Zentralfriedhof Einbeck
- Landkreis
- Northeim
- Gemeinde
- Einbeck, Stadt
- Gemarkung
- Einbeck
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Einbeck
- Adresse
- Kapellenstraße
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- 1906
- bis
- 1908
- Personen
- Trip, Julius
- Denkmalstatus
- Teil einer Gruppe baulicher Anlagen (gemäß § 3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37880069
- Objekt-Nr.
- 255
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Die 1905/06 vom Hannoverschen Stadtgartendirektor Julius Trip geplante und 1908 eröffnete Friedhofsanlage erstreckt sich in Hanglage auf einer trapezförmigen Grundfläche östlich der Altstadt von Einbeck. Sie wird durch eine zentrale Achse erschlossen, die vom Hauptportal und der 1910/11 erbauten Kapelle im Südwesten bis zu einem Schutzpavillon am nordöstlichen Ende der Anlage führt, von vier Querwegen gekreuzt und von einem ovalen, umlaufenden Rundweg umfangen wird. Entlang der Hauptachse sind geometrische Beet- und Rasenflächen sowie Brunnen- und Treppenanlagen angeordnet. Daran schließen sich landschaftlich gestaltete Partien mit geschwungener Wegeführung sowie ortsgeschichtlich und künstlerisch bedeutsamen Grabstätten an. Im Süden befindet sich ein großes Gräberfeld mit teils aufwendig gestalteten Erbbegräbnissen, die die gestalterische Vielfalt der Grabgestaltung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veranschaulichen. Unmittelbar östlich der Erbbegräbnisse befindet sich in Abteilung 14 ein Gräberfeld mit 14 erhaltenen jüdischen Grabstätten aus dem Zeitraum von 1911 bis 1940. Sie stellen eine Besonderheit dar, da sie räumlich nicht von den christlichen Grabstätten separiert wurden und ein unbegrenztes Liegerecht genießen. Nordwestlich schließt sich die Kriegsgräberstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs an, im nordöstlichen Bereich des Friedhofs befinden sich beidseits der Hauptachse zwei weitere Gräberfelder für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Am westlichen Rand des Friedhofs erinnert eine Gedenkstätte mit 43 Grabsteinen und einer Gedenkstele an Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter:innen, darunter 21 Kinder, die in der Zeit von 1941-45 in Einbeck gestorben sind. Nordöstlich der Kapelle wurde ein Glockenturm errichtet, der eine 1499 im oberschlesischen Trzeboszowice gegossene Glocke beherbergt.
- Denkmalbegründung
- Der Einbecker Zentralfriedhof wurde ab 1906 östlich des historischen Ortskerns angelegt und 1908 eröffnet. Mit der Fertigstellung dieses ersten städtischen Gesamtfriedhofs zwischen dem heutigen Weinbergsweg und der Kapellenstraße konnten nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit die drei christlichen Friedhöfe der Stadt sowie der jüdische Friedhof an der Rabbethgestraße geschlossen werden. Die Neuanlage des Friedhofs ist ab 1905 vom Hannoverschen Stadtgartendirektor Julius Trip geplant und bis 1908 ausgeführt worden. Nach seinen Plänen war schon 1901-06 die Erweiterung des Stadtfriedhofs in Hannover-Stöcken als Parkfriedhof angelegt worden. Den Schwerpunkt bei der Gestaltung von zeitgemäßen Friedhöfen legte Trip auf die „Einbettung kleiner Grabflächen in waldartiges Grün der Gesamtanlage und leichte Orientierung durch eine zweckmäßige Wegeanlage, die man durch Wechsel von architektonischen und landschaftlichen Linien erreicht.“ Dabei sollte vor allem der Eindruck einer Massenansammlung von Grabstätten vermieden werden. Diese Grundstruktur der Tripschen Gestaltung ist bis heute erhalten und prägt die Anlage, die von Beginn an als überkonfessioneller Zentralfriedhof in kommunaler Trägerschaft geplant wurde. Der Verzicht auf eine Trennung des jüdischen Begräbnisplatzes vom christlichen ist sichtbares Zeichen sowohl für die Assimilierung der jüdischen als auch für die Öffnung der christlichen Bevölkerung Einbecks. Insofern ist der Friedhof nicht nur bedeutsam als Werk des Hannoverschen Stadtgartendirektors Julius Trip, sondern auch von Bedeutung für die Orts- und Kulturgeschichte sowie für die Religions- und Sozialgeschichte. Eine besondere Bedeutung kommt auch den teils aufwendig gestalteten Erbbegräbnisse und Grabmalen aus der Frühzeit der Friedhofsanlage zu, die zum Teil von künstlerischer Bedeutung sind. Die drei Kriegsgräberstätten und die Gedenkstätte mit den Gräbern der Zwangsarbeiter sind zudem sowohl von orts- und nationalgeschichtlicher als auch von politischer Bedeutung. Mit seinem Hauptportal im Südwesten, der Friedhofskapelle von 1910/11, dem Glockenturm mit seiner Glocke von 1499, dem Wegenetz, seinem alten Baumbestand, den Treppen- und Brunnenanlagen, den Erbbegräbnissen im Süden, den jüdischen Grabstätten im Südosten, den vier Kriegsgräberstätten und einigen ortsgeschichtlich und künstlerisch bedeutsamen Einzelgräbern unterliegt der Friedhof als Gruppe baulicher Anlagen aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen einem öffentlichen Erhaltungsinteresse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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