Neue Tor am Alten Graben wurde durch das neue Neutor („de Nieuwe Nipoort“) ersetzt, das nun als Teil des Emder Walls den nördlichen Stadtzugang sicherte. Da die wirtschaftliche Entwicklung Emdens stagnierte, blieben in der Neustadt Gartengrundstücke und eine offene Bebauung bestehen, wobei sich entlang der Neutorstraße noch eine geschlossene Straßenbebauung entwickelte. Bis 1945 hieß der Straßenabschnitt nördlich des Alten Grabens Wilhelmstraße und von 1946 bis 1951 Ernst-Thälmann-Straße. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Neutorstraße gemäß dem Vorkriegszustand mit einer geschlossenen Bebauung angelegt, die Baulinien des nördlichen Straßenabschnittes wurden dabei kaum verändert. Auf dem Grundstück an der Neutorstraße 75, das nach Westen bis an das Hinter Tief reicht, wurde 1956 für die Firma Wienholz & Becker ein Wohn- und Geschäftshaus mit rückseitigem Lagergebäude errichtet. Bereits 1958 wurde auf dem nördlich angrenzenden Grundstück an der Neutorstraße 77 ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus für Wienholz & Becker angebaut, das spiegelbildlich das Gebäude Neutorstraße 75 zu einem einheitlichen Gesamterscheinungsbild ergänzte. Abweichend wurde nur das Erdgeschoss gestaltet. Für die Nutzung als Ausstellungsraum wurde eine zeitgemäß moderne Schaufensteranlage hergestellt, intern angebunden wurde die Ausstellungsfläche an die Geschäftsräume der Neutorstraße 75. Im Einklang mit der Baupflegesatzung von 1953 zeigt das traufständige, dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus insgesamt backsteinsichtige Fassaden mit rechteckigen Tür- und Fensteröffnungen, die von Kunststein gerahmt werden. Straßenbildprägend sind die breiten, von Konsolen getragenen Fenstererker, die als Zwerchhaus bis ins Dachgeschoss reichen. Die beiden geschlossenen Giebeldreiecke zeigen jeweils ein Blitzsymbol, das als Leuchtreklame auf die Elektrogroßhandlung Bezug nimmt. Obgleich die beiden Gebäude an der Neutorstraße 75 und 77 in zwei Abschnitten 1956 und 1958 errichtet und die Erdgeschosszonen abweichend gestaltet wurden, zeigt sich insgesamt eine harmonische und einheitliche Gesamtansicht des Wohn- und Geschäftshauses (vgl. Möbelhaus Kaune an der Bonnesse). Die Entwürfe für beide Gebäudeteile und das im ersten Bauabschnitt errichtete Lagerhaus stammen von dem Emder Architekten Herbert Schrom (1910-1966), der für zahlreiche Bauten der Nachkriegszeit verantwortlich zeichnete. So wurden die Gebäude der Hotels Delfthalle, Großer Kurfürst und Goldener Adler nach Planung von Herbert Schrom gebaut, weiterhin die Geschäftshäuser Brückstraße 2 und Am Delft 1. Das Gebäude an der Neutorstraße 75/77 in Emden ist von geschichtlicher Bedeutung im Rahmen der Orts-, Siedlungs- und Stadtbaugeschichte sowie aufgrund des Zeugniswertes als beispielhaftes Wohn- und Geschäftshaus mit bauzeitlichem Lagerhaus aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch die qualitätvolle Fassadengestaltung mit der Verwendung von Back- und Kunststein dokumentiert der Bau anschaulich die traditions- und regionalgebundene Wiederaufbauarchitektur in Emden und ist damit von baugeschichtlicher Bedeutung. Trotz der Errichtung in zwei Bauabschnitten zeigt sich eine einheitliche Gesamtansicht. Für beide Gebäudeteile zeichnete der Emder Architekt Herbert Schrom verantwortlich, der wesentlich am Wiederaufbau der Stadt mitwirkte. Aufgrund der Größe sowie der straßenbildprägenden Ansicht mit der bemerkenswerten Schaufensteranlage sowie den zwei Fenstererkern und Schildgiebeln ist der Bau zudem von städtebaulicher Bedeutung, so dass insgesamt ein öffentliches Erhaltungsinteresse besteht.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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