Ehemalige Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Herrenhausen
- Adresse
- Herrenhäuser Straße 2 a
- Objekttyp
- Verwaltungsgebäude
- Baujahr
- 1964
- bis
- 1965
- Personen
- Zinsser, Ernst
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 41603309
- Objekt-Nr.
- 6408
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- 1960+-in-Hannover
- Beschreibung
- Gegenüber dem Georgengarten und nördlich der Straßenkreuzung Herrenhäuser Straße, Herrenhäuser Kirchweg, Appelstraße und Nienburger Straße gelegenes, freistehendes Verwaltungsgebäude. Aus mehreren, zusammenhängenden Baukörpern bestehender Baukomplex, mit begrünten Flachdächern versehen. Dominierender, dreigeschossiger Hauptbaukörper, als teilunterkellerter Stahlbetonskelettbau auf rechteckigem Grundriss, mit achteckigen Stahlbetonstützen, bandartigen Sichtbetongeschossdecken und großen Fensterbändern. Atriumartige zentrale Halle mit niedriger, rechteckiger Laterne und dezentral angeordneter Treppe im ersten und zweiten Obergeschoss. Umlaufende Galerie und Treppenlauf im Brüstungsbereich holzverkleidet, mit dünnen, aufgesetzten Metallgeländern. Eingeschossiger Querriegel als verbindendes Element zwischen Hauptbau, nordwestlichem, eingeschossigem Saal, dieser über unregelmäßigem Grundriss erreichtet, und eingeschossigem Garagen- und Bürotrakt im Osten. Der Baukomplex wird von einem mit Mauerzügen teilumfassten Garten umgeben. Zum Verwaltungsgebäude gehören, neben der bauzeitlichen Innenausstattung und den Grün- und Freiflächen, Kunstwerke, Einfriedungen und Toranlagen. Errichtet 1964-65 als Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland nach Plänen des Architekten Ernst Zinsser. Seit 1985 als Hochschulgebäude für das Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität genutzt.
- Denkmalbegründung
- Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wurde 1946 als Dachverband der Gemeinschaft der lutherischen, unierten und reformierten Kirchen in Deutschland gegründet. Nach zwischenzeitlicher Unterbringung in Schwäbisch Gmünd und nach der Vergaben des Präsidentenamtes an den damaligen Oberlandeskirchenrat im Landeskirchenamt Hannover, Heinz Brunotte (1896-1984), wurde die Kirchenkanzlei als Kirchenamt der EKD nach Hannover-Herrenhausen verlegt. Hannover galt, nicht nur aufgrund der zentralen Lage und der guten Verbindungen zu den Gliedkirchen in der DDR, als ein geeigneter Standort. Die niedersächsische Landeshauptstadt entwickelte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zum landesweiten Hauptstandort für den Verwaltungs- und Dienstleistungssektor. Dessen Bedarf an Neubauten musste – auch in Folge der Kriegseinwirkungen und der damit einhergehenden Zerstörungen – ebenso gedeckt werden, wie der für verschiedene andere Zwecke wie Wohnen, Kultur, Handel, Medizin, Industrie – denn nach dem politischen Neuanfang kam ein gesamtgesellschaftlicher Modernisierungsprozess mit dem in den 1950er Jahren einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung, der politischen und gesellschaftlichen Stabilisierung und dem Zuzug von Flüchtlingen und ländlicher Bevölkerungsgruppen in Gang. Die sogenannte Nachkriegsmoderne, der der Bau der EKD zuzuordnen ist, verleiht den genannten zeitgeschichtlichen Entwicklungslinien durch neue Konstruktionsarten, Materialitäten, Formensprachen und städtebauliche Positionierungen, in vielschichtiger Art und Weise Ausdruck. Der Architekt Ernst Zinsser (1904-1985), Erbauer der Kirchenkanzlei und Vertreter einer vielbeschäftigten und einflussreichen niedersächsischen Architektengeneration, ist in Hannover unter anderem bekannt geworden durch die Bauten der Verwaltung und des Zentrallabors der Kali-Chemie AG (Hannover-Bult, 1950-51), der Hauptverwaltung der Continental Gummiwerke AG (Hannover-Mitte, 1951-53, heute Conti-Campus der Leibniz Universität Hannover), dem Büro- und Fabrikgebäude der Geha-Werke (Hannover-Bothfeld, 1955-56), sowie vieler weiterer stadtbildprägender Wohn-, Schul-, Geschäfts- und Kulturbauten und zahlreicher Industrie- und Gewerbebauten. Die Nennung des Baus der Kirchenkanzlei der EKD – die das Gebäude 1984 zugunsten eines Neubaus aufgab – auf der 2007 herausgegebenen Vorschlagsliste schützenswerter Bauten der 1960er und 1970er Jahre der Architektenkammer Niedersachen war Anlass für die denkmalfachliche Beschäftigung mit den Bauwerk, welche letztendlich in der Eintragung des Objektes in das Verzeichnis der Kulturdenkmale mündete. In der Ausprägung der Bauaufgabe und -form bespielhaft und mit einem hohen Aussage- und Zeugniswert aufgrund des hervorragenden Überlieferungszustandes, besteht an der Erhaltung des Verwaltungsgebäudes daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Landesgeschichte, der Kultur- und Geistesgeschichte, für die Bau- und Kunstgeschichte wegen der beispielhaften Ausprägung eines Baustils und als Werk eines lokal und überregional bekannten Architekten, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen Gestaltwerte sowie der überlieferten, bedeutenden Innenraumgestaltung und aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung, mit prägendem Einfluss auf räumliche Gefüge mehrerer Straßen sowie auf das Straßenbild, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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