Trauerhalle Jüdischer Friedhof Oldenburg
- Landkreis
- Oldenburg (Oldb), Stadt
- Gemeinde
- Oldenburg (Oldb), Stadt
- Gemarkung
- Osternburg
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Osternburg
- Adresse
- Dedestraße
- Objekttyp
- Trauerhalle
- Baujahr
- um 1921
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37461772
- Objekt-Nr.
- 510
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie 1917 regte der Landrabbiner David Mannheimer die Errichtung einer Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof in Oldenburg an. Beabsichtigt war anfänglich, die Baukosten über das Legat von Emilie Cohn aus Bad Zwischenahn zu bestreiten, die der Gemeinde im selben Jahr 20.000 Mark für „wohltätige Zwecke“ vermacht hatte. Später übernahm der Oldenburger Kaufmann Leo Leiser Trommer im Andenken an seinen 1918 verstorbenen Sohn Arthur Trommer die Finanzierung des Bauwerks. (Schmid 2021, S. 48/49) Die Bauplanung und -ausführung lag in den Händen von Heinrich Biebel (1889-1979). 1919 wurden die Bauzeichnungen seitens der Gemeinde genehmigt, am 1. Mai 1921 konnte die Trauerhalle eingeweiht werden. (Schmid 2021, S. 48, 50) Am 10. November 1938 versuchten SA-Männer, die Kapelle in Brand zu setzen. Zwar verbrannte hierbei das gesamte Inventar und wurden die Fenster beschädigt, der Bau selbst hielt den Flammen jedoch stand. (Schaap 1988, S. 76) Nach 1945 befand sich die Trauerhalle in sehr schlechtem Zustand. Die Jewish Relief Unit bemühte sich deshalb ab 1948 intensiv um ihre Wiederherstellung. (vgl. Schmid 2021, S. 89-102) Anfang der 1950er Jahre wurde die Trauerhalle gesichert und notdürftig instandgesetzt, in diesem Zusammenhang auch eine hölzerne Tafel in Erinnerung an die „Märtyrer des Landes Oldenburg“ von 1933 bis 1945 angebracht. Die Neueinweihung der Trauerhalle fand 1952 statt. (Schmid 2021, S. 105/106) 1971 berichtete der Rabbiner Leo Trepp über den schlechten Zustand des Bauwerks: „Leichenhalle vernachlässigt und zerfallend“ (Trepp 1973, S. 375). 1974/75 erfolgte die vollständige Restaurierung des Baues. (vgl. Schmid 2021, S. 129-135) Seit den 1990er Jahren krönt ein neuer Davidstern das Dach. (Schmid 2021, S. 157-159) Bei der Friedhofsschändung 2013 wurde auch die Trauerhalle in Mitleidenschaft gezogen und mit Hakenkreuzen und dem Schriftzug „Jude“ beschmiert. (Schmid 2021, S. 169) 2016 wurde die Trauerhalle nochmals umfassend renoviert. (Schmid 2021, S. 178) Die glatt verputzte, als Hallenbau ausgebildete Trauerhalle erhebt sich über quadratischem Grundriss und ist im Obergeschoss in ein Oktogon überführt. Den Abschluss bildet ein Zeltdach mit Davidstern. Der Trauerhalle ist eine Vorhalle mit Satteldach vorgelagert, auf der gegenüberliegenden Seite ein entsprechender Anbau für die Leichenaufbahrung angegliedert. Die Fassaden sind schlicht gehalten, lediglich der oktogonale Baukörper wird durch Rundbogenfenster, Dreiviertelsäulen und Rundbogenblenden gegliedert. Im Innern des Zentralbaus waren ursprünglich links und rechts des Mittelgangs Bankreihen angeordnet. An der Nordostseite befand sich eine Kanzel, an der Ostseite ein großes, vom Bremer Glasmaler Georg Karl Rohde (1874-1959) gestaltetes Rundfenster. „Das Bauwerk gehört zu den späten Beispielen der an romanischen Formen orientierten Lösungen für die Bauaufgabe einer jüdischen Friedhofshalle.“ (vgl. Knufinke 2007, S. 265/266) Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Böker 1993 Böker, Doris:. Stadt Oldenburg (Oldenburg) (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen; Bd. 31). Braunschweig 1993. Knufinke 2007 Knufinke, Ulrich: Bauwerke jüdischer Friedhöfe in Deutschland (Schriften der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa; Bd. 3). Petersberg 2007; zur Trauerhalle: S. 265/266. Meyer 1988 Meyer, Enno: Synagoge und jüdischer Friedhof in Oldenburg. In: Elard, Udo/Gäßler, Ewald: Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung, hg. von der Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Veröffentlichungen des Stadtmuseums Oldenburg; Bd. 4). Oldenburg 1988, S. 56-60. Meiners 2005 Meiners, Werner: Oldenburg. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2, Göttingen 2005, S. 1172-1196. Schaap 1988 Schaap, Klaus: Der Novemberpogrom von 1938. In: Elard, Udo/ Gäßler, Ewald: Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung, hg. von der Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Veröffentlichungen des Stadtmuseums Oldenburg; Bd. 4). Oldenburg 1988, S. 70-81. Schmid 2021 Schmid, Martin J.: Bet Olam – Haus der Ewigkeit. Der alte jüdische Friedhof zu Oldenburg. Eine Dokumentation. Oldenburg 2021. Trepp 1965 Trepp, Leo: Die Landesgemeinde der Juden in Oldenburg (1827-1938). Keimzelle jüdischen Lebens (1827-1938) und Spiegel jüdischen Schicksals (Kleine Oldenburger Hefte; Nr. 25-28). Oldenburg 1965. Trepp 1973 Trepp, Leo: Die Oldenburger Judenschaft. Bild und Vorbild jüdischen Seins und Werdens in Deutschland (Oldenburger Studien; Bd. 8). Oldenburg 1973.
- Beschreibung
- Trauerhalle, im Nordwesten des Friedhofareals gelegen, 1919 von Heinrich Biebel entworfen, 1921 eingeweiht. Verputzter Zentralbau über quadratischem Grundriss mit oktogonalem Aufbau unter Zeltdach. Eingang an der Südwestseite über eingeschossigen Vorbau mit Satteldach. Anbau im Nordosten mit Satteldach. Belichtung der Trauerhalle über grosses Rundfenster im Erdgeschoss und Rundbogenfenster im Obergeschoss. Gliederung des oktogonalen Baukörpers durch Dreiviertelsäulen und Blendbögen.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung der 1921 eingeweihten Trauerhalle liegt aufgrund ihrer historischen und wissenschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse. Sie stellt einerseits ein aussagekräftiges Objekt der jüdischen Kultur- und Religionsgeschichte dar, andererseits kommt ihr als eine der wenigen überlieferten Bauwerke dieses Bautyps in Niedersachsen eine wissenschaftliche Bedeutung mit Seltenheitswert zu.
- Weiterführende Links
- Wikipedia
Alemannia Judaica
Der alte jüdische Friedhof zu Oldenburg
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
- ADABweb