Bahnhof Nordstemmen

Betreibsgebäude von Nordwesten (2014)

Perronüberdachung (2010)

Konstruktion Perron, Detail (2020)

Türdetail (2015)

Bestandsplan 1864 (1864)

Ansicht von Nordosten (2022)

Ansicht von Nordwesten (2010)

Ansicht von Westen (2020)

A. Funk 1861 (1861)
- Landkreis
- Hildesheim
- Gemeinde
- Nordstemmen
- Gemarkung
- Nordstemmen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Nordstemmen
- Objekttyp
- Bahnhof (Baukomplex)
- Personen
- Hase, Conrad Wilhelm
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 41127741
- Objekt-Nr.
- 35
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Bahnhofskomplex südöstlich des Schulenburger Berges: Das Empfangsgebäude bildet den inneren Kern einer weitläufigen Bahnhofsanlage in Insellage. Daneben gehört eine Wagenremise im Nordosten, im Südwesten ein weiteres Betriebsgebäude zu der Denkmalgruppe dazu. Das als polychromer Ziegelrohbau mit Terrakotta- und Sandsteinelementen ausgeführte Empfangsgebäude wurde ab 1852 von Conrad Wilhelm Hase unter Mitwirkung von Adolf Funk und Julius Rasch geplant. Hase war bereits zu Beginn seiner Karriere, 1842-48, als Architekt bei der Hannoverschen Eisenbahn angestellt. Der Begründer der sog. Hannoverschen Schule, mittels welcher sich ab den 1860er Jahren ein verbindlicher Formkanon für beinahe den gesamten norddeutschen Raum verbreitete, wurde im Jahr 1852 mit den Entwürfen für die sechs neu zu errichtenden Empfangsgebäude entlang der Bahnlinie Hannover-Göttingen beauftragt, darunter Nordstemmen. Ab 1858 erfolgte dann die Erweiterungs- bzw. Umbauplanung der Anlage als königlicher Empfangsbahnhof. Der breite, eingeschossige Mittelteil, von einem risalitartig ausgebildeten flachen Dreiecksgiebel betont, wird im Nordosten und Südwesten gerahmt von zweigeschossigen Eckrisaliten unter Zeltdach. Deren nördliche bzw. südliche Frontseite vermittelt als Schauseite mit Blendgiebeln. Das Untergeschoss ist charakterisiert durch Rundbogen-, das Obergeschoss durch Segmentbogenfenster. Ziegelformsteine und aufwändig gefertigte Konsolsteinen wie auch die bauplastischen Werkstücke aus Sandstein beleben den Außenbau. Fensterrosetten mit neugotischen Maßwerkformen sowie den Portalgewänden an den beiden Stirnseiten sind Ausdruck einer qualitätvollen kunsthandwerklichen Bearbeitung des Werksteins. Neben Vierpaßformen in den Brüstungsfeldern befinden sich dort auch die flankierenden, vollplastischen Rundstützen, die mit filigran ausgearbeiteten Kompositkapitellen versehen sind. Bereits zum Ursprungsbau gehörte die sog. Perronüberdachung, d.h. Vordächer, die auf eisernen Rundsäulen an den Stirnseiten und auf detailreich ausgearbeiteten Wandkonsolen ruhen. Quadratische Terrakottaplatten mit stilisierter Pflanzenornamentik wurden in den Brüstungsfeldern im Erdgeschoß und als Friese zu den turmartigen Ecklisenen der Ziergiebel an den Stirnseiten zusammengestellt. In unmittelbarer Nähe zum Empfangsgebäude haben sich gleichfalls in Insellage zwischen den beiden Gleisbetten die Wagenremise von 1853 im Norden und das Betriebsgebäude mit Wartesaal von 1908 im Süden bis heute erhalten. Sie stehen in einer engen funktionalen und räumlichen Verbindung zum Empfangsgebäude. Wagenremisen gehören zusammen mit Güterschuppen zur Grundausstattung der frühen hannöverschen Bahnhofsanlagen, diejenige in Nordstemmen kann als niedersachsenweit erste ihrer Art angenommen werden. Sie war der Unterstand für den königlichen Kutschwagen, mit dem der Transfer der Welfenfamilie vom Bahnhof zur Marienburg erfolgte. Stilistisch entspricht die Nordstemmer Wagenremise dem Empfangsgebäude, während das Betriebsgebäude mit Wartesaal in der Verbindung von Putz- und Klinkerbau bereits auf modernere Bauformen der unmittelbaren Vorkriegszeit verweist. Der vollständig erhaltene Bestand der weitläufigen, durch die Gleisführung formierten Bahnhofsanlage bildet den Ausgangspunkt für weitere bauliche Anlagen am nördlichen Rand des Dorfes Nordstemmen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Ort zu der heutigen Bahnhofsvorstadt angewachsen, darunter Wohnhäuser für die Bediensteten und zusätzliche Gasthöfe.
- Denkmalbegründung
- Neben Lehrte (1844/45), Hannover (1845-47) und Wunstorf (1847/48) liegt mit der Ausführung des Bahnhofs in Nordstemmen einer von vier Trennungsbahnhöfen aus der Frühphase der Hannoverschen Staatsbahn vor, wobei das Beispiel Nordstemmen früh Eingang in die Fachliteratur fand. Die bautypologische Bedeutung des Bahnhofes liegt u.a. darin begründet, dass hier mit dem Erstentwurf von 1852/1853 und der ihn gestalterisch qualitativ aufwertenden Erweiterungs- und Umbauphase bis 1858 – das Jahr der Grundsteinlegung der Marienburg – eine ausgereifte Bauausführung des Bahnhofstyps Trennungsbahnhof vorliegt. Mit der Umplanung von 1858 erfolgte eine baukünstlerische, stilgeschichtlich bedeutsame Aufwertung des Funktionsbaus zu einem auch repräsentativen Zwecken für das hannoversche Königshaus gereichenden Empfangsgebäudes. Der polychrome Ziegelrohbau mit Werksteinelementen in Sandstein leitete die Weiterentwicklung des Rundbogenstils zur Neugotik ein und führte erstmals eine für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verbindliche Bahnhofsarchitektur ein. Die das Empfangsgebäude umgebende Vordach-Konstruktion, die als sog. Perron-Überdachung ausgeführt wurde, ist eine der frühesten ihrer Art und hat daher konstruktionsgeschichtliche Bedeutung mit Seltenheitswert. Die geschichtlich außerordentlich bedeutsame Denkmalgruppe hat als Ensemble in ihrer Gesamtheit als Gefüge mit hoher räumlicher Wirkung städtebaulichen und ortsbildprägenden Wert, ist wegen ihrer einzigartigen Gestaltwerte von hoher künstlerischer Bedeutung und verfügt zudem wegen der authentischen Überlieferung mit Seltenheits- und Beispielwert über wissenschaftliche Bedeutung. An der Erhaltung besteht ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Betreibsgebäude von Nordwesten (2014)

Perronüberdachung (2010)

Konstruktion Perron, Detail (2020)

Türdetail (2015)

Bestandsplan 1864 (1864)

Ansicht von Nordosten (2022)

Ansicht von Nordwesten (2010)

Ansicht von Westen (2020)

A. Funk 1861 (1861)