Klosterkirche St. Michael
- Landkreis
- Hildesheim
- Gemeinde
- Hildesheim, Stadt
- Gemarkung
- Marienrode
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Marienrode
- Adresse
- Auf dem Gutshof
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37525382
- Objekt-Nr.
- 656
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Katholische Klosterkirche St. Michael des ehemaligen Klosters Marienrode. Grundsteinlegung 1412, Neubau im wesentlichen unter Abt Heinrich von Berten (1426-52 und 1454-63) ausgeführt; ein Vorgängerbau ist archäologisch noch nicht nachgewiesen, wohl aber ein vermutlich apsidialer Chor. Gotische Choranlage und Teile des Querschiffes waren 1440 vollendet (Weihe); die Fertigstellung erfolgte 1449-62. 1806 wurde das Kloster säkularisiert und es kam zur Umnutzung der Klosterkirche als katholische Pfarrkirche. Seit 1988 sind Kloster und Kirche monastisch neubelebt durch einen Benediktinerinnenkonvent. Dreischiffige kreuzförmige Gewölbebasilika, der Ordensregel gemäß ohne Turm; sonst "aber ohne ausgeprägt zisterziensische Merkmale" (Dehio). Teils sorgfältiges Mauerwerk aus Sandsteinquadern, teils Bruchstein. Der Außenbau schlicht; einfachste Fenstergliederungen. Die Strebepfeiler als Strebebögen sind verborgen unter den Pultdächern der Seitenschiffe fortgeführt; die Strebepfeiler des Westbaus treten weit vor die Fassade und werden durch einen Spitzbogen mit Giebelaufsatz verbunden, sodass eine Art hohe Vorhalle entsteht; Madonna über dem Portal (Original auf dem nördlichen Seitenaltar). Über der Vierung sitzt ein achtseitiger barocker Dachreiter mit doppelter, offener Laterne mit Welscher Haube. Inneres: Das Langhaus weist im Mittelschiff drei quadratische Joche und in den Seitenschiffen längsrechteckige Joche auf; drei Quadratjoche bilden das Querhaus. An das quadratische Chorjoch schließt ein rippengewölbter 5/8-Schluß an, flankiert von längsrechteckigen Nebenchören, die in quadratischen doppelgeschossigen Kapellen schließen. Die kreuzförmigen Arkadenpfeiler setzen sich im Profil kämpferlos in den Scheid- und Gurtbögen fort. Mit Ausnahme des Chores gibt es keine Dienste, die gekehlten Rippen der gotischen Gewölbe wachsen unvermittelt aus den Ecken der Joche heraus. An den Brüstungen der oberen Chornebenkapellen befinden sich romanische Bogenfriese, die angeblich vom Vorgängerbau stammen und nach Mitte 12. Jahrhundert datiert werden. Seitenschiffe kreuzrippengewölbt, ebenso wie eine neben den nördlichen Seitenchor angeordnete, zweijochige Nebenkapelle. Die Gewölbe des Querhauses sowie in den ersten beiden Mittelschiffjochen sind erst 1750 als Kreuzgratgewölbe eingezogen worden; darüber im Dachraum sind noch ältere Wandputze und Malereien dieser ehemals flachgedeckten Bereiche sichtbar. Unter dem Chor ist 1975 eine in ihrer Funktion ungeklärte Pseudokrypta entdeckt worden. Zur jetzigen Kirchenausstattung (Stand 2024) notierte das Handbuch der Deutschen Kunstdenkmale (Dehio 1992): „Die barocke Raumkonzeption beim Neubezug 1988 u.a. durch Entfernung des Hochaltars von 1802 und der Kanzel um 1720, dem jüngeren J. H. Lessen zugeschrieben, tiefgreifend gestört.“ Erhalten sind aus der Zisterzienserzeit noch der Grabstein des seligen Alrad von Eldingen in einer südlichen Wandnische, die versetzten barocken Nebenaltäre, ein Rest der Chorschranke und die Orgel mit Empore; wohl schon aus dem 19. Jahrhundert stammt das erhaltene Gemeindegestühl. Über den Gewölben sind die mittelalterlichen Dachwerke und der barocke Dachreiter erhalten. Über der Westfassade mit ihrer hochgewölbten Vorhalle fallen ungeklärte Baubefunde mit einer Aufzugsöffnung auf (Forschungsbedarf).
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung der Klosterkirche Marienrode liegt wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und städtebaulichen Bedeutung im öffentlichen Interesse. Die geschichtliche Bedeutung der Kirche liegt im Rahmen der Landes- und Ortsgeschichte im Zeugnis- und Schauwert für die Kultur- und Geistesgeschichte der religiösen Klostergeschichte in Marienrode sowie der mittelalterlichen bis barocken Baugeschichte, auch durch die beispielhafte Ausprägung des Baustils und Bautypus. Die künstlerische Bedeutung liegt in den überregional nicht alltäglichen künstlerischen und handwerkliche Gestaltwerten des Gebäudes sowie der noch immer bedeutenden historischen Innenraumgestaltungen (Rokoko-Nebenaltäre, Orgel usw.). Die wissenschaftliche Bedeutung beruht auf der Eigenschaft des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung als authentische Geschichts- und Bauforschungs-Quelle für die (in Teilen noch nicht geklärte) Bau- und Nutzungsgeschichte. Die städtebauliche Bedeutung ist begründet durch den prägenden Einfluss des monumentalen Kirchengebäudes auf das Orts- und Landschaftsbild sowie als zentrales Element im räumlichen Gefüge des Kloster- und Gutshofensembles.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 37503861 | Klosteranlage | Kloster und Gutshof Marienrode
- Literatur
- Weiterführende Links
- Denkmaltopographie Stadt Hildesheim, Objektbeschreibung (seitenübergreifend)
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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