St. Clemens-Kirche

Ansicht von Westen (2023)

Außenansicht (2022)

Außenansicht (2006)

Östliche Platzgestaltung und Hauptportal (2006)

Ansicht von Nordwesten vor 1890 (1890)

Nordportal (2013)

Hauptportal (2013)
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Calenberger Neustadt
- Adresse
- Platz an der Basilika 1
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1712
- bis
- 1957
- Personen
- Wolff, Heinz
Fiederling, Otto
Giusti, Tommaso
Dientzenhofer, Johann Leonhard
Remy de la Fosse, Louis (La Fosse, Louis Remy de)
Alberti, Matteo
Bücker, Heinrich-Gerhard
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30760119
- Objekt-Nr.
- 211
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Die 1718 geweihte, 1943 bis auf die Außenmauern zerstörte und 1947-57 nach Plänen von Otto Fiederling wiederaufgebaute und um die Kuppel ergänzte St.-Clemens-Kirche ist ein Zentralbau aus verputztem Ziegelmauerwerk mit Architekturgliederungen aus Naturstein, der von einer Stahlskelettkuppel auf hohem Tambour mit Kupferkalotte bekrönt wird. Der Sakralbau ist auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes mit einem polygonalen Chor zwischen flankierenden Türmen und tonnenüberwölbten Kreuzarmen erbaut und erhebt sich über einer Krypta. Im Westen wird der Raum durch einen flachen, im Osten durch einen polygonalen Eingangsbereich erweitert. Während die Dekoration der durch Strebepfeiler und Mauerbrechung gegliederten Seitenfassaden vor allem durch leicht vortretende Gesimse, Fenster- und Türeinfassungen sowie Eckquaderungen in Sandstein erfolgt, ist die östliche Hauptfassade aus Sandsteinquadern mit einer Blendarchitektur versehen, die den umlaufenden Aufriss in Sockel, Hauptgeschoss und Attika ins Repräsentative steigert: Auf toskanischen Pilastern, die das rundbogige Portal und die Supraporte mit Inschrift rahmen, ruhen das dorische Gebälk mit kräftigem Gesims und Dreieckgiebel vor der Attika, die von vier steinernen, 1967-68 von Kurt Schwippert geschaffenen Heiligenstatuen bekrönt ist. Von der ursprünglichen Ausstattung sind nur einige beschädigte hölzerne Apostelfiguren erhalten, die 1744 im Umkreis von J. F. B. Ziesenis geschaffen wurden. Die zehn Apostelfiguren in den Nischen schuf 1985-86 Heinrich Gerhard Bücker, der 1984 auch die Bronzetüren des Hauptportals mit Szenen aus der Johannesoffenbarung und das Nordportal mit den Seligpreisungen der Bergpredigt anfertigte. Im erhöhten Chorraum fand 1973 die neue Klais-Orgel ihren Platz. Die einstige kreuzgratgewölbte Krypta ist zur Unterkirche hergerichtet worden und beherbergt verschiedene Gedenksteine, u.a. für den ersten Pfarrer der Gemeinde, Valerio Maccione, und für Agostino Steffani.Die Platzgestaltung östlich der Kirche mit ihrem ornamentalen Belag aus wiederverwendeten, historischen Pflastersteinen geht auf einen 1962 von Heinz Wolff angefertigten Entwurf zurück.
- Denkmalbegründung
- Die Probsteikirche St. Clemens wurde als erste nachreformatorische katholische Kirche Hannovers von 1712 bis 1718 am Rand der Calenberger Neustadt und südlich des historischen Ortskerns von Hannover erbaut. Die Gründung einer katholischen Gemeinde in Hannover geht auf Herzog Johann Friedrich (1625-79) zurück, der während eines Italienaufenthaltes in Assisi zum katholischen Glauben konvertiert war. Sie bestand aus Deutschen, Franzosen und Italienern, die überwiegend am herzoglichen Hof oder im Heer dienten. 1710 wurde ein Areal vor dem Clever Tor als Bauplatz erworben, das im Westen und im Norden direkt an die Befestigung stieß. An der Planung des vom Weihbischof und Hofkapellmeister Agostino Steffani vorangetriebenen und durch Spenden finanzierten Baus beteiligten sich der Hofarchitekt Louis Remy de la Fosse sowie Johann Caspar Borchmann, Matteo Alberti und Johann Leonhard Dientzenhofer. Den endgültigen Entwurf lieferte der venezianische Architekt Tommaso Giusti, der auch schon die Innenausmalung des Herrenhäuser Galeriegebäudes ausgeführt hatte. Giusti orientierte sich dabei an venezianischen Kirchen des 16. und 17. Jahrhunderts. Aus Geldmangel konnte sein Entwurf, dessen Modell heute im Museum Schloss Herrenhausen aufbewahrt wird, nicht vollständig ausgeführt werden. Ein einfaches Tonnengewölbe und ein flaches Zeltdach ersetzten die geplante Vierungskuppel, zudem fehlte die vorgesehene barocke Bekrönung der Chortürme. Am 4. November 1718 konnte Steffani die Kirche dem Heiligen Clemens weihen, dem Namenspatron des damaligen Papstes Clemens XI., der den Kirchenbau in Hannover großzügig gefördert hatte. Die heutige Propsteikirche St. Clemens blieb der einzige an italienischen Vorbildern orientierte Kirchenbau in Norddeutschland und diente einer heterogenen Diaspora-Gemeinde in einem weitgehend protestantischen Umfeld. Er ist damit nicht nur von besonderer Bedeutung für die Bau- und Kunstgeschichte sowie für die Kirchengeschichte, sondern auch für die Orts-, Landes- und Sozialgeschichte Hannovers prägend. Das heutige Aussehen der St. Clemens-Kirche geht zurück auf die Wiederherstellung der 1943 bis auf die Außenmauern zerstörten Kirche. Bereits ab 1946 wurde der Wiederaufbau vorbereitet, den Otto Fiederling (1892-1972) in freier Anlehnung an Giustis Entwurf plante und bis 1957 realisierte. Dabei ergänzte er in Anlehnung an die ursprüngliche Planung eine den Innenraum dominierende Kuppel, die Türme bekamen einen neuen Aufbau, und das Innere wurde vereinfacht gestaltet. Dieser purifizierende Wiederaufbau der Clemenskirche durch Otto Fiederling, einen überregional bekannten Hannoverschen Architekten, ist beispielhaft und Zeugnis für den Umgang mit einem der wichtigen kriegszerstörten Großbauten in Hannover, die auf die Zeit des Barock zurückgehen. Erst durch die Errichtung der Kuppel 1953 hat die Clemenskirche ihre über den umgebenden Kirchplatz hinausgehende ortsbildprägende Bedeutung erlangt, da sie genau in der Achse Hauptbahnhof-Schillerstraße liegt. Aus den genannten geschichtlichen und künstlerischen sowie wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen liegt die Erhaltung der Clemenskirche im öffentlichen Interesse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Östliche Platzgestaltung und Hauptportal (2006)

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