Stadtkirche Bückeburg
- Landkreis
- Schaumburg
- Gemeinde
- Bückeburg, Stadt
- Gemarkung
- Bückeburg
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bückeburg
- Adresse
- Lange Straße
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- um 1610
- bis
- 1615
- Personen
- Haupt, Albrecht
Vries, Adrian de
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36822456
- Objekt-Nr.
- 19
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Lutherischer_Kirchenbau
- Beschreibung
- Die Bückeburger Stadtkirche liegt auf einem 10 Meter höher als der Markt gelegenem Eckgrundstück, wo sich die in Ost-West-Richtung verlaufende Hauptdurchfahrtstraße und die ehemals zum südlichen Stadttor führende Schulstraße treffen. Die von traditioneller Ostung in südöstliche Richtung abweichende Lage erhöht die Sichtbarkeit der Hauptfassade an der platzartigen Kreuzung. Der Massivbau ist eine achtjochige dreischiffige, kreuzrippengewölbte Hallenkirche mit dreiseitigem Chorschluss unter über dem Chor abgewalmtem Satteldach. Das strebepfeilergestützte, mit nur wenigen in Werkstein ausgeführten Elementen gegliederte Langhaus ist in Bruchstein gemauert und aufgrund der giebelständigen Disposition sowie der seitlichen Bebauung vom Straßenbereich aus kaum wahrnehmbar, es wird vielmehr geradezu verdeckt von einer hinter vorgelagerter Terrasse prachtvoll mit Elementen im Stil der deutschen Renaissance geschmückten Hauptfassade, auf die sich die Außenwirkung konzentriert. Sie ist durch Lisenen in drei vertikale, vollständig in Werkstein ausgeführte Abschnitte mit je einem Fenster achsensymmetrisch geteilt; in der Mitte befindet sich ein rundbogiges Hauptportal mit der Jahreszahl 1613. In einem gesprengten Giebel darüber wird das gräfliche Wappen von zwei antikisierenden Engelfiguren gerahmt. Eine Inschrift in der Gebälkzone in lateinischen Großbuchstaben "EXEMPLUM RELIGIONIS NON STRUCTURAE" (Beispiel der Andacht, nicht der Baukunst) verweist durch hervorgehobene Anfangsbuchstaben auf den Erbauer Ernst Graf zu Holstein-Schaumburg (1569-1622). Im Mittelpunkt des Giebeldreiecks befindet sich das große Ziffernblatt einer Uhr, darüber trennt ein Balkon den obersten Abschnitt mit einer ädikulaartigen Bekrönung zur Anbringung einer Glocke. Alle Hauptelemente sind plastisch von Pilastern, Voluten und anderen stiltypischen Dekorationen gerahmt. Das reiche Schmuck- und Bildprogramm setzt sich im Innern an der Innenausstattung mit den Emporen, der Fürstenloge, dem Orgelprospekt und dem Gestühl fort. Herausragende Ausstattungsstücke sind die Kanzel von 1614 und die im Mittelpunkt des Langhauses aufgestellte, 1615 datierte Taufe von Adrian de Vries (†1626). Der bauzeitliche Altar fiel zusammen mit der Orgel 1962 einem Brand zum Opfer und wurde rekonstruiert. Die um 1610 begonnene Kirche ist Teil des Ausbaus Bückeburgs zur Residenzstadt durch Graf Ernst, ihre Einweihung fand 1615 statt. Ein Baumeister ist bislang nicht namentlich nachweisbar; bekannt ist jedoch, dass die ursprüngliche Planung einen Turm vorsah, der aufgrund der schlechten Tragfähigkeit des Bodens aufgegeben wurde. Ab 1895 wurde das Kircheninnere einer durchgreifenden Renovierung durch den hannoverschen Architekten Albrecht Haupt (1532-1932) unterzogen, die bis heute das Bild des Innenraums bestimmt.
- Denkmalbegründung
- Die Stadtkirche ist abschließender Teil des stadtplanungsgeschichtlich bemerkenswerten, bis heute das Bild des Ortes prägenden Ausbaus Bückeburgs zur Residenzstadt zu Beginn des 17. Jh. durch den 1619 gefürsteten Grafen Ernst. Sie ist zusammen mit der etwa gleichzeitig gebauten Wolfenbütteler Hauptkirche Beatae Mariae Virginis einer der beiden ersten protestantischen Kirchengroßbauten und beispielhaft für die Adaption des Typs der spätgotischen Hallenkirche als Emporenkirche des neuen Bekenntnisses. Charakteristisch ist auch die Anwendung einer zeitgenössischen, nördlich der Alpen entwickelten Rezeption italienischer Renaissance; Teile der Kirchenausstattung und die sich am 1598 erschienenen Vorlagenwerk „Architectura“ von Wendel Dietterlin (~1550-1599) orientierende Hauptfassade dürfen zu den Höhepunkten dieses Stils gerechnet werden. Aufgrund des vielfältigen Zeugnis- und Schauwertes insbesondere für die Bau- und Kunstgeschichte sowie der städtebaulich ortsbildprägenden Bedeutung besteht ein öffentliches Interesse an der Erhaltung der Bückeburger Stadtkirche.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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