Brunnenhaus des Wittekindsprudels
- Landkreis
- Osnabrück
- Gemeinde
- Bad Rothenfelde
- Gemarkung
- Bad Rothenfelde
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bad Rothenfelde
- Adresse
- Brunnenstraße o. Nr.
- Objekttyp
- Pumpenhaus
- Baujahr
- 1931
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37613161
- Objekt-Nr.
- 45
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Westlich des Kurparkes gelegenes Pumpenhaus bzw. Brunnenhaus des Wittekindsprudels, 1931 im Zusammenhang mit der Erbohrung dieses von Architekt Lothar Gürtler aus Osnabrück errichtet. Schlichter, eingeschossiger Massivbau über kreisrundem Grundriss, kreisrundes Flachdach mit strebepfeilerartigen Wandvorlagen und turmartigem, rechteckigen Aufbau mit geneigtem Flachdach, verglaster Ostseite und Zugang mit Flachdach im Erdgeschoss. Im Inneren das Treppenhaus und die Pumptechnik erhalten.
- Denkmalbegründung
- Die Entwicklung von Bad Rothenfelde zur Ortschaft und zur Gemeinde erfolgte erst nach Entdeckung der Salzquellen 1724. In der Folge entstanden Salzgewinnungsanlagen, Wohnungen für Beschäftigte sowie ab Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt Gebäude für den Kurbetrieb, welcher in der staatlichen Anerkennung als Heilbad 1965 gipfelte. Mit dem Alten Gradierwerk entstand 1773/74 neben mehreren Solleitungen und Siedekotten das älteste heute noch erhaltene bzw. wiederaufgebaute Gebäude der Salzgewinnung in Bad Rothenfelde. Es schließt unmittelbar südöstlich an die erbohrte Quelle an. Von dieser wurden zur gleichen Zeit die Solleitungen gemauert, um die Sole von der Quelle bis zum Gradierwerk und über weitere Betriebmittel, wie Wasserrad und Windkunst (-räder), zum Solehochbehälter des Gradierwerkes zu führen. Von dort konnte das Wasser über kleine Leitungen und Wasserhähne an den Wänden des Gradierwerkes, welche mit Rotdornen bespickt waren, herunterlaufen. Durch die Verdunstung wurde der Solegehalt erhöht (Dorngradierung). Wiederum über ein komplexes Rohrsystem wurde sie weiter zum Neue Gradierwerk geleitet, wo sie bis zu 1800 Grad gesättigt wurde. Die Solleitungen erstrecken sich in einem ausgedehnten, komplexen Stollensystem. Für die Wasserhaltung war ein Wasserrad nötig, welches sich in einer Radkammer im Süden des Stollensystems befand. Mit der Entdeckung der Heilkraft von Solequellen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der daraus resultierenden Entwicklung Bad Rothenfeldes ab 1811 zum Bade- und Kurort wurden neben dem Neuen Gradierwerk 1818-24 auch das erste Badehaus im Jahre 1852 und eine Trinkhalle errichtet. Nach Rückgang des Ertrages der Saline, da entsprechende Fabriken nicht den gewünschten Umsatz einbrachten, wurde die Konzentration zum Kur- und Badeort weiter vorangetrieben. Zahlreiche Fremdenzimmer und –heime sowie Klinikbetriebe entstanden, private Logierhäuser mit Restaurationsbetrieben sowie Villen im Landhausstil als Privathäuser. Aufgrund der Tatsache, dass der Salzgehalt der alten Quelle nach 1900 erheblich abnahm, war der Bedarf an weiteren Quellen vorhanden. Wohl bereits ab 1919 wurde nach neuen Ressourcen gebohrt. Nach mehreren relativ erfolglosen Bohrungen wurde 1930 ausreichend Sole aus dem Wittekindsprudel, als vierte Solequelle in Bad Rothenfelde und mit einer Tiefe von wohl 172 Meter erfolgreich zu Tage gefördert. Die Initiative zur Bohrung an dieser Stelle ergriff der Kurdirektor Carl Hunecke. Zur Förderung der Sole wurde das Pumpenhaus nach Entwürfen des Architekten Lothar Gürtler errichtet, der sich auch für die Friedenskirche in der Stadt Osnabrück verantwortlich zeichnet und nachweislich zwischen 1925-1934 in der Region als BDA-Architekt tätig war. In schlichten Formen des Bauhausstils mit Anklängen an Elemente des Jugendstils zeigt sich das Pumpenhaus beispielhaft in der Ausprägung dieses Architekturstils und von überdurchschnittlicher Qualität für eine Industriearchitektur in Bad Rothenfelde. Die Pumptechnik ist bis heute erhalten, denn der Wittekindsprudel liefert - im Gegensatz zur alten Quelle - noch heute für Bad Rothenfelde Sole im Überfluss. Die salinetechnischen Anlagen - wozu auch der Wittekindsprudel mit Pumpenhaus gehört - sind daher integraler Bestandteil der Entwicklung des Ortes zu einem Kur- und Badeort und dessen kontinuierlicher Weiterentwicklung, der sich zum einen in der frühindustriellen Phase mit der Einrichtung eines Salzwerkes und entsprechenden Siedeeinrichtungen noch in Fragmenten mit dem erhaltenen Stollensystem und Gradierwerken zeigt, und zum anderen in den überkommenden Kuranlagen, wie Kurpark, Musikpavillon, Sprudelquellen, Villenbebauung im Nordwesten, Neuen Badehaus und Kurhotel. An der Erhaltung des Wittekindsprudels mit Pumpenhaus besteht daher aufgrund der geschichtlichen Bedeutung für die Orts-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte – bis in die 1870er war die Salzgewinnung Haupterwerbszweig in Bad Rothenfelde und wurde unmittelbar vom Kurbetrieb bis heute abgelöst –, als Werk eines regional bekannten Architekten und mit Bedeutung für die Bau- und Kunstgeschichte sowie aufgrund der wissenschaftlichen Bedeutung als seltenes und nahezu ungestört erhaltenem Zeugnis eines Pumpenhauses der aus dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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