Gewandhaus
- Landkreis
- Braunschweig, Stadt
- Gemeinde
- Braunschweig, Stadt
- Gemarkung
- Innenstadt
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Braunschweig
- Adresse
- Altstadtmarkt 1
- Objekttyp
- Gildehaus (Zunfthaus)
- Baujahr
- um 1300
- bis
- 1954
- Denkmalstatus
- Teil einer Gruppe baulicher Anlagen (gemäß § 3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37224221
- Objekt-Nr.
- 1233
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Braunschweiger-Schule
- Beschreibung
- Ehemaliges Gildehaus der Tuchhändler und Gewandschneider, erstmals erwähnt 1303, seit 1329 Weinkeller mit Schankprivileg. Ursprünglich gotischer Kernbau mehrfach verändert, zwischen 1588 und 1592 Erweiterung durch beiderseitige Anbauten an den Kernbau unter Leitung des Braunschweiger Generalbaumeisters Hans Lampe, Westgiebel vom Steinmetz Wolter Hasemann geschaffen, Ostgiebel vom Steinmetz Balthasar Kircher. Nach schweren Kriegsschäden zwischen 1946 und 1954 wiederaufgebaut von Friedrich Wilhelm Kraemer, unter Freilegung der zuvor verbauten Nordfassade zum Altstadtmarkt und Translozierung eines Zollhauses von 1638 an die Nordwestecke des Gewandhauses. Dreigeschossiger Massivbau mit Satteldach, in geschlossener Platzrandbebauung. Westgiebel viergeschossig, mit starker plastischer Gliederung durch Gesimsbände und Pilaster, Dachgiebelseiten mit Volutengliederung; Ostgiebel viergeschossig, Fassadenseite beim Wiederaufbau unter Beseitigung historistischer Großfenster vereinfacht wiederaufgebaut, Dachgiebelseiten mit Volutengliederung; Nordfassade mauerwerkssichtig, beim Wiederaufbau neu errichtet mit unregelmäßiger Durchfensterung. Gewölbekeller im Mittelteil des Gebäudekomplexes.
- Denkmalbegründung
- Das Gewandhaus wurde vermutlich unmittelbar nach einem Großbrand von 1290 an der Südseite des Altstadtmarkts erbaut, dem Zentrum des Braunschweiger Weichbilds Altstadt, das seit 1117 das Stadtrecht besaß und einen der historischen Siedlungskerne von Braunschweig bildet. Es diente den Gewandschneidern und Tuchhändlern als Marktplatz und Lagerhaus, seit 1329 befand sich auch in Weinkeller in den Gewölberäumen unterhalb der Lagerflächen. Sein Erscheinungsbild wird seit dem späten 16. Jahrhundert von den beiden im Zuge von Erweiterungsbauten errichteten Giebelfronten mit markanten, durch seitliche Voluten ornamentierten Dachgiebeln geprägt. Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde das Gewandhaus zwischen 1946 und 1954 unter freier Neugestaltung der ehemals verbauten Nordfassade sowie analytischer Rekonstruktion der beiden Renaissance-Giebel wiederaufgebaut. Als Gildehaus der Tuchhändler ist das Gewandhaus ein wichtiges Zeugnis für die Bedeutung Braunschweigs als mittelalterlicher Handelsplatz. Vermutlich schon seit dem 13. Jahrhundert gehörte Braunschweig der Hanse an, wobei gerade die Braunschweiger Tuche eine wichtige Handelsware im Fernhandelsnetz der Hanse darstellten. Gerade der mit seinen markanten Giebelseiten auf Schauwirkung bedachte Ausbau des Gewandhauses im späten 16. Jahrhundert illustriert den Wohlstand der Tuchhändler und somit auch der Stadt Braunschweig. Die unter der Leitung des Generalbaumeisters Hans Lampe von den beiden Steinmetzen Wolter Hasemann und Balthasar Kircher ausgeführten Giebelfronten gehören mit ihren durch Voluten verzierten Dachgiebeln zu den wichtigsten Beispielen für die Baukunst der Renaissance in Niedersachsen. Eine Analyse der dort realisierten Proportionssysteme, die vor allem dem Ostgiebel eine harmonische Wirkung verleihen, bildete nach der weitgehenden Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg für den Braunschweiger Architekten und Hochschullehrer Friedrich Wilhelm Kraemer ab 1946 die geistige Grundlage für den bewusst abstrahierenden und vereinfachenden Wiederaufbau des Gewandhauses. Kraemer übertrug das Prinzip von Fassadengliederungen nach Proportionsschemata dabei später auch auf andere Neubauentwürfe und machte es zudem zu einem Kernelement seiner Architekturlehre in der "Braunschweiger Schule". Die von Kraemer vereinfachte Nordfassade, einschließlich der Einbindung eines translozierten Zollhauses an der Ecke des Gewandhauses zur Martini-Kirche, bildet als Platzwand für den Altstadtmarkt eine wesentliche Komponente für die Raumfassung des Marktplatzes. Die Erhaltung des Gewandhauses liegt aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Ortsgeschichte von Braunschweig und als Dokument für die Wirtschaftsgeschichte der Hansezeit, wegen seiner baugeschichtlichen Bedeutung für die Baukunst der Renaissance und seiner künstlerischen Bedeutung durch die nach bewussten Proportionssystemen gegliederten Giebelfronten, als eines der frühesten Beispiele für einen abstrahierenden Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, durch seine Stellung im Werk von Friedrich Wilhelm Kraemer und als Beispiel für die von ihm mitbegründete "Braunschweiger Schule", sowie wegen seiner städtebaulichen Bedeutung als wesentlicher Bestandteil des Platzanlage des Altstadtmarktes im öffentlichen Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 36001530 | Marktplatz (Baukomplex) | Altstadtmarkt
36001616 | Altstadt (Baukomplex) | Altstadtbereich An der Martinikirche
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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