St. Ägidien
- Landkreis
- Braunschweig, Stadt
- Gemeinde
- Braunschweig, Stadt
- Gemarkung
- Innenstadt
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Braunschweig
- Adresse
- Ägidienmarkt 12 a
- Objekttyp
- Klosterkirche
- Baujahr
- 1282
- bis
- 1478
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 37218453
- Objekt-Nr.
- 91
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Dreischiffige, vierjochige Hallenkirche in Elmkalk- und Braunschweiger Rogenstein, größtenteils in Bruchsteinmauerwerk, von 1282 bis 1478 auf den Fundamenten des 1278 durch Brand zerstörten romanischen Vorgängerbaus von 1115 errichtet. Die geostete Benediktiner-Klosterkirche bildet einen Teil der ehemaligen Klosteranlage mit Konventsgebäuden. Hochgotische Bauausführung der Hallenkirche ohne Turm, lediglich die Mauerreste als Versuch der Errichtung einer Turmanlage im Westen sind erhalten geblieben. Polygonaler Fünfachtel-Chorabschluss des Hochchores und umliegender Chorumgang mit sieben Kapellen. Der innere Hochchor und der äußere Umgang sind in der Außenansicht optisch stark voneinander durch differierte Dachflächen abgegrenzt. Das Hauptschiff mit Querhaus unter hohen, mächtigen Satteldächern. Querhaus sowie Seitenkapellen mit parallel nach Norden und Süden angeordneten Dreiecksgiebeln unter Satteldächern mit alternierenden Blendmaßwerken. Die Fassaden nach Norden sind prunkvoller und detailreicher als nach Süden gestaltet, mit einem Portal mit tiefer, profilierter Laibung und dekorativ gestaltetem Wimperg, sowie hohen Maßwerkfenstern im Stil Rayonnant im Wechsel mit schlanken, fialbekrönten Strebepfeilern. Im Inneren befinden sich sichtbare, erhaltene Bauteile des romanischen Vorgängerbaus, kräftige Bündelpfeiler mit farblich dezent abgesetzten Diensten, die ein weit gespanntes Kreuzrippengewölbe tragen, im Chorumgang Kapitelle mit Laubwerk und Fabelwesen. Zur Ausstattung gehören die wiederverwendete, teils umgestaltete spätgotische Kanzel von berühmten Meister Hans Witten, sowie Kruzifixe aus dem 13. und 16. Jahrhundert. Das Holzdachwerk wurde dendrochronologisch auf die Jahre 1512-1514 datiert.
- Denkmalbegründung
- Die erste romanische Klosterkirche des Benediktinerklosters wurde an diesem Ort durch die Markgräfin Gertrud im Jahr 1115 gestiftet. Nach der Zerstörung des Bauwerks durch einen Stadtbrand im Jahre 1278 wurde unmittelbar mit einem gotischen Neubau an gleicher Stelle in gleichen Dimensionen begonnen. Beginnend an der Apsis unter Einbeziehung überlieferter Baureste des romanischen Vorgängers wurde der Sakralbau im Laufe der Jahrhunderte von Ost nach West sukzessiv errichtet. Nach der Wölbung des Querhauses um 1325 kam es zu einer Bauunterbrechung von fast 100 Jahren. Erst 1409 wurde wieder weitergebaut und ab 1440 das Langhaus mit den beiden westlichen Jochen, danach auch das mächtige Dach errichtet. Das Turmwerk blieb jedoch auch nach der Schlussweihe von 1478 unvollendet, das aufgehende mauerwerk wurde 1817 abgetragen. Als einzige der mittelalterlichen Kirchen Braunschweigs greift St. Aegidien in der Konzeption seiner Choranlage - mit dreizonigen Wandaufbau des Binnenchores, Chorumgang und Kapellenkranz - sowohl Formen der französischen Kathedralgotik auf, reflektiert aber auch gleichzeitig Grundrisslösungen, wie sie in einigen Zisterzienserkirchen des 13. Jh. verwirklicht wurden. Das Chorsystem schließt auf eine zunächst beabsichtigte basilikale Anlage des Langhauses, jedoch fand gegen Ende des 13. Jh. ein Planwechsel statt, sodass dieses im Konzept eines Hallenbaus errichtet wurde. Die Maßwerke der Kirche gehören zu den wenigen original erhaltenen Beispielen aus dieser Zeit. Auch die Nutzungsgeschichte der Klosterkirche unterlag einem stetigen Wandel: Nach Auflösung des Konvents im Jahre 1528 wurde die Kirche zunächst als ev.-luth. Pfarrkirche für die Klosterfreiheit genutzt, 1571 bezogen die Zisterzienserinnen das Kloster, ab 1605 befand sich im Kloster der evangelische Frauenkonvent. Im 18. Jh. fand der Sakralbau als Garnisonskirche seine Funktion, um 1811 erfolgte schließlich die Aufhebung der Kirche in Folge der Säkularisation während der französischen Besatzung. In Folge wurden die Kirchenhallen als Gefängnis, Militärdepot und Magazin sowie Konzertsaal und Museum genutzt. Nachdem die Kirche nach 1945 von der katholischen St. Nicolai-Gemeinde als Ersatzbau diente und in den 1970er Jahren umfangreicht renoviert wurde, dient sie seit 1980 unter dem Weihnamen St. Aegidien der katholischen Gemeinde. An der Erhaltung der Klosterkirche St. Ägidien besteht aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung im Rahmen der Ortsgeschichte, als Zeugnis- und Schauwert für Bau- und Kunstgeschichte, für Siedlungs-und Stadtbaugeschichte sowie für die Kultur- und Geistesgeschichte, durch die beispielhafte Ausprägung des hochgotischen Sakralbaustiles, aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung wegen nicht alltäglicher künstlerisch-handwerklicher Gestaltwerte, wie auch aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Ortsbild ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 35998937 | Altstadt (Baukomplex) | Altstadtbereich Hinter Ägidien
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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