Franziskaner-Klosterkirche St. Martini
- Landkreis
- Hildesheim
- Gemeinde
- Hildesheim, Stadt
- Gemarkung
- Hildesheim
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Hildesheim
- Adresse
- Am Steine 1
- Objekttyp
- Klosterkirche
- Baujahr
- 15.Jahrhundert
- bis
- 21.Jahrhundert
- Personen
- Hase, Conrad Wilhelm
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37521724
- Objekt-Nr.
- 428
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Themenlayer Bettelorden: Wohl nach 1223, aber sicher vor 1240 wurde das Franziskaner-Kloster in Hildesheim gegründet. Es handelt sich damit um eine der ältesten Niederlassungen dieses Ordens im heutigen Bundesland Niedersachsen. An der Gründung waren hochrangige Mitglieder des Domkapitels beteiligt, was die besondere Wertschätzung, die der Orden in der Stadt genoss, unterstreicht. Die Klostergebäude lagen unmittelbar neben der Domburg an einer Ausfallstraße und damit in einem Bereich, der für die vom Bischof betriebene Stadterweiterung vorgesehen war. Von der ersten, im 13. Jahrhundert errichteten Kirche („Bau 1“) hat sich wesentliche Bausubstanz in der Martinikirche erhalten. Der heute sichtbare zweischiffige Bau („Bau 2“) hat eine Gesamtlänge von 53,95 m bei einer Gesamtbreite von 19,47 m. Im überregionalen Vergleich präsentiert sich die Hildesheimer Franziskanerkirche St. Martini in ihrer kargen Baugestalt beinahe als ein Idealbild einer Kirche dieses Ordens, wie sie in den Bauvorschriften des Ordens um 1260 festgelegt worden sind. Die Kirche ist trotz starker Zerstörungen im 2. Weltkrieg noch gut erhalten, vor allem auf ihrer Südseite kann die komplizierte Baugeschichte anhand verschiedener Fensterformate und des unterschiedlichen Baumaterials gut abgelesen werden. Das Kloster wurde im 13. und 14. Jahrhundert durch mehrere Bruderschaften, adlige Zustiftungen und Geldrenten gefördert. Auch eine Wallfahrt mit Ablass wurde ins Leben gerufen. Für das 14. Jahrhundert ist eine Erweiterung der Klosteranlage nachgewiesen. Die Bibliothek des Klosters dürfte zu dieser Zeit um die 100 Bände umfasst haben, und wäre damit für die Verhältnisse dieser Zeit recht groß gewesen. 1542 wurde der Konvent im Zuge der Reformation aufgelöst, seine Gebäude wurden geplündert und teilweise zerstört. Die Bibliothek wurde zum größten Teil dem Gymnasium Andreanum übergeben. Die Kirche diente ab 1542 bis 1857 als evangelische Pfarrkirche, seither als Museum. Die Nebengebäude wurden u.a. als Waisenhaus genutzt, ehe sie ebenfalls dem Museum zugewiesen wurden. Die Grabungen im Bereich vor dem Kloster (1980er Jahre) sind einige der wenigen Grabungen in einem Franziskanerkloster Niedersachsens. Sie erbrachten den Nachweis von mehreren Baustrukturen, darunter ein mittelalterlicher Wasserkanal und zwei Brunnen. Mehrere Kellerfundamente stammen aus der Neuzeit, unsicher ist die Datierung eines gepflasterten Weges. Die Grabung in Hildesheim verdeutlicht die Herausforderungen der modernen Stadtarchäologie: Während des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Innenstädte waren angemessene Maßnahmen kaum möglich. Mit Umbau oder gar Abriss der Gebäude ab den 1980er Jahren eröffneten sich gelegentlich Möglichkeiten zur Nachuntersuchung, die dann vielfach zu weiterführenden Erkenntnissen führten.
- Beschreibung
- Franziskaner-Klosterkirche als gotische, zweischiffige, vierjochige Hallenkirche. Aus Natursteinquadern unter Satteldach im späten 14. bis frühen 15. Jahrhundert unter Einbeziehung von Fragmenten des romanischen Vorgängerbaus errichtet. Im Norden niedrigeres Seitenschiff, jedoch ohne Obergaden als „Pseudobasilika“. Im Osten der Chor als in seiner Höhe niedriger gestaffelter Baukörper mit geradlinigem Schluss, an der Flanke ein schlanker, eingezogener Kirchturm auf quadratischem Grundriss mit oktogonaler Verjüngung und fialbekröntem Abschluss mit acht Kreuzblumen ohne Helm. Die Fassaden teils steinsichtig, teils mit einer Putzschlämme versehen, ohne Detailgestaltung, lediglich durch schlanke, spitzbogige Fenster mit schlichtem Glas gegliedert. Nutzung der Räumlichkeiten mit mehrgeschossigem Innenausbau seit 1859 durch ein Museum.
- Denkmalbegründung
- Die heutige Gestalt des Turmes ist dem Wiederaufbau 1793-96 nach Zerstörung durch den Dreißigjährigen Krieg zu verdanken. Bereit zwei Jahrhunderte zuvor gingen im Zuge der Reformation Teile der Ausstattung verloren und dem Turm wurde seine ursprüngliche aus Kupfer und Blei bestehende Spitze abgenommen. 1945 brannte die Kirche bis auf die Umfassungsmauern und den Turm durch Brand- und Sprengbomben des Zweiten Weltkriegs nahezu vollständig aus. Die rekonstruierte Architektur unter Beibehaltung des historischen Turmes, der Außenmauern und Fragmente des Vorgängerbaus, zeigt bis heute die Schlichtheit der angestrebten sakralen Wirkung. Auf Gesimse, Friese sowie weitere bauliche Details, ebenso ein Querhaus, wurde ausnahmslos verzichtet. Auch das Gebäudeinnere war ursprünglich mit schlichten Balkendecken ausgestattet, ein Gewölbe gab es nicht. Hier zeigt sich eine beispielhafte Umsetzung der angestrebten Ordensarchitektur des Mittelalters, mit dem weitgehenden Verzicht auf Schmuck, Dekor und Prunk. An der Erhaltung der Franziskaner-Klosterkirche St. Martini besteht wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Kultur- und Geistesgeschichte als überlieferter Klosterkirchenbau, wegen der beispielhaften Architektur des noch in seinem äußeren Gestaltbild erkennbaren typischen Kirchenbaus des Franziskanerordens in reduzierter gotischer Formsprache, auch wegen der städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Straßenbild als Teil des Ensembles aus überlieferten Konventsgebäuden, Klosterkirche, Portiunkala-Kapelle und Museumsneubau, ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 37504245 | | Roemer-Pelizaeus-Museum
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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