Heeresmunitionsanstalt Lehre
- Landkreis
- Helmstedt
- Gemeinde
- Lehre
- Gemarkung
- Lehre
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Lehre
- Objekttyp
- Militärgebäude
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 39255615
- Objekt-Nr.
- 24
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Große Produktionsanlage mit typisierten Gebäuden. Im Süden des Areals befinden sich Mehrfamilienwohnhäusern für das ehemalige Wach- und Aufsichtspersonal mit zugehörigen ehemaligen Stall- und Scheunengebäuden. Im Westen der Anlage reihen sich die alten Lagerhäuser entlang des ehemaligen Bahnanschlusses aneinander, dort lag der Umschlagplatz mit Verladebahnhof. Zwischen diesen Lagerhäusern und den Bunkern im Osten sind die eigentlichen Produktionsgebäude, die Munitionsarbeiterhäuser (MAH) angeordnet. Im Jahre 1934 begannen die Vorbereitungen für die Errichtung der Heeresmunitionsanstalt Lehre, hierbei erwarb die Wehrmacht rund 160 ha Gelände im Forst Kampstüh östlich der Ortschaft. Die Anlage bestand ursprünglich aus rund 100 Gebäuden, die in die Bereiche Verwaltung und Bewirtschaftung, Fertigung sowie Lagerung unterteilt wurden. Zudem verfügte die Anlage ab 1935 einen Anschlussgleis zum Bahnhof Lehre, zur Sicherstellung des An- und Abtransports von Baumaterial und Produkten, sowie ab 1940 ein eigenes Wasserwerk und einen eigenen Sprengplatz bei Beienrode. Die Produktionsstätte in Lehre stellte Munition für Infanteriewaffen und Tellerminen, sowie Panzergranaten und Munition für Artillerie-Geschütze her, ab 1944 wurden auch Lost- und Tabungranaten eingelagert. Im Februar 1937 wurde in der Umgebung ein Reichsdienst-Lager errichtet, 1939 folgte unmittelbar am Westrand des Areals ein Lager für arbeitsverpflichtete Frauen. 1941 wurden elf Baracken für sowjetische Kriegsgefangene errichtet, die bis zum Kriegsende in der „Muna“ eingesetzt wurden. Am 11. April 1945 wurde der Raum Lehre durch die Soldaten der 5. US-Panzerdivision befreit und die Munitionsanstalt wurde an die britische Besatzung übergeben. Nachdem das britische Militär 1951 die Liegenschaft verließ, diente die „Muna“ als Teilelager der Volkswagen AG sowie als Stadtortmunitionsniederlage der Bundeswehr. Ein Teil der heutigen Gebäudebestandes befindet sich heute in Privatbesitz zu Wohn- und Gewerbezwecken.
- Denkmalbegründung
- Rund 370 stattliche Einrichtungen mit der Bezeichnung Munitionsanstalt wurden ab 1936 im Deutschen Reich durch die Wehrmacht aufgebaut und betrieben. Hierbei wurde grundsätzlich zwischen Heeres-, Luft- und Marinemunitionsanstalt unterschieden, die damals und heute unter dem Kürzel „Muna“ bekannt sind. Das errichten dieser Produktionsstätten war ein Teilbestand des Vierjahresplans (1939-1940) der nationalsozialistischen Regierung zur Kriegsvorbereitung. Um das spätere Auffinden der Industrieanlagen für feindliche Bomberstaffeln zu erschweren, wurden die Standorte für die Anlagen auf ganz Deutschland verteilt. Häufig wurden land- oder forstwirtschaftliche Regionen gewählt, die zudem eine leichte Rohstoffversorgung ermöglichen, und einen einfachen und sicheren Abtransport des Sprengstoffes sichern sollten. Zuzüglich zu ihrem außerordentlichen geschichtlichen Wert ist die Heeresmunitionsanstalt Lehre in ihrem weitläufigen Gebäudebestand gut und weitestgehend unberührt erhalten geblieben, was einen authentischen Überlieferungswert von wissenschaftlicher Bedeutung generiert. An der Erhaltung der ab 1935 errichteten Heeresmunitionsanstalt Lehre besteht aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung im Rahmen der Ortsgeschichte, als Zeugnis- und Schauwert für Bau- und Kunstgeschichte sowie für politische Geschichte, aufgrund ihrer wissenschaftlichen Bedeutung mit ungestörtem Überlieferung, wie auch aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Ortsbild ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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