Waage
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Emden
- Adresse
- Neuer Markt 2 -9
- Objekttyp
- Wohn-/Geschäftshaus
- Baujahr
- 1953
- bis
- 1954
- Personen
- Latta, Franz
Janssen, Hans-Diedrich
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 41948353
- Objekt-Nr.
- 648
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Emden_Wiederaufbau
- Beschreibung
- Sogenannte Waage, dreigeschossiger Backsteinbau, freistehend auf dem Ostteil des Neuen Marktes. Backsteinsichtige, achssymmetrische Lochfassaden mit wenigen gestaltenden Details, die Schmalseiten mit drei, die Längsseiten mit acht Fensterachsen, die Nord-, Ost- und Südfassade mit eng aneinandergereihten, segmentbogigen Schaufenstern im Erdgeschoss, in den Obergeschossen teils kleine, filigrane Balkone mit zeittypischem Metallgeländer, die Westfassade abweichend gestaltet durch segmentbogige Eingangstür mit Vordach, seitlichen Fassadenöffnungen sowie zweigeschossigem Treppenhausfenster mit hellen Einfassungen aus Kunststein, der weite Dachüberstand verputzt und hell gefasst. Walmdach mit braunen Hohlziegeln, an der West- und Ostseite Einzelgauben, an der Nord- und Südseite langgestreckte Fledermausgauben. Im Kellergeschoss möglicherweise älteres Mauerwerk vorhanden. Neubau von 1953-1954 nach Entwurf des Emder Architekturbüros Janssen & Latta am Standort der kriegszerstörten Alten Waage.
- Denkmalbegründung
- Der Neue Markt in Emden wurde um 1540 angelegt. 1570 wurde hierhin die Waage verlegt, die von Anfang an auf dem östlichen Teil des Platzes frei stand und 1800-1803 an selber Stelle neu errichtet wurde. Das Obergeschoss dieses Baus nahm bis 1897 die französisch-reformierte Gemeinde auf, daher hatte das Gebäude im Obergeschoss hohe Rundbogenfenster. Nach weitgehender Kriegszerstörung wurde die Waage zunächst als „wiederaufbaufähiges Gebäude“ kartiert, und zeitgenössische Fotos dokumentieren die noch stehenden Außenwände. Ein Wiederaufbau der Waage durch die Stadtsparkasse scheiterte jedoch, und 1950 erwarb der Kaufmann Heinrich Buss das Grundstück samt Kriegsruine. Im Bauantrag von 1950 war noch die Verwendung verbliebener Fassadenelemente in Naturstein beabsichtigt, doch kam der Plan nicht zur Ausführung. Schließlich wurde im August 1952 die Ruine der Alten Waage abgetragen, und es kam bis 1954 ein vom Büro Janssen & Latta entworfener kompletter Neubau zur Ausführung. Nur im Kellerbereich könnten noch Mauerreste der Vorgängers erhalten sein. Neben der Geschäftsnutzung im Erdgeschoss dienten die beiden Obergeschosse und das Dachgeschoss des Neubaus als Erweiterungsbau des Hotels „Deutsches Haus“ an der Südseite des Neuen Marktes. Der Neubau der Waage wiederholt die Lage und Kubatur des Vorgängers und bildet nach wie vor freistehend den Blickpunkt des Neuen Marktes. Im Einklang mit der Emder Baupflegesatzung von 1953 zeigt die Waage in ganz traditioneller Weise backsteinsichtige Lochfassaden mit wenigen gestaltenden Details. Sämtliche Gebäudeansichten sind achssymmetrisch und mit hochrechteckigen Fensteröffnungen angelegt. Das Erdgeschoss ist einheitlich mit Schaufenstern gestaltet, die am Eingang an der Ostseite ursprünglich nach innen gezogen waren, hingegen heute fassadenbündig sind. Die Außenerscheinung ist ansonsten im Wesentlichen erhalten. Das Innere der Waage wurde aufgrund von Nutzungsänderungen umgebaut und verändert. Erhalten haben sich die tragende Grundstruktur des Gebäudes und Teile der ursprünglichen Ausstattung. Die 1952-1954 erbaute Waage hat eine geschichtliche und städtebauliche Bedeutung. Die geschichtliche Bedeutung besteht zum einen in der ortsgeschichtlichen Bedeutung insbesondere des Vorgängers, der neben der Nutzung als Waage zusätzlich eine Kirche beherbergt hatte, und dessen Bedeutung auch vom Nachkriegswiederaufbau evoziert wird. Als für den Wiederaufbau von Emden charakteristisches Gebäude hat die Waage einen Zeugnis- und Schauwert als beispielhaftes Werk einer traditionell geprägten Architekturströmung der 1950er Jahre. Bemerkenswert und von Bedeutung für die allgemeine Baugeschichte ist die enge gestalterische und materielle Orientierung am Vorgängerbau. Die Waage ist ferner das Werk eines für Emden wichtigen Architekturbüros: Franz Latta (1897-1980) und sein Schwager Hans-Diedrich Janssen (1907-1985) gehörten in der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zu den wichtigsten Architekten, von denen zahlreiche, bis heute das Stadtbild prägende Bauten stammen, u. a. die Löwenapotheke, das Engbershaus und die Stadtsparkasse Am Delft. Schließlich ist die Waage durch ihre exponierte, freigestellte Lage auf dem Ostteil des Neuen Marktes, die bereits seit 1570 in dieser Weise besteht, ein wichtiges stadträumliches Element und daher von Bedeutung für das Stadtbild von Emden. Aus all diesen Gründen liegt die Erhaltung der Waage auf dem Neumarkt im öffentlichen Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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